Enthüllung
Benedict.
»Eigentlich nicht. Im Marketing haben wir immer viel Zeit damit verbracht, die wichtigsten Eigenschaften der neuen Produkte herauszufinden, und die meisten von uns konnten sich mit den Technikern gar nicht unterhalten. Ich dagegen schon. Warum, weiß ich auch nicht. Ich habe keine technische Au s bildung, aber ich konnte mit den Jungs immer gut reden. Ich wußte immer mindestens so viel, daß sie mich nicht verscheißern konnten. Es dauerte nicht lange, da war ich eben der Typ, der die Gespräche mit den Technikern führte. Und vor acht Jahren hat Garvin mich dann gefragt, ob ich nicht eine Abteilung leiten wollte. Und jetzt bin ich hier.«
Das Freizeichen ertönte. Sanders warf einen Blick auf seine Armbanduhr. In Kuala Lumpur war es jetzt kurz vor Mitte r nacht. Er hoffte, daß Arthur Kahn noch wach war. Sekunden später ertönte ein leises Klicken, und eine leicht benommen klingende Stimme sagte: »Ja? Hallo?«
»Arthur, hier spricht Tom.«
Arthur Kahn hustete dumpf. »Ah, Tom! Gut!« Er hustete noch einmal. »Hast du mein Fax bekommen?«
»Ja.«
»Na, dann weißt du ja alles. Ich verstehe nicht, was da los ist«, sagte Kahn. »Den ganzen Tag habe ich in der Fabrik verbracht. Mußte ich – Jafar ist ja weg.«
Mohammed Jafar hatte die Aufsicht über die Produktionshalle in Malaysia und war ein sehr fähiger junger Mann. »Jafar ist weg? Warum denn?«
Ein statisches Knistern ertönte. »Er wurde verflucht.«
»Das habe ich jetzt eben nicht verstanden.«
»Jafar wurde von seiner Cousine verflucht, daraufhin ist er weggegangen.«
»Was?«
»Ja – kaum zu glauben, nicht? Er sagt, die Schwester seiner Cousine in Johore hat einen Hexer damit beauftragt, ihn zu verzaubern, und er ist zu den Orang-Asli-Hexendoktoren gerannt, um sich einen Gegenzauber verpassen zu lassen. Diese Eingeborenen fuhren ein Krankenhaus in Kuala Tingit, mitten im Urwald, ungefähr drei Stunden von Kuala Lumpur entfernt. Ist sehr berühmt, viele Politiker gehen hin, wenn sie krank sind. Jafar läßt sich dort behandeln.«
»Wie lange soll das denn dauern?«
»Ich habe keinen Schimmer. Die anderen Arbeiter meinen, so was dauert ungefähr eine Woche.«
»Und was ist mit dem Fließband los, Arthur?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Kahn. »Ich bin mir gar nicht sicher, daß es etwas mit dem Fließband ist. Aber die Geräte, die wir herstellen, sind sehr langsam. Bei Stichproben einzelner Geräte haben wir ständig Zugriffszeiten über 100 Millisekunden. Wir wissen nicht, warum sie so langsam sind, und wir wissen auch nicht, wie es zu den Schwankungen kommt. Aber die Techniker hier tippen auf ein Kompatibilitätsproblem zwischen dem Steuer-Chip, der die Split-Optik einstellt, und der CD-Treiber-Software.«
»Du meinst, daß die Steuer-Chips nichts taugen?« Die Chips wurden in Singapur hergestellt und über die Grenze nach Malaysia zur dortigen Fabrik transportiert, wo die Montage erfolgte.
»Keine Ahnung. Entweder taugen sie nichts, oder der Fehler liegt im Treiber-Code.«
»Was ist mit dem Bildschirmflackern?«
Kahn hustete. »Das halte ich für ein Konstruktionsproblem, Tom. Wir können das so nicht bauen. Die Stecker, die den Strom zum Bildschirm fuhren, sind im Inneren des Plastikgehäuses angebracht. Sie sollen den elektrischen Kontakt aufrechterhalten, egal, wie man den Bildschirm bewegt. Aber die Stromz u fuhr wird immer wieder unterbrochen. Wenn man das Gelenk bewegt, geht der Bildschirm an und aus.«
Sanders hörte ihm stirnrunzelnd zu. »Das ist aber im Grunde Standard, Arthur. Jeder Laptop auf der ganzen Welt hat die gleiche Gelenkform. Es ist schon seit zehn Jahren das immer gleiche.«
»Ich weiß«, erwiderte Kahn. »Aber das unsere funktioniert nicht. Macht mich ganz verrückt.«
»Du mußt mir sofort ein paar Geräte schicken.«
»Habe ich bereits veranlaßt. Wir haben sie mit DHL g e schickt. Du kriegst sie heute abend, spätestens aber morgen.«
»Okay.« Nach einer kurzen Pause fügte Sanders hinzu: »Wie lange wird es deiner Ansicht nach mindestens dauern, Arthur?«
»Tja, also im Augenblick schaffen wir unsere Produktion s quoten nicht und stellen ein Produkt her, das 30 bis 50 Prozent langsamer ist als geplant. Das sind keine guten Nachrichten, ich weiß. Wir haben da kein sensationelles CD-Laufwerk, Tom – es ist nur um ein geringes besser als das, was Toshiba und Sony schon längst auf den Markt gebracht haben. Und die machen ihre Geräte wesentlich billiger. Wir haben also ziemlich große
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