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Enthuellungen eines Familienvaters

Enthuellungen eines Familienvaters

Titel: Enthuellungen eines Familienvaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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versprochen, sich anständig zu benehmen. Er hat mich im Grunde gern; und gelegentlich erzählt er mir, da wir ja jetzt wieder Freunde geworden sind, allerlei Episoden aus meiner Kindheit.
    „Einmal“, erzählte mir Giacinto, „Sie waren drei Tage alt und konnten meine Ratschläge noch nicht verstehen, einmal waren Sie im Begriff, aus dem Bett zu fallen. Ein Millimeter, und Sie wären herausgestürzt. Niemand war im Zimmer, und ich war, was ich eben bin: Luft. Wie sollte ich Sie aufhalten? Da habe ich den lieben Gott gebeten: Lieber Gott, gib meinen Händen für eine Sekunde Fleisch und Bein — ich verzichte auf die Unsterblichkeit. Und der liebe Gott gab meinen Luft-Händen für eine Sekunde Fleisch und Bein, und ich habe Sie gerettet. Wenn Sie sterben werden, werde auch ich sterben, Herr.“
    Giacinto wird also mit mir sterben. Wie mein Schatten. Ich werde also auch ohne Giacinto in die Ewigkeit aufsteigen.
    Ich habe Kinder. Aber auch sie werden mich verlassen! Die Väter steigen allein in den Himmel auf, sie bitten den lieben Gott, daß keines ihrer Kinder sie begleite. Sie hoffen vielmehr, daß bei der Geburt ihrer Kinder durch einen plötzlichen Fortschritt ein neues Gesetz in Kraft tritt, das den Menschen die Unsterblichkeit sichert. Ich habe eine alte Frau Flaminia, ich habe einen alten Herrn Luigi, ich habe einen Bruder, der noch immer nicht seinen idealen Beruf gefunden hat, ich habe eine Schwester, die ein großartiges Speisezimmer gekauft hat
    Auch sie werden mich verlassen. Jeder wird auf eigene Faust zum Himmel aufsteigen. Die Seelen können nicht in Gesellschaft reisen, auch wenn sie bei noch so vielen Vereinen oder Parteien eingeschrieben sind.
    Ich habe sechshundertzehn Kubikmeter von Mailand, mit allerlei Dingen drin, auf die man sich setzen, auf denen man sich ausstrecken kann, Dinge zum Essen, zum Arbeiten.
    Auch sie werden mich verlassen. Die Kubikmeter von Mailand werden für einen gewissen Betrag vermietet und gehören in alle Ewigkeit dieser ungewöhnlichen Stadt.
    Meine Dinge werden eines Tages, wer weiß wann, von Leuten mit langen Schnurrbärten auf einen Wagen geladen werden. Und meine Seele wird in die Höhe segeln, in den Himmel über der Calatafimistraße, in den Himmel über dem Markt von Senigallia. Und mitten in den Trümmern von tausend Schiffbrüchen wird sie ihre Trümmer suchen. „Das ist ja mein Lehnstuhl“, wird sie sagen. „Das ist ja der Rahmen mit der uralten Gruppenaufnahme. Das war ich, ich erkenne mich wieder, das war mein Herr Direktor, das ist der Sohn des Hausherrn...“
    Dann werde ich meinen Tisch sehen, ich werde hingehen und ihn aus der Nähe betrachten. „Da, ich hab’s ja gesagt, der Tischler hat mich betrogen. Jetzt, wenn der Tisch ganz aus dem Leim gegangen ist, merkt man, was für schlechtes Holz er für die Einfassung verwendet hat.“
    Vielleicht werde ich auch meine Hosen voller Flecken und Flicken sehen. Meine Schreibmaschine, meinen Fotoapparat, mein Grammophon.
    Vielleicht werde ich etlichen Radfahrern nachsetzen müssen, um den zu finden, der auf meinem großartigen leichten Fahrrad radelt. Ich habe so viele Dinge, sagt Margherita. Aber diese Dinge werden mich verlassen. Alle. Auch meine Stimme. Auch meine Stimme wird erlöschen, zugleich mit Giacinto und meinem Schatten.
    Ich habe so viele Dinge, eine ganze kleine Welt. Ich habe auch Margherita.
    Aber ich will nicht, daß sie mir folgt. Sie muß hierbleiben. Sie muß tausend Jahre leben, denn irgend jemand muß doch auf der Erde an mich denken.
    Die Kinder denken nicht an die Väter. Die Kinder denken an die Väter nur als an strenge Herren mit Schnurrbart, die nicht wollten, daß die Söhne rauchen, die nicht wollten, daß die Söhne Geld ausgeben, spät heimkommen, mit Mädchen herumziehen, die wegen einer schlechten Note brüllten.
    Die Söhne wissen nicht, daß auch die Väter jung gewesen sind und mit einem heulenden kleinen Bündel auf dem Arm vor dem Radio getanzt haben, um das heulende Bündel zum Lachen zu bringen.
    Ich habe so viele Dinge in diesen sechshundertzehn Kubikmetern von Mailand. Aber alle werden mich eines Tages verlassen. Meine Erinnerungen werden mich jedoch nicht verlassen. Und das macht mich noch betrübter.
    Alles ist ruhig in meinen sechshundertzehn Kubikmetern von Mailand. Meine Kinder schlafen. Die Schreibmaschine schweigt. Nur die Uhr schweigt nicht; sie ist zu Späßen aufgelegt und erinnert die Ewigkeit daran, daß sie aus Minuten und Sekunden besteht. Frau

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