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Enthüllung

Enthüllung

Titel: Enthüllung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Kontrolle geraten.«
    »Das hat man nun davon, daß man mit Kindern spielt«, meinte Benedict. DigiCom war bekannt für seine jungen Angestellten.
    »Von wegen! Ich habe Punkte gemacht!« sagte Sanders.
    »Was Sie nicht sagen!«
    »Allerdings! Sogar das spielentscheidende Touchdown! Die Endzone grandios durchlaufen! Aber dann sind sie über mich hergefallen.«
    Sie reihten sich in die Schlange vor der Hauptdeckcafeteria ein. »Ehrlich gesagt hatte ich ja angenommen, daß Sie heute morgen gestiefelt und gespornt und viel zu früh in Ihrer Firma erscheinen würden«, sagte Benedict. »Heute ist doch der große Tag bei DigiCom, oder nicht?«
    Sanders nahm seinen Kaffee vom Tresen, gab Süßstoff hinzu, rührte um. »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Aber heute wird doch die Fusion bekanntgegeben!«
    »Welche Fusion?« fragte Sanders kühl. Die Fusion war g e heim; nur einige wenige leitende Angestellte von DigiCom wußten etwas darüber. Er sah Benedict mit nichtssagendem Blick an.
    »Also, bitte!« erwiderte der. »Ich habe doch gehört, daß die Sache praktisch unter Dach und Fach ist und daß Bob Garvin die Umstrukturierung, die auch einige Beförderungen beinhaltet, heute bekanntgibt.« Benedict nippte an seinem Kaffee. »Garvin tritt ab, was?«
    Sanders zuckte mit den Achseln. »Abwarten.« Es war ganz offensichtlich, daß Benedict ihn aushorchen wollte, aber Susan arbeitete viel mit Anwälten aus Benedicts Sozietät zusammen – Sanders konnte es sich nicht leisten, grob zu werden. G eschäftsbeziehungen waren deutlich komplizierter geworden, seit praktisch jeder Mann eine arbeitende Ehefrau oder Freundin hatte.
    Die beiden gingen aufs Deck hinaus, stellten sich an die Backbord-Reling und sahen zu, wie die Häuser von Bainbridge Island allmählich verschwanden. Sanders machte eine Kop f bewegung zu dem Haus am Wing Point, das Warren Magnuson jahrelang als Sommerresidenz gedient hatte, als er noch Senator war.
    »Soll gerade wieder verkauft worden sein.«
    »Wirklich? Wer hat es gekauft?«
    »Irgendein kalifornisches Arschloch.«
    Bainbridge verschob sich in Richtung Heck. Sie sahen auf das graue Wasser des Füget Sound hinaus. Der Kaffee dampfte in der Morgensonne. »Sie glauben also nicht, daß Garvin abtritt?«
    »Das weiß niemand«, antwortete Sanders. »Bob hat das U n ternehmen vor 15 Jahren aus dem Nichts aufgebaut. Als er anfing, verkaufte er nachgemachte Modems aus Korea, zu einer Zeit, wo noch kein Mensch wußte, was ein Modem ist. Mittlerweile hat die Firma drei Gebäude in der Innenstadt und große Fabriken in Kalifornien, Texas, Irland und Malaysia. Er baut Modems, die nicht größer sind als eine Zehn-Cent-Münze, er bringt Fax-und E-Mail-Software auf den Markt, er stellt CD-ROMs her, und er hat patentierte Verfahren entwickelt, die ihn im kommenden Jahrhundert auf dem Bildungssektor mit Sicherheit zum Marktführer machen. Für Bob hat sich vieles geändert, wenn man bedenkt, daß er mal 300-Baud-Modems unter die Leute gebracht hat. Ich kann wirklich nicht sagen, ob er in der Lage ist, das einfach so aufzugeben.«
    »Aber die Fusionsbedingungen erfordern das doch, oder nicht?«
    Sanders grinste. »Wenn Sie irgend etwas über eine Fusion wissen, Dave, dann müssen Sie es mir unbedingt erzählen«, sagte er. »Ich habe nämlich nicht das geringste darüber gehört.« In Wahrheit waren Sanders nur die genauen Konditionen der bevorstehenden Fusion unbekannt geblieben. Zu seinem Arbeitsbereich gehörte die Entwicklung von CD-ROMs und elektronischen Datenbanken. Dies waren zwar für die Zukunft des Unternehmens wichtige Bereiche – sie bildeten das Hauptmotiv für die Übernahme DigiComs durch Conley-White –, im Grunde allerdings rein technische Bereiche. Und für die Firmenleitung war Sanders in erster Linie Techniker. Über die auf allerhöchster Ebene getroffenen Entscheidungen wurde er nicht informiert.
    Er sah darin eine gewisse Ironie. In früheren Jahren, als er noch in Kalifornien arbeitete, hatte man ihn in alle Überlegu n gen mit einbezogen, die das Management betrafen, aber seit seiner Versetzung nach Seattle vor acht Jahren war er aus den inneren Zirkeln der Macht gedrängt worden.
    Benedict trank einen Schluck Kaffee. »Also, ich habe gehört, daß Bob auf jeden Fall abtritt und daß er eine Frau zur Vized i rektorin machen wird.«
    »Wer hat Ihnen das erzählt?« wollte Sanders wissen.
    »Er hat doch schon einen weiblichen Finanzmanager, oder?«
    »Ja, klar. Schon seit langem.« Stephanie

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