Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln
Anmerkung der Autorin:
Die Geschichte beruht auf der Vorstellung, dass
die Welt sich verändert hat, als das Schicksal sich zu erkennen gab. Alle
geschichtlichen Ereignisse müssen folglich neu definiert werden.
Der Zweite Weltkrieg hat stattgefunden, doch
kurz darauf erschien Danyel auf der Bildfläche. Der Fortschritt und die
technische Entwicklung sind anders verlaufen, als wir es kennen. Das Leben und
der Alltag sind nicht so, wie von uns gewohnt. Es gibt weder Mobiltelefone noch
das Internet, folglich fallen diese als Informations- und Kontaktmöglichkeit
weg.
Ein Großteil der Menschheit hat sich damit
abgefunden, zu wissen, wann das eigene Leben endet. Andere wiederum nutzen es
für ihre kriminelle Energie – denn kurz vor dem Tod hat eine Strafe für
begangene Verbrechen keine abschreckende Wirkung mehr …
Dieses Buch zu schreiben hat mich sehr gereizt.
Die Behauptung aufzustellen, das Schicksal wäre eine Person aus Fleisch und
Blut, nur äußerlich gleich einem Menschen – dennoch nicht mit einer Gottheit
oder Ähnlichem zu verwechseln – und mit einer Macht ausgestattet, die jegliche
Vorstellungskraft sprengt. Ein sichtbares, ja greifbares Wesen, welches alles
lenkt.
An dieser Stelle möchte ich noch
einen Hinweis der Lektorin aufgreifen. In der Geschichte erwähne ich bewusst
nicht, woher Danyel und seine Begleiter stammen. Wer sie schuf, oder was sie
sind. Danyel ist weder Gott noch eine vergleichbare Person. Er ist nicht der
Schöpfer. Man könnte seine
Entstehung physikalisch erklären, oder aber spirituell. Ich wollte weder das
eine noch das andere. Wie alles begann, darf sich jeder selbst ausmalen. Denn
ich möchte keine Richtung vorgeben.
Der Einfall kam spontan und schrie nach
Umsetzung. Geboren war die Idee für eine Geschichte, die nicht in eine
„Normschublade“ pas st. Sie hat mich nicht mehr
losgelassen und mich in Rekordtempo schreiben lassen. Ich hoffe, ihr
fühlt euch unterhalten und habt am Lesen so viel Spaß, wie ich am Schreiben
hatte! Kilian zeigte sich widerspenstig und änderte von selbst die Haarfarbe;
Monja erwies sich als junge Frau, die genau weiß, was sie will und Danyel am
Ende loszulassen, fiel mir unheimlich schwer … seid herzlich eingeladen, euch
selbst eine Meinung zu bilden, ob das Schicksal fair oder unfair ist.
Damit kein Missverständnis aufkommt: Die Welt
in dieser Geschichte ist nicht wie unsere. Die Weltbevölkerung wächst nicht so
rasant wie in der Realität. Das Schicksal muss pro Stunde die Lebenszeit von
ca. 7200 Neugeborenen festlegen. (Im Vergleich zur Realität: Laut aktuellen
Berechnungen werden jede Stunde rund 14.400 Babys geboren.)
Wenn der Mensch zum festgesetzten Zeitpunkt
stirbt, geschieht das meist im Schlaf. Das Herz hört auf zu schlagen.
Anders ist es, wenn der Mensch sich selbst
vergiftet, indem er Medikamente im Übermaß einnimmt, Drogen oder Alkohol
konsumiert oder sich anderweitig schädigt. Auf die Folgen hat das Schicksal
keinen Einfluss und die Bezeichnung ‚Schicksalsschlag‘ ist eine Erfindung des
Menschen.
Zu guter Letzt möchte ich einigen
Leuten danken:
Meiner Familie, für den Rückhalt
und die Beständigkeit.
Mick, für das erneute Ausleihen der
wachsamen Augen, die meine Macken finden und den ersten Entwurf gnadenlos
durchforstet haben.
Danke an die Lektorin Alex, die mit
einer ganzen Reihe Anmerkungen dafür gesorgt hat, dass alles ein wenig runder
wurde. So hoffe ich zumindest.
Danke an Simon, für das Aufspüren
der letzten Makel und Unstimmigkeiten.
Prolog
Die Welt hat sich verändert. Er hat sie
verändert.
Er ist der Bestimmer über die Lebenszeit. Die
Pflanzen und Tiere lassen sich leicht lenken, sodass er diesen nur wenig
Aufmerksamkeit schenken muss. Ganz anders verhält es sich bei den Menschen.
Danyel legt den Tag fest, an dem der natürliche Tod eintritt. Jeder Mensch auf
Erden weiß, wann dieser Moment ist. Sie haben es schriftlich, überbracht von
einem Boten binnen Stunden nach der Geburt. Ein nettes Willkommensgeschenk –
sofern die Eltern beim Entrollen des handgroßen Pergaments erleichtert
feststellen, dass er ihrem Kind mehrere Jahrzehnte des Lebens gewährt …
Danyel ist so alt wie der Planet. Langeweile
ist sein steter Begleiter. Seine Entscheidungen stützt er nicht auf Menschenkenntnis,
nicht auf Erfahrungswerte und auch nicht auf schwerwiegende Überlegungen. Wie
viel Zeit er dem neugeborenen Menschlein schenkt, liegt allein am Zufall oder
einem Spiel.
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