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Enthuellungen eines Familienvaters

Enthuellungen eines Familienvaters

Titel: Enthuellungen eines Familienvaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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solange die Kinder noch auf dem Lande seien.
    „Heute abend will ich mich amüsieren, und zwar allein“, beschloß sie. „Ich gehe tanzen.“
    Ich machte sie auf die Ungenauigkeit ihrer Ausdrucksweise aufmerksam: um sich tanzend zu amüsieren, müsse man mindestens zu zweit sein, außer man wolle sich als Solotänzer produzieren, was aber für eine Familienmutter wenig ratsam sei. Margherita erklärte mir hierauf, „allein sein“ bedeute: ohne mich. „Worauf es ankommt, ist, daß du nicht bei mir bist, Giovannino. Ich bin es überdrüssig, ohne einen Augenblick der Erholung immer dein Gesicht zu sehen. Es ist ein Alpdruck für mich geworden, dein Gesicht, ein wahres Damokles-Gesicht.“
    „Gute Unterhaltung“, sagte ich. „Ich werde ins Kino gehen.“
    „Wie du willst“, antwortete Margherita. „Aber zuerst wirst du mich zum Tanzen begleiten. Ich fürchte mich, in der Nacht allein zu gehen. Und dann kommst du mich abholen. Es wäre zwar nicht nötig, denn ich finde Kavaliere genug, die mich nach Hause begleiten. Aber ich vertraue mich nicht jedem an; es könnten ja verkleidete Räuber sein.“
    Am Abend begleitete ich sie hin und tat, als ginge ich wieder fort. Doch statt dessen ging ich auch hinein, hielt mich unauffällig im Hintergrund und entdeckte einen Tisch, der durch eine große grüne Pflanze verdeckt und von Margheritas Tisch weit entfernt war. Wenn ich einen Zweig nur um ein paar Zentimeter wegbog, konnte ich Margherita genauestens sehen, ohne von ihr gesehen zu werden. Nach drei Tänzen war Margherita immer noch allein, und um halb elf hatte sich noch niemand ihrem Tisch genähert, obwohl er sehr gut sichtbar war.
    Ein schwatzhafter Bursche kam und setzte sich neben mich. „Fade Angelegenheit“, sagte er lachend zu mir. „Alle Frauen sind in Begleitung; einer, der ohne Mädchen zum Tanzen kommt, kann nichts ausrichten.“
    „Mir scheint, Sie übertreiben“, sagte ich; „nicht alle sind in Begleitung. Es sind auch alleinstehende Frauen hier.“
    Aufmerksam beobachtete der Bursche die wenigen Damen, die allein waren.
    „Die da muß eine vollkommene Gans sein“, teilte er mir mit. „Schauen Sie, ein typischer Stockfisch! Die klassische, säuerliche, trockene, eckige alte Jungfer; und sie tanzt bestimmt, als ob sie die Beine in Gips hätte. Schauen Sie, ob ich recht habe!“
    „Die blonde Dicke im grünen Kleid?“ fragte ich.
    „Nein, die da links mit dem gelben Kleid und dem Täschchen auf den Knien. Haben Sie sie gesehen?“
    Ich hatte sie gesehen, und es handelte sich natürlich um Margherita, die tatsächlich den Eindruck eines getrockneten Stockfisches machte, der die Mondäne spielen will.
    „Uff“, grinste der Bursche. „Schauen Sie unter den Tisch! Sie hat die rechte Hinterflosse aus dem Schuh gezogen. Die hat Frostbeulen. Armes Huhn von einer Jungfer!“ — „Aber“, erwärmte ich mich, „mir scheint sie alles in allem nicht übel. Ich an Ihrer Stelle würde es versuchen. Schließlich handelt es sich ja nur um einen Tanz. Wenn es nicht geht, grüßen Sie und kommen zurück.“
    „Solche Experimente machen mir keinen Spaß“, antwortete er. Nachdem er aber mit mir über drei oder vier andere alleinstehende Frauen diskutiert hatte, faßte er einen Entschluß.
    „Ich versuche es mit dem gelben Vogel dort in der Ecke. Wenn Sie mich in einer heiklen Lage sehen, rufen Sie das Überfallkommando; verlassen Sie mich nicht!“
    Der junge Mann kehrte nicht zurück. Ich sah ihn am Tisch der gelben Dame, und die gelbe Dame redete und redete und gestikulierte, und der Bursche schwieg und schwieg und beschränkte sich darauf, mit dem Kopf zu nicken und mir gelegentlich angsterfüllte Blicke zuzuwerfen.
    Es war dreiviertel zwölf, und mein armer Stockfisch mit dem ausgezogenen Schuh saß noch immer dort an seinem Tisch, und eine plötzliche Trauer sprang mich an, denn hinter Margherita stand das unvergleichliche Phantom meiner Jugend.
    Während die Leute tanzten, ging ich vorsichtig den Saal entlang und stand dann plötzlich, als sei ich eben hereingekommen, hinter Margherita
    „Ich bin gerade zum letzten Tanz zurechtgekommen“, sagte ich. „Oder hast du schon eine Vormerkung ,“
    Margherita stand auf, ohne ein Wort zu sprechen, und schlüpfte dabei ganz unbefangen in ihren Schuh.
    „Natürlich hast du dir, wie gewöhnlich, keinen Tanz entgehen lassen“, sagte ich. „Stimmt’s?“
    „Wenn dir morgen die Füße wehtun, lache ich“, fügte ich mit gespielter

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