Entscheidung der Herzen (German Edition)
los?«, fragte das Mädchen und betrachtete die ernsten Mienen ihrer Eltern. »Habe ich etwas verbrochen?«
Wie auf Befehl schüttelten beide die Köpfe.
»Du wirst bald 18 Jahre alt, Cathryn. Bist eine erwachsene Frau, kein Kind mehr.«
Cathryn nickte. »Ich weiβ, Vater, weiβ es besser als du denkst.«
Lord Arthur lieβ sich durch ihren Einwurf nicht beirren. Er sah sie an, dann seufzte er und fuhr fort. »Es wird Zeit, dass du heiratest.«
»Ja?«
Wieder seufzte Lord Arthur, wechselte mit seiner Frau einen Blick und legte seine Hand auf Elizabeths Arm.
»Sir Baldwin Humbert hat gestern um deine Hand angehalten. Wir haben beschlossen, seinen Antrag anzunehmen. Cathryn, in einem Monat wirst du seine Frau werden!«
»Niemals!«
Cathryn war so brüsk aufgestanden, dass der Stuhl hinter ihr umkippte und polternd zu Boden fiel.
»Niemals werde ich Sir Baldwin heiraten. Eher schlieβe ich einen Pakt mit dem Teufel.«
Elizabeth tätschelte ihrer Tochter den Arm. »Beruhige dich, Kind. Es gibt Schlimmeres auf der Welt als eine Ehe mit Baldwin Humbert.«
Doch Cathryn wollte sich nicht beruhigen. Wütend stampfte sie mit dem Fuβ auf den Boden wie ein kleines Kind. »Ich werde mich nicht beruhigen und ich werde Baldwin Humbert nicht heiraten!«, rief sie.
»Schluss jetzt!«
Die Stimme Lord Arthurs ertönte wie ein Donnerhall. Cathryn zuckte zusammen.
»Du tust, was wir dir sagen. Die Ländereien Humberts grenzen nun an unseren Besitz.«
»Die Arden-Ländereien wolltest du sagen«, warf Cathryn ein. »Die Felder und Wälder, die Humbert den Ardens geraubt hat.«
Lord Arthur zuckte mit den Achseln. »Nicht alles auf der Welt ist gerecht. Das Land hat schwere Zeiten hinter sich. Jetzt jedenfalls ist Sir Humbert unser Nachbar. Heiratest du ihn, so sind alle Grenzstreitigkeiten beendet. Eure Nachkommen werden die gröβten Grundbesitzer in der ganzen Nottinghamer Gegend sein.«
»Du willst mich mit diesem Scheusal verheiraten, nur damit er uns nicht weiter die Tiere von der Weide stiehlt? Du willst deine einzige Tochter gegen ein paar Schafe und Kühe eintauschen?«
»Rede nicht so!«, bat Elizabeth. »Du weiβt genau, dass wir dich lieben und dein Glück im Auge haben. Sir Baldwin istreich. Es wird dir an nichts mangeln. Und er ist mächtig, hat sogar einen Sitz im Parlament von Nottingham. Wir können es uns nicht leisten, noch länger in Feindschaft mit ihm zu leben.«
»Ihr wollt mich mit einem Halunken verheiraten!«
Cathryn bückte sich nach dem umgestoβenen Stuhl, lieβ sich auf ihn fallen und schüttelte den Kopf. »Ich kann es nicht glauben. Meine Eltern, die behaupten, mich zu lieben, wollen mich mit dem gröβten Halunken der ganzen Gegend vermählen.«
»Du bist eine Lady, Cathryn, keine Krämerstochter. Es geht nicht um Gefühle und Zuneigungen. In unserem Stand wird Besitz mit Besitz verheiratet. Sir Baldwin ist Puritaner. Und die Puritaner haben nun einmal unter Cromwell das Sagen.«
»Puritaner, pah! Baldwin ist ein Heuchler, nicht mehr und nicht weniger. Seine Reden sind zwar mit Bibelsprüchen durchsetzt, doch glaubt er sie selbst nicht. Seine Seele wird erbaut und geängstigt von den Gedanken an Gott, sagt er. Ich aber bestreite, dass er überhaupt eine Seele hat. Tag für Tag läuft er in schwarzer Kleidung umher. Nicht das kleinste Schmuckstück ziert ihn. Er hasst Tanz, hat sogar den Maibaum verboten. Auf seinen Manors gibt es nicht einmal an hohen Festtagen Hahnenkämpfe oder Stierhetzen. Gaukler und fahrende Schauspieler lässt er mit Knüppeln von seinem Hof jagen. Niemals geht er in ein Theater, hält sich von allen Festen fern. Er verachtet die Frauen und hält Schönheit für ein Teufelswerk. Nicht einmal weltliche Musik duldet er in seinem Haus. Kirchenlieder müssen die Mägde singen. Tun sie es nicht, so nennt er sie »Hurenstücke« und treibt sie mit Schlägen aus dem Haus.«
»Sir Baldwin Humbert ist ein einflussreicher, gottesfürchtiger Mann. Mag sein, dass er in einigen Dingen ein wenig streng ist, doch hat Strenge noch niemals jemandem geschadet.«
Lord Arthur griff nach einer kleinen Karaffe und goss sich ein Glas Portwein ein. In einem einzigen Zug trank er das Glas aus.
»Die meisten Männerverändern sich, wenn sie sich in eine Frau verlieben. Sie werden sanfter, nachsichtiger und geduldiger. Du bist jung, du bist schön und du hast die Macht, aus Sir Baldwin Humbert einen angenehmen Zeitgenossen zu machen. Nutzte diese Chance, denn er ist sehr verliebt in
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