Entscheidung der Herzen (German Edition)
können.«
»Ja, wir haben alles verloren, auβer unserem Titel.«
Er lachte dunkel und keineswegs fröhlich. »Ich bin wohlder ärmste Lord im ganzen Königreich England und der Clan, dem ich vorstehe, ist wohl der erbärmlichste. Und mit Sicherheit der einzige, dessen Lord sich bei einem nicht adligen Gutsbesitzer während der Ernte als Schnitter betätigen muss, um nicht den Hungertod zu sterben.«
»Steht es wirklich so schlecht, Cassian?«
»Ich hatte gehofft, dass der Tod meines Vaters dem Elend ein Ende bereiten würde. Ja, ich war so töricht zu glauben, dass es noch Mitgefühl unter den Menschen gibt.
Doch ich habe mich getäuscht. Sir Humbert hat sich restlos an unserem Besitz bedient. Selbst die Mitgift meiner Mutter ist vollständig an ihn übergegangen. Das Einzige, das mir noch geblieben ist, ist das alte Gutshaus in der Nähe der Wälder von Nottingham. Doch auch das werde ich nicht mehr lange halten können. Der Regen tropft durch das kaputte Dach, die Wände zeigen Risse, die Fenster sind schon lange zerbrochen und mussten zum Schutz gegen die nächtliche Kühle mit Ölpapier verhängt werden.«
»Es tut mir so Leid. Wenn ich dir nur helfen könnte !«
Cassian lächelte. »Du hilfst mir doch! Deine Liebe ist es, die mich nicht verzagen lässt. Ich hatte mich schon aufgegeben, aber dann kamst du und gabst meinem Leben wieder einen Sinn. Ich werde mir alles, was mir gehört, zurückholen. Das habe ich mir geschworen. Ich möchte deiner würdig sein und dich eines Tages zum Altar führen. Eine hoch geachtete Lady von Arden sollst du werden, eine Lady, der es an nichts fehlt. Ich werde dich in Samt und Seide hüllen, dich mit Perlen und Gold schmücken. Du sollst in den weichsten Kissen schlafen und auf purpurroten Teppichen laufen. Ich werde es schaffen, Cathryn. Eines Tages habe ich alles zurück, was mein Vater verloren hat.«
Cathryn seufzte. »Ach, wenn es doch schon so weit wäre!«
»Habe nur Geduld, meine Liebste. Nur noch ein wenig. Oliver Cromwell hat zwar den König ermorden lassen und ein fragwürdiges Parlament eingerichtet, doch wird dies nicht für die Ewigkeit sein. Schon bald wird es kein Parlament mehr geben. Es kriselt an allen Ecken und Enden. Cromwells Demokratie, die ihren Namen nicht verdient, kann nur noch mit Waffengewalt gehalten werden. Die Monarchie wird wieder auferstehen. Wenn es eine Gerechtigkeit in diesem Land gibt, so wird mir der König dann helfen, meine Ländereien zurückzubekommen.«
»Der verdammte Bürgerkrieg ist Schuld an allem. Wenn ihr doch keine Katholiken wärt! Warum nur hat dein Vater im Krieg auf Seiten von König Karl I. gekämpft?«
Cassian zuckte hilflos mit den Achseln. »Es ist nicht meine Schuld«, sagte er. »Ursprünglich stammen die Lords von Arden aus den Highlands. Sie haben vor etwa zweihundert Jahren, während der Rosenkriege, Schottland verlassen und sich in der Nähe Nottinghams angesiedelt. Doch ihrem Glauben sind sie treu geblieben. Niemand hat sich je daran gestört. Erst als auf dem Kontinent der Dreiβigjährige Krieg ausbrach, entbrannte auch auf unserer Insel ein erbitterter Streit um Gott. Katholiken kämpften plötzlich gegen Puritaner. Mein Vater hat auf der Seite König Karls gekämpft, weil es seine Lehenspflicht war. Und wie du weiβt, sind alle Anhänger des Königs vom Rumpfparlament enteignet worden. Mehr als die Hälfte unseres Besitzes wurde eingezogen. Sir Humbert war es, der öffentlich behauptet und unter Eid geschworen hat, wir wären König Karl I. noch über dessen Tod hinaus treu ergeben und versuchten, unsere Manors zueiner katholischen Insel inmitten der Puritaner zu machen. Das war eine Lüge, doch schenkte man in diesen Zeiten einem puritanischen Sir eindeutig mehr Glauben als einem katholischen Lord.«
Cassian ballte die Fäuste. »Eines Tages werde ich mit Sir Baldwin Humbert abrechnen! Eines Tages wird er mir alles, was er den Ardens durch Lügen und Betrügen genommen hat, wiedergeben müssen.«
»Ich weiβ«, seufzte Cathryn. »Vielen ist es ergangen wie deiner Familie.«
»Und den Rest hat dann ein Brand besorgt. Ich verstehe bis heute nicht, wie es in einer regnerischen, feuchten Nacht zu einem so verheerenden Flammenunglück kommen konnte. Einem Brand, der alles, was wir noch besessen haben, bis auf den letzten Schemel vernichtet hat. Man sagte damals, es wäre nicht alles mit rechten Dingen zugegangen. Einige unserer Feldpächter wollen Sir Baldwin Humbert in der Nähe unseres Schlosses
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