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Entsorgt: Thriller (German Edition)

Entsorgt: Thriller (German Edition)

Titel: Entsorgt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph D'Lacey
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Dann hatten sie die Blockade hinter sich, und der Wagen befand sich wieder auf der Straße. Kreidebleich und steif vergossen Aggie und ihre Mutter auf dem Rücksitz Tränen der Erleichterung.
    Richard lachte in hysterischen, maschinengewehrartigen Salven.
    »Hu hu hu hu … hu hu … hu hu hu.«
    Die Straße beschrieb eine Kurve, die ihn an seine hohe Geschwindigkeit erinnerte. Behutsam trat er auf die Bremse. Die Kurve wurde enger.
    »Liebling, pass auf, du …«
    Etwas platzte, und der Wagen senkte sich auf der Beifahrerseite. Richard zischte durch zusammengebissene Zähne.
    »Scheiße.«
    In Anbetracht fehlender Alternativen trat er härter auf die Bremse. Der Volvo geriet ins Schleudern und kam von der Straße ab.
    Vollbremsung.
    Handbremse.
    Drei miteinander verflochtene Spuren aus verbranntem Gummi und etwas wie ein Kringel abgezogener schwarzer Haut.
    Kreiselnde Schwerkraft.
    Die Welt um sie herum ein grüner Schleier.
    Und alle verspürten, dass der Wagen sein angestammtes Element verlassen hatte.
    Er flog, friedlich. Und kurz.
    Reißen. Kratzen. Krachen. Als der Wagen ein Stück Hecke abrasierte.
    Blackout.

22
     
    Sie machten sich aus dem Staub, aber Ray konnte nicht rennen. Jimmy und Delilah versuchten, ihre Arme um ihn zu legen, um ihn zu stützen.
    »Es geht schon. Ich kann ja schnell laufen. Nur rennen nicht. Ich brauche ein paar Minuten, dann bin ich wieder in Ordnung. Kommt jetzt, wir müssen in Bewegung bleiben.«
    Sie erreichten den Outdoor-Laden ohne größere Probleme. Jemand hatte den Rollladen halb herabgelassen, es sich aber offenbar mittendrin anders überlegt. Ray hatte erwartet, den Haupteingang verschlossen vorzufinden, doch dem war nicht so. Sie mussten also nicht das Schaufenster einwerfen. Stattdessen duckten sie sich unter dem Rollladen hindurch, drückten die Tür auf und gingen hinein.
    Drinnen war es düster, aber gerade noch hell genug, um etwas erkennen zu können. Es schien ihnen sicherer, kein Licht anzuschalten und so die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Ray ging zu dem Aufsteller mit den Rucksäcken.
    »Wie wär’s, wenn wir deinen alten Rucksack entsorgen und uns ein paar hübsche neue gönnen, D?«
    »Spitzenidee.«
    »Pink? Hellblau?«
    Keine Antwort.
    »Dann wohl schwarz.«
    Ray begann ihre Rucksäcke mit allem zu füllen, was ihm in ihrer Situation nützlich erschien.
    »Was tust du da?«, fragte Jimmy.
    »Uns ausrüsten. Damit wir vernünftig vorbereitet sind.«
    »Das ist Diebstahl«, sagte der Junge.
    »Ist das dein Ernst?«
    »Na ja, das ist ungesetzlich, stimmt doch.«
    »Jetzt erklär ich dir mal was, Jimmy. Gesetz und Ordnung müssen sich den Bedürfnissen des Überlebens beugen. Die Grundbedürfnisse gehen vor.«
    »Wie meinst du das?«
    »Wir versuchen, am Leben zu bleiben. Das ist alles, was jetzt noch zählt.«
    »Ich schätze, der Besitzer des Ladens sieht das vielleicht anders.«
    »Das ist genau das, was ich sage, Jimmy: So dürfen wir nicht mehr denken. Ich könnte mir vorstellen, dass der Besitzer des Ladens längst tot ist. Entweder das, oder er ist auf der Flucht. Es dürfte ihn also kaum stören, wenn ein bisschen was fehlt.«
    »Ich lasse mich nicht in kriminelle Aktivitäten verwickeln.«
    Ray und Delilah blickten einander an.
    »Was denn?«, fragte Jimmy.
    »Wenn du nicht aufhörst, nach den üblichen Regeln zu leben, wirst du bald überhaupt nicht mehr leben. Versuch zumindest, was Besseres als dein albernes Steakmesser aufzutreiben.«
    Jimmy erblickte die Vitrine mit den Taschenmessern und unterzog sie einer eingehenden Betrachtung. Er legte das Steakmesser zur Seite, und zum ersten Mal seit seiner Flucht aus dem Apartment sah Ray den Jungen lächeln.
    »Vielleicht besorgst du dir lieber etwas … Größeres … als ein Schweizer Armeemesser«, schlug Ray vor. »Du weißt schon, um sie auf Abstand halten zu können.«
    Jimmy wirkte enttäuscht und trollte sich in den dunkleren Bereich des Ladens.
    »Schon gut. Hör nicht auf mich, sondern nimm einfach, was immer dir sinnvoll erscheint.«
     
    Beim kreischenden Lärm eines sich durch das Blech fressenden Trennschleifers kommt Aggie wieder zu sich. Sie riecht verbranntes Gummi, Motoröl und Benzin.
    Es gab einen Unfall.
    Ja.
    Sie waren geflüchtet, aber sie hatten es geschafft. Sie waren frei.
    Bilder tauchen in falscher Reihenfolge vor ihrem inneren Auge auf.
    Die Feuerwehrleute schneiden jemanden aus dem Wagen.
    Ihren Vater oder …
    Bitte nicht, lieber Gott. Nicht Mum. Gib, dass es ihnen gut

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