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Entsorgt: Thriller (German Edition)

Entsorgt: Thriller (German Edition)

Titel: Entsorgt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph D'Lacey
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von Fäulnis und Korrosion. Mason erinnerte sich an den erbärmlichen, winselnden Embryo, den er in seinem Garten gefunden hatte, und fragte sich, was ihn ausgerechnet dorthin gezogen haben mochte. War es bloßer Zufall gewesen, dass er in Mason seiner einzigen Chance begegnet war, sich in Sicherheit zu entwickeln? Nur zu gerne hätte er das geglaubt, denn wäre das tatsächlich der Fall, könnte er all dem immer noch den Rücken zuwenden, müsste keinerlei Verantwortung übernehmen – aber er wusste, dass dem nicht so war. Es war vorbestimmt gewesen und hätte niemals vermieden werden können. Der Farmer hatte all das vorausgesehen, da war Mason sich sicher. Deshalb hatte er ihm die Unterweisung in das Wesen und die Geheimnisse der Erde aufgezwungen. Und auf jeder einzelnen Seite des Schreibblocks, den Mason mit den Einflüsterungen der Stimme in seinem Kopf gefüllt hatte, verbarg sich die Intelligenz, die hinter der Schöpfung des Fäkalithen und seiner Legionen von Müllzombies stand. Es war nicht länger zu leugnen: die Vorhersage ebendieses Ereignisses hatte er zu ignorieren versucht, seit die Stimme unter den walisischen Eichen zum ersten Mal zu ihm gesprochen hatte.
    Der Fäkalith war ein monströser humanoider Turm. Er bestand aus Stahl, Holz, Plastik, Glas und Schaltkreisen, verschmolzen mit dem Gewebe Tausender Lebewesen. Er hatte sein Leben als menschlicher Fötus begonnen, dem Leib seiner Mutter entrissen und hier, an diesem Ort, in einem neuen säurehaltigen Fruchtwasser wurde er entsorgt. Seit er Masons Schuppen verlassen hatte, hatte er sich auf der Deponie verborgen, um zu wachsen, zu denken und zu planen. Geschützt und geborgen, bis seine Zeit gekommen war. Jetzt, da war Mason sich sicher, würde der Fäkalith den Menschen seine Gegenwart offenbaren.
    Eine Hand streckte sich ihm entgegen, ein so gigantisches wie abstoßendes vielgliedriges Regenerat aus Maschinenteilen und Organen. Sie schloss sich um Masons Brust, hob ihn vom Boden, bis er in eines der Augen des Fäkalithen starrte. Das Auge war ein alter Fernsehbildschirm. Es studierte ihn, musterte ihn und drehte ihn hin und her wie ein Spielzeug. Noch immer verspürte Mason keine Furcht. Er und der Fäkalith teilten dasselbe Blut.
    Nachdem er seine Inspektion beendet hatte, senkte sich die Hand auf seine Brust, wo sich eine rostige Platte von der Größe einer Tür öffnete. Der Gestank aus dem Inneren war so faulig, dass Mason würgen musste. Die Hand schob ihn in die Dunkelheit, und dort, im Torso des Fäkalithen, hörte er das Schlagen seines gigantischen, gestohlenen Herzens. Die Tür schloss sich hinter ihm. Kabel und Schläuche reckten sich Mason aus der dröhnenden Schwärze entgegen. Kupfer- und Gummiarterien durchbohrten seinen Kopf und Hals. Tierische Venen und Kapillaren schmolzen durch seine Haut und verbanden sich selbstständig mit seinem Blutkreislauf. Das Plasma aus giftigen Exkrementen und homogenisiertem Blut, das durch die Gefäße des Fäkalithen flutete, strömte in die seinen. Und jetzt, endlich, erfüllte Mason die Hoffnung und Gewissheit zu sterben.
    Stattdessen zeigte der Fäkalith ihm etwas.
    Und Mason erfasste es mit jeder Faser seines Selbst.

23
     
    Die Universität von Shreve war einer der wenigen Orte, der von der Zerstörung, die die Legionen des Fäkalithen über den Rest der Stadt – in welche nun die Truppen einmarschierten – gebracht hatten, verschont geblieben war. Die beiden Campus-Hausmeister, seit den ersten Tagen der Attacke dort eingeschlossen, hatten den Fernseher in der Mensa an eine Autobatterie angeschlossen. Die Dozenten, Studenten und sonstigen Menschen, die auf dem Unigelände Zuflucht suchten, kannten deshalb zwei Versionen dessen, was ihrer Stadt zugestoßen war.
    Zum einen richteten sich die eingeschlossenen Überlebenden nach ihren eigenen Erfahrungen und dem, was sie immer noch aus den Fenstern der oberen Stockwerke des Hauptgebäudes zu sehen vermochten.
    Zum anderen gab es das, was sich die Nachrichtenredaktionen auf sämtlichen Kanälen zusammenfabulierten. Sie posaunten ihre Lügen mit einer Einhelligkeit in den Äther, die beinahe glaubhaft klang; sogar dann, wenn man das Geschilderte selbst völlig anders erlebt hatte. Im Grunde klangen die Berichte in den Nachrichten weitaus plausibler als die Wahrheit.
    Was in jeder anderen Situation für erhebliche Differenzen gesorgt hätte, machte Kevin, Jenny, Ray und Delilah zu Alliierten – zumindest bis zu einem gewissen Grad. Sie

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