Entscheidung des Schicksals
schlichte Accessoires stehen Ihnen“, sagte seine Mutter. „Was meinen Sie?“
„Ja, schön. Danke“, murmelte Addie.
„Sie haben gar nicht hingesehen, Liebes.“
Nervös schaute Addie in den Spiegel. Mrs. Kendrick hatte ihr vorgeschlagen, das Haar hinter die Ohren zu streichen, damit die goldenen, zu den Knöpfen der Kostümjacke passenden Stecker zu sehen waren. Das dezente Makeup ließ ihre Augen dunkler wirken und verlieh ihr einen schimmernden Teint.
Nur ihre Fingernägel waren hoffnungslos. Sie hatte das Wochenende damit verbracht, Jackson beim Zurückschneiden zu helfen, und obwohl sie sie gefeilt und durchsichtig lackiert hatte, würde niemand sie für eine feine Dame halten.
Trotzdem fühlte sie sich dank Mrs. Kendricks Bemühungen so wohl in ihrer Haut, dass sie sich darauf konzentrieren konnte, wie sie mit Helene und der Presse umgehen sollte.
Gabes Mutter sammelte zusammen, was sie nicht brauchten. „Ich hole meinen Mantel und treffe Sie in der Halle. Bentley wird uns fahren. Haben Sie Ihren Bericht?“
„Der ist unten in der Küche.“
„Ina wird ihn uns bringen.“ Sie ging zur Tür und drehte sich um. „Noch eines, Addie. Ich kann Ihnen noch so oft sagen, dass Sie vor Helene und ihrer Clique keine Angst zu haben brauchen. Aber ich weiß, dass man seine Gefühle nicht einfach abschalten kann. Vielleicht hilft es Ihnen, wenn Sie daran denken, dass wahre Größe nichts mit Geld oder gesellschaftlicher Position zu tun hat. Es geht allein darum, wie man sich verhält. Und Sie“, sagte sie mit einem anerkennenden Lächeln, „haben Größe. Jetzt müssen Sie ihnen nur noch zeigen, wie stark Sie sind.“
12. KAPITEL
Atme.
Addie wiederholte das Wort wie ein Mantra, während sie mit geschlossenen Knien neben Mrs. Kendrick im Fonds des silberfarbenen RollsRoyce saß. Gabes Mutter sprach über Handy mit ihrer Tochter Ashley über einen Wohltätigkeitsball, den sie gemeinsam organisierten.
Nervös schaute Addie aus dem Fenster, als die Limousine vor der altehrwürdigen Stadtbücherei von Carrielot hielt. Zwei Übertragungswagen parkten am Straßenrand. Der eine war von WRIZ in Richmond, der andere von CBS in Washington. Vor der Flügeltür warteten vier Reporter, und einige Passanten waren neugierig stehen geblieben.
„Atmen Sie tief durch, Addie“, sagte Mrs. Kendrick, als der Chauffeur die Wagentür öffnete. „Und bleiben Sie nicht stehen, sondern gehen Sie direkt in den Sitzungsraum.“
Kaum standen sie im Freien, eilten die Journalisten mit gezückten Mikrofonen auf sie zu.
„Mrs. Kendrick!“ Eine Journalistin winkte hektisch ihren Kameramann heran.
„Was halten Sie von der Beziehung Ihres Sohns zu Miss Löwe?“
Katherine Kendrick ging neben Addie die Stufen zum Gebäude hinauf. „Ich freue mich, dass er sich so für ihr Projekt interessiert wie ich“, erwiderte sie. „Die Geschichte hat ihn immer fasziniert, und ich liebe Pflanzen. Dank Miss Löwe können wir an etwas arbeiten, das uns beiden Spaß macht.“
„Aber was ist mit der persönlichen Beziehung?“ rief eine andere Reporterin von hinten.
Ein Mann, an dessen Hals ein Presseausweis der Richmond Times baumelte, sprach gleichzeitig. „Miss Löwe! Laut Senator Kendricks Büro macht er ein paar Tage Urlaub. Werden Sie sich ihm anschließen?“
Mrs. Kendrick ignorierte eine an sie gestellte Frage und dankte einem Mann, der ihr die Tür aufhielt.
Addie nickte ihm zu. „Ich wusste gar nicht, dass der Senator im Urlaub ist“, erwiderte sie ruhig und eilte in die stille Eingangshalle, die sie immer an eine Kirche erinnerte.
Die Reporter blieben ihnen dicht auf den Fersen.
„Sie wussten nicht, dass er in Vermont ist?“
„Wie oft waren Sie schon verlobt, Miss Löwe?“
„Mrs. Kendrick, stimmt es, dass Miss Lowes Eltern beide für Sie arbeiten?“
„Miss Löwe…“
„Mrs. Kendrick…“
„Wenn Sie uns jetzt bitte entschuldigen wollen“, sagte Katherine, als sie in einen langen Korridor einbogen. „Wir möchten nicht zu spät kommen.“ Sie sah Addie an. „Dort ist es“, murmelte sie und steuerte eine offene Tür an, durch die aufgeregte Stimmen nach draußen drangen.
Als sie den überfüllten Raum betraten, wurde es leiser, bis schließlich absolute Stille herrschte. Die Menge teilte sich vor ihnen. Vorne saßen die Mitglieder des Vorstands an einem langen Tisch. Addie erkannte die blonde Tiffany sofort wieder, genau wie drei andere Frauen, die bei der Besichtigung die Köpfe zusammengesteckt
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