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Entsorgt: Thriller (German Edition)

Entsorgt: Thriller (German Edition)

Titel: Entsorgt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph D'Lacey
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vorwärts.
    Ein Stück voraus liegt die Straße. Die Hauptstraße, die ihr Vater genommen hatte. Bis dahin schafft sie es noch, denkt sie, dann kriegen die sie. Ihr Verstand sagt ihr, dass es völlig egal ist, ob die sie hier oder auf der Straße kriegen. Ihr Instinkt dagegen sagt ihr, dass es besser ist zu fliehen, so lang wie möglich am Leben zu bleiben. Plötzlich werden ihre Schritte kraftvoller, als würde sie eine magische Energiereserve anzapfen. Sie beschleunigt, joggt beinahe, ignoriert den Schmerz, denn jetzt zählt nur noch zu entkommen. Schmerzen wird sie so oder so erleiden müssen.
    Sie erreicht die Straße und schlägt die Richtung ein, die von Shreve wegführt. Die Straße ist eben, fest und entlastet die Beine. Sie verfällt in einen gequälten Trott, beinahe willens zu glauben, dass es nun eine Chance gäbe. Beinahe eine Zukunft vor Augen. Irgendeine. Sie schiebt die Gedanken beiseite.
    Vor ihr sieht sie ein Hinweisschild. Die Entfernung zu einer Reihe Dörfer, die Entfernung zur Autobahn. Dahinter steht ein braunes Schild mit dem Namen des benachbarten Landkreises. Sie ist fast raus aus Shreve.
    Sie wagt keinen Blick zurück auf die Monster. Das wäre Vergeudung von Ressourcen und würde sie nur unnötig aufhalten. Sie kann sie ohnehin hören, das Trappeln und Trampeln ihrer gestohlenen, mutierten Extremitäten auf dem Asphalt klingt schneller als zuvor. Mit letzter Kraft passiert sie das Hinweisschild. Sie überquert die Kreisgrenze und läuft immer noch.
    Der Schmerz in ihrer Brust ist nun unerträglich, das Atmen wird schier unmöglich. Ihre Schritte verlangsamen sich vom Rennen zum Trotten, schließlich zum Gehen, und dann scheint die Erde selbst ihr das Leben auszusaugen.
    Sie stoppt, nun unwiderruflich am Ende.
    Sie dreht sich nach ihren Verfolgern um.
    Dort, an der Stadtgrenze zu Shreve, zwanzig Meter entfernt, sind sie stehen geblieben. Völlig regungslos. Kein Keuchen, kein Atmen. Lange Zeit blicken sie sie durch ihre kruden Augen an.
    Dann machen sie kehrt.
     
    Delilah fand ein Regal mit Eispickeln, griff sich ein paar gleichgroße und steckte sie in ihren Gürtel. Ray reichte ihr einen vollen Rucksack, und sie streifte ihn über. Er setzte sich seinen eigenen auf und sah sich dann um.
    »Wo ist Jimmy?«
    »Gerade war er noch da.«
    »Jimmy? Bist du da? Wir hauen ab.«
    Aus dem rückwärtigen Teil des Ladens ertönte ein schlurfendes Geräusch.
    »Er muss im Lager sein«, sagte Delilah.
    Ray beschloss, nach ihm zu sehen, und betrat das nahezu stockdunkle Hinterzimmer. Er musste eine Taschenlampe einschalten, um überhaupt etwas erkennen zu können. Kisten stapelten sich dicht an dicht bis unter die Decke, aber dazwischen gab es einen Durchgang. Ray konnte hören, wie sich außerhalb seines Blickfelds etwas bewegte. Irgendetwas an diesem Geräusch veranlasste ihn, sein Katana zu ziehen. Mit der Taschenlampe in der Linken lag das Schwert deutlich schwerer und um einiges unhandlicher in der Hand. Aber wenn er wissen wollte, was dahinten war, hatte er keine andere Wahl, als sich beider Ausrüstungsgegenstände zu bedienen.
    Als er sich im Korridor zwischen den Warenkisten dem ersten Rechtsknick näherte, konnte er die Geräusche deutlicher vernehmen. Bei brennendem Licht und ohne die Lektion der letzten paar Stunden – nichts war mehr, wie es zu sein schien – hätte er geschworen, dahinten jemanden arbeiten zu hören. Jemand, der hämmerte und klapperte, ohne im Geringsten darauf zu achten, Lärm zu vermeiden. Jemand, der etwas zusammenbaute.
    Ray entspannte sich ein wenig. Es war der Junge, unvorsichtig wie immer. Er hatte eine Kiste mit Dingen gefunden, die ihm nützlich erschienen, und jetzt schusterte er sich daraus etwas zusammen.
    »Hey, Jimmy, wenn wir nach dir rufen, solltest du antworten. Tu nicht so, als wärest du allein unterwegs. Wenn wir überleben wollen, Jimmy, müssen wir zusammenbleiben. Jimmy?«
    Ray blickte sich nach Delilah um.
    »Weißt du was, wir hätten ihn gar nicht erst mitschleppen sollen.«
    »Meine Rede.«
    Ray bog um die Ecke und leuchtete mit der Taschenlampe. Nichts. Bloß weitere Kistenstapel. Der Lärm kam von weiter hinten. Vielleicht war Jimmy überhaupt nicht hier. Vielleicht hatte jemand in der Hektik des Aufbruchs vergessen, eine Maschine abzuschalten. Ein Stück voraus sah er schwachen Lichtschimmer. Dort musste sich ein kleines Fenster befinden, zur Gasse oder zum Parkplatz hinter dem Laden hinaus, durch das etwas Tageslicht einfiel. Noch ein

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