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Entsorgt: Thriller (German Edition)

Entsorgt: Thriller (German Edition)

Titel: Entsorgt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph D'Lacey
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diesmal hielt sie durch, bis das Schwindelgefühl nachließ. Sie sah sich nach etwas um, das sie als Stütze nutzen konnte. Nicht weit entfernt stand ein Rollator. Im Augenblick war es ihr egal, wie das für jemanden aussehen könnte, der ihr Zimmer betrat. Sie musste herausfinden, was hier vor sich ging. Sich an der Wand entlangschiebend erreichte sie die Gehhilfe und wagte sich von da, vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzend, hinüber zum Fenster.
    Lange Zeit stand sie dort und versuchte zu begreifen, was sie sah.
    Die Visionen, die sie im Morphinrausch heimgesucht hatten, waren keine einfachen Alpträume gewesen. Was sie da draußen sah, erinnerte sie an das, was sie all die Zeit über im Krankenbett mit aller Macht verdrängt hatte.
    Unten, auf dem Parkplatz des Krankenhauses und den Straßen und Parks dahinter, schlurften einmal mehr namenlose Gestalten umher. Dieses Mal allerdings konnte sie erkennen, was diese Dinger zuvor gewesen waren. Sie sahen ausnahmslos wie schwarze Vogelscheuchen aus. Aus ihren Köpfen sprossen statt Haaren weiße Wurzeln, die, zu dichten Flechten verfilzt und verknotet, wie Hexenmähnen herabhingen. Das gleiche Bild an Händen und Füßen, auch wenn die adernartigen Auswüchse hier kürzer waren: nicht viel mehr als struppige graue und weiße Stängel. Es war offensichtlich, dass diese Wesen einmal Menschen gewesen waren. Ihre schwarz glänzenden Körper drängelten sich in den Straßen wie uniformiertes Partyvolk.
    Aber ihre Bewegungen wirkten weder willkürlich noch wirr. Sie schienen nach etwas zu suchen. Sie machten einen verlorenen Eindruck.
    Aggie erinnerte sich an die anderen Kreaturen und fragte sich angsterfüllt, nach was diese wohl suchten. Während sie ihnen zusah, wurde ihr klar, dass sie diese neue Brut wahrscheinlich nicht zu fürchten hatte: Offenbar suchten sie nach Abfällen. Und sie waren hungrig.
    Sehr, sehr hungrig.
    Eine Gruppe von sechs oder sieben von ihnen hatte die großen Mülltonnen an der rückwärtigen Seite des Krankenhauses entdeckt. Sämtliche Rollcontainer wurden gerade umgekippt. Die Vogelscheuchenhexen schmissen sich in die Abfallhaufen, hielten sich Müllbeutel vors Gesicht und rissen große Bissen aus ihnen heraus. Sie verschlangen alles: Glasbehälter und Blechdosen. Papierhandtücher, Taschentücher und Lebensmittelverpackungen. Sie aßen Küchenreste. Nichts wurde verschmäht, nicht einmal Plastiktüten.
    Eine von ihnen hatte einen Container mit medizinischen Abfällen gefunden. Sie fraß einen brandigen Unterschenkel und durchbiss selbst die Knochen mit Leichtigkeit. Während Aggie das Wesen beobachtete, riss es sein Maul unnatürlich weit auf und verschlang sämtliche Zehen und den halben Fuß. Schnell waren weitere zur Stelle. Sie zerrten und zupften an den Säcken herum, als wären es riesige Fleischpasteten, zermalmten Kartons voller Wegwerfskalpellklingen und gebrauchter Kanülen. Ihre Gesichter, ein Gewimmel weißer Venen über glatter schwarzer Haut, drückten nichts als blanke Fressgier aus.
    Eine der Vogelscheuchenhexen auf dem Bürgersteig gegenüber des Parkplatzes hielt mitten im Gehen plötzlich inne und starrte auf den Beton, über den sie lief. Ein Hund hatte dort einen halb verkrusteten Haufen wurstförmiger Exkremente hinterlassen. Die Kreatur ließ sich auf alle viere fallen, beugte den zotteligen grauen Kopf und verschlang den Scheißhaufen mit einem einzigen begeisterten Schlürfen. Nach diesem schmackhaften Fund krabbelte das Ding weiter ins Gebüsch, um zu sehen, was für Leckerbissen sich sonst noch so im Dreck auftun ließen.
    Da erinnerte Aggie sich daran, dass sie pinkeln musste.
    Sie mühte sich über das eiskalte Linoleum bis zur Unisex-Toilette. Unter Zuhilfenahme des Rollators setzte sie sich auf die Schüssel. Das folgende Gefühl der Erleichterung wurde überschattet von dem, was sie von der Welt da draußen gesehen hatte. Sie stand auf – diesmal fiel es ihr bereits leichter -, drehte sich um und drückte die Spülung. Wo würde es enden?, fragte sie sich. Im Bauch eines dieser Dinger da unten? Dieser Dinger, die einmal Menschen gewesen waren?
    Sie dachte angestrengt darüber nach, was sie tun konnte, um ihre Umgebung so sauber wie möglich zu halten. Sie war sich ziemlich sicher, dass diese Kreaturen sich für nichts interessierten, was lebte. Das legten ihre Beobachtungen zumindest nahe. Alles, was sie wusste, war, dass sie unglaublich gefräßig waren. Da niemand mehr existierte, der sie aufhalten

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