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Entscheidung im Palast des Prinzen

Entscheidung im Palast des Prinzen

Titel: Entscheidung im Palast des Prinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raye Harris
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in ihrer Nähe war, reagierte sie immer auch körperlich auf ihn. Das lag natürlich auch an dem Verlangen, das er in ihr auslöste, aber sie wusste, dass sich dahinter noch mehr verbarg.
    Das Leben mit Alexej war in den vergangenen Wochen beinahe perfekt gewesen. Er war aufmerksam und freundlich. Sie schlief abends in seinen Armen ein und wachte morgens darin auf und konnte sich keinen Platz vorstellen, an dem sie lieber gewesen wäre. Doch als sie ihren Ehemann jetzt so gedankenverloren dastehen sah, machte sie das auch ein bisschen traurig. Wie schön es auch sein mochte, wenn sie sich liebten, oder wie stark ihr Wunsch war, ihn glücklich zu machen, sie spürte, dass Alexej etwas vor ihr verbarg. Immer wieder stellte Paige sich vor, wie es wäre, wenn sie dieses Geheimnis lüften und er sich sein Problem von der Seele reden könnte. Sie hatte ein paar Mal versucht, mit ihm über Chad und Elena zu sprechen, aber ihm gelang es jedes Mal, die Unterhaltung auf ein anderes Thema zu lenken. Zwar wurde er nicht mehr wütend darüber, aber er ließ das Gesprächsthema auch nicht zu.
    Jetzt fand Paige, dass sie ihn lange genug heimlich beobachtet hatte, und ging die Treppe hinauf. Als er ihre Schritte hörte, wandte er sich ihr zu. Seine silberfarbenen Augen wirkten verhangen, klärten sich bei ihrem Anblick aber schnell wieder.
    „Hattest du einen schönen Spaziergang?“
    „Ja, es war sehr angenehm. Nicht so heiß wie in Texas im Sommer.“
    „Komm, trink einen Schluck Wasser.“
    Sie setzten sich an den Terrassentisch, und Alexej schenkte jedem ein Glas Wasser ein. Eine Weile herrschte Schweigen.
    „Ist alles in Ordnung, Alexej?“, fragte Paige schließlich, ohne mit einer ehrlichen Antwort zu rechnen.
    „Heute ist der fünfzehnte Todestag meiner Schwester“, erwiderte er unvermittelt.
    Von Katherina hat er nicht mehr gesprochen, seitdem er mich damals zum ersten Mal mit in den Palast genommen hat. Hieß das, dass er sich öffnen würde? Oder las sie zu viel in seine Äußerung hinein?
    „Möchtest du darüber sprechen?“, fragte sie vorsichtig.
    Eine kleine Windböe klappte eine Serviette um, die auf dem Tisch lag. Paige faltete sie wieder zusammen und wartete.
    „Katherina hatte Leukämie“, erzählte Alexej. „Sie musste sterben, weil ich mir die damals noch ganz neue Behandlungsmethode, die sie vielleicht gerettet hätte, nicht leisten konnte.“
    „Wie schrecklich! Das muss für dich und deine Mutter furchtbar gewesen sein.“
    „Nur für mich. Meine Mutter hat von alldem nichts mitbekommen. Sie hatte damals schon Alzheimer im fortgeschrittenen Stadium. Drei Jahre nach Katherina ist auch sie gestorben. Ich bin der Einzige, der sich noch an die beiden erinnert.“
    „Was ist mit deiner Tante?“, fragte Paige vorsichtig. Sie wusste, dass es ein Risiko war, dieses Thema anzuschneiden.
    Sein Gesichtsausdruck wurde abweisend, und Paige wusste, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Aber sie konnte sich einfach nicht vorstellen, völlig mit ihren Verwandten zu brechen. Sie brauchte Emma, nicht nur, weil sie ihre Schwester war, sondern auch weil Emma sie manchmal an ihre Mutter erinnerte – an deren Schönheit, ihre Anmut und ihr Lächeln.
    „Es kann keine Versöhnung geben, Paige.“
    „Tim Russell ist tot“, sagte sie, obwohl sie wusste, dass sie nicht weiter in ihn dringen sollte. „Warum lässt du es zu, dass seine Fehler sich zwischen dich und deine Familie stellen?“
    „Sie sind nicht meine Familie!“, fuhr Alexej sie an. Dann schloss er für einen Moment die Augen. „Es tut mir leid.“
    „Mir auch.“ Paige stand auf, legte ihm die Hände auf die Schultern und stützte ihr Kinn auf seinen Kopf. Sie ertrug es nicht, ihn traurig zu sehen, und schon gar nicht, wenn sie selbst schuld daran war. „Ich wollte dich nicht verletzen.“
    Gerade als sie dachte, er würde sie zurückstoßen, stand auch er auf und nahm sie in die Arme. „Das weiß ich doch.“
    „Ich möchte nur gern verstehen, warum du sie ablehnst, Alexej.“ Und das war nicht das Einzige, was sie verstehen wollte. Warum, zum Beispiel, war er so unnachgiebig? Warum konnte er die Vergangenheit nicht ruhen lassen? Warum hielt er manches vor ihr verborgen? Und warum hatte sie sich trotz allem in ihn verliebt?
    „Da gibt es nichts zu verstehen, es ist einfach so.“
    Alexej lag wach. Neben ihm schlief Paige tief und fest. Er hätte nicht sagen können, wie viel Uhr es war. Vielleicht Mitternacht oder drei Uhr morgens. Es war eine

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