Entführung nach Dathomir
gegen die Jai geschlagen.«
»Und Sie haben gewonnen«, sagte Luke.
»Nein«, widersprach Augwynne. Sie lehnte sich mit dem Rücken an die Steinwand der Festung und verschränkte ihre Arme. »Wir haben nicht gewonnen. Am Ende haben sich beide Seiten zusammengesetzt, verhandelt und eine Einigung erzielt.«
Luke lachte. »Sie haben also das Schiff behalten, es aber dreihundert Jahre unbeachtet in der Wüste verrotten lassen? Wie sah diese Einigung aus?«
»Ich weiß es nicht«, gestand Augwynne. »Nur Mutter Rell war dabei, und ihr Geist ist umnachtet.«
»Mutter Rell?« wiederholte Luke, und plötzlich erfüllte ihn ein seltsames Gefühl des Friedens. Augwynne sah ihn fragend an, und Luke rannte durch den Korridor zu Rells Zimmer. Die alte Vettel saß wie beim erstenmal auf ihrem kissengepolsterten Steinblock. Kerzenlicht schimmerte auf ihren silbernen Haarsträhnen. Sie starrte blicklos vor sich hin.
»Mutter Rell, ich bin’s, Luke Skywalker«, sagte Luke, und die alte Vettel musterte ihn mit wäßrigen Augen.
»Was?« fragte sie. »Sind die Nachtschwestern alle tot? Haben Sie alle getötet?«
»Ja«, antwortete Luke.
Mutter Rell befeuchtete ihre Lippen. »Dann ist das Ende unserer Welt gekommen und eine neue hat begonnen, genau wie es Yoda vorhergesagt hat.« Luke bemerkte, daß er vor Aufregung zitterte. »Ich nehme an, Sie sind wegen den Aufzeichnungen hier?«
»Ja«, bestätigte Luke.
»Wissen Sie, wir wollten sie ebenfalls haben«, erklärte Rell. »Aber die Jai wollten uns nicht die Technologie geben, die wir brauchten, um sie zu lesen. Sie sagten, die Lehren wären zu mächtig, und solange es Nachtschwestern auf unserer Welt gäbe, könnten sie sie uns nicht überlassen. Yoda versprach, daß sie sie eines Tages mit unseren Kindern teilen würden.« Zittrig stand sie auf, beugte sich über den Steinblock und nahm das Kissen herunter. Der vermeintliche Block entpuppte sich als steinerner Kasten; sie versuchte vergeblich, den Deckel zu heben.
»Helfen Sie mir«, bat sie, und Luke wuchtete den schweren Steindeckel hoch. Im Inneren lag ein korrodierter Metallsafe mit einem altmodischen elektronischen Schloß. Die grüne Kontrolldiode an der Schloßleiste brannte noch immer. Luke musterte den Safe und gab Yodas Namen ein. Mit einem zischenden Laut öffnete sich die Safetür.
Der Safe war voller Lesedisketten – viele hundert Stück, die mehr Informationen enthielten, als ein Mensch in seinem ganzen Leben aufnehmen konnte.
Gegen Mittag holte eine hapanische Fähre Teneniel und Isolder ab. Luke, Han, Chewie, Leia und die Droiden brachten sie zum Schiff. Isolder bemerkte, daß er diesen Planeten nur ungern verließ. Leia umarmte beide, wünschte ihnen viel Glück und brach in Tränen aus, bis Teneniel sie daran erinnerte, daß sich Hapan der Neuen Republik angeschlossen hatte und ihre Wege sich von Zeit zu Zeit kreuzen würden.
Han schüttelte Teneniels Hand, klopfte Isolder freundschaftlich auf die Schulter und sagte: »Wir sehen uns, Schleimer. Paß auf die Piraten auf.«
Isolder lächelte. Die Hexen und Luke hatten ihr Bestes getan, um Hans gebrochenes Bein und beschädigtes Gebiß zu heilen, aber er trug noch immer eine Beinschiene. Han sah wie ein Pirat aus: dieselbe großspurige Art, der stolzierende Gang. Selbst mit einer Beinschiene konnte Han stolzieren. »Wir sehen uns, Flegel«, sagte Isolder, aber er wollte es nicht dabei belassen. »Wo wollt ihr denn eure Flitterwochen verbringen?«
Han zuckte die Schultern. »Ich hatte gehofft, hier auf Dathomir, aber in den letzten zwei Tagen ist es hier so ruhig geworden, daß ich fürchte, es wird zu langweilig für uns.«
»Vielleicht habt ihr Lust, euch die hapanischen Welten anzusehen«, schlug Isolder vor. »Ich bin sicher, daß du dort viel gastfreundlicher aufgenommen wirst, als bei deinem ersten Besuch.«
»Das Versprechen läßt sich leicht halten«, meinte Han. »Es genügt schon, wenn ihr nicht sofort auf mich schießt.«
»Das werden wir nicht«, versicherte Isolder, »obwohl ich vielleicht dein Gepäck nach Diebesgut durchsuchen lassen werde, wenn du wieder abreist.«
Han lachte und klopfte ihm auf den Rücken. Chewbacca und 3PO verabschiedeten sich ebenfalls, und dann war Luke an der Reihe. Der Jedi hatte sich bis jetzt im Hintergrund gehalten und sie konzentriert beobachtet. Es war von seiner Seite her kein tränenreicher Abschied. Er nahm Teneniels Hand, hielt sie einen Moment und sah ihr in die Augen – nein, er sah durch sie
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