Entsorgt: Thriller (German Edition)
Schrotflinte. Noch nicht einmal eine Pistole.
Tagsüber hält es sich in Grenzen, dann ist es nicht allzu gefährlich. Das gibt mir die Gelegenheit, meine Gesundheit zu stabilisieren und mich mit dem Nötigsten zu versorgen. Mich auszuruhen, einen Trank zu mir zu nehmen, die ausgestorbene Stadt nach allem zu durchsuchen, was mir hilfreich erscheint. Solange die Sonne scheint, sind ein paar kleinere Scharmützel in der Regel das Schlimmste, was mir zustößt. Anfangs besaß ich bloß ein Klappmesser, nur für den Nahkampf geeignet. Bissen und Attacken ausweichen, zwischen den Angriffen zustechen, eine einzelne Wunde zufügen und sich sofort wieder außer Reichweite zurückziehen, das ist alles eine Frage der Technik: Auf die Art kann man sie mit viel Geduld und präzisen Attacken erledigen.
Auf meinem Weg durch die Stadt habe ich Dutzende von ihnen getötet. Wieder getötet. Endgültig getötet.
Der erste Tag, ausgerüstet mit nichts als dem Messer, war hart gewesen, die darauffolgende erste Nacht sogar noch schlimmer. Unzählige Male hatte es schon ganz danach ausgesehen, dass ich es nicht schaffen würde, dass ich zu viel Blut verloren hatte und die Infektion bereits zu weit fortgeschritten war. Aber irgendwie gelang es mir, am Leben zu bleiben, während ich mir meine spärlichen Besitztümer erkämpfte. Jedes neue Haus, das ich betrat, jeden Lagerraum, den ich fand, betrachtete ich als Geschenk. Ich lebte von einem Augenblick zum nächsten, dachte an nichts weiter als daran, was ich einsammeln und wie ich jene zerstören konnte, die mich angriffen.
Heute Nacht allerdings, das sagt mir mein Herz, wird es noch weitaus schlimmer. Irgendwie verrät der Sonnenuntergang etwas darüber, wie die Nacht werden wird. Und er sagt mir: Ich bin noch nicht bereit. Bei weitem noch nicht bereit, wenn ich danach urteile, wie die Sonne sich hinter brandigen Wolken verkriecht, in deren ocker- und fleischfarbenen Schatten daraufhin die Welt versinkt. Wolken, die sich zu darmschlingenartigen Faltenbergen türmen, die Regen und womöglich sogar Gewitter versprechen.
Und was besitze ich schon, das mir dabei helfen würde, eine Nacht zu überstehen, von der ich mir sicher bin, dass sie bezüglich potenzieller Funde die bisher unergiebigste und feindliche Attacken betreffend die mit Abstand ungemütlichste wird? Mein Bündel enthält zwei Protein-Shakes, einen mit Erdbeer- und einen mit Ananasgeschmack: wenn es hart auf hart kommt, allenfalls ein Tropfen auf den heißen Stein. Gegen die Dunkelheit habe ich glücklicherweise eine Stirnlampe und Ersatzbatterien gefunden. Außerdem bin ich mit Injektionsspritzen, Antibiotika, Nadel, Faden, Mullbinden, einer Schere und einer großen Flasche Desinfektionsmittel versorgt. Für den Fall der Fälle besitze ich eine einzige Adrenalinspritze, die mir unter Umständen genug Zeit verschafft, ein Versteck zu finden, in dem ich mich erst einmal eine Weile ausruhen kann.
Das Problem ist folgendes: Während ich tagsüber der Jäger bin, kommen sie des Nachts, um mich aufzuscheuchen. Ein Gebäude zu finden, dessen Tür stark genug ist, sie draußen zu halten, und sei es auch noch so abgelegen, erfordert eine riesige Portion Glück. Ich mache mir also keine großen Hoffnungen. Heute Nacht braucht es bloß eine Wunde, einen ernsthaften Biss oder Schnitt, und ich werde mit dem Rest von ihnen im Dreck liegen.
Aber ich habe noch einen Trumpf in der Hinterhand.
In den drei Tagen, die ich jetzt hier bin, habe ich ein paar gute Schlag- und Stichwaffen gefunden. Nachdem ich anfangs das Klappmesser benutzt hatte, mit dem ich hier ankam, entdeckte ich bald darauf ein langes, dickwandiges Rohr. Ein paar gut gezielte Schläge auf den Kopf damit waren ausreichend, um sie niederzustrecken. Dann, als ich einmal so richtig in der Klemme steckte, übel verletzt war und dringend meine Wunden versorgen musste, fand ich eine Axt mit einem federleichten Heft, so scharf wie am Tag, an dem sie geschmiedet wurde. Damit konnte man mit nur einem einzigen Hieb Köpfe abtrennen. In dieser Situation war es geradezu eine Freude, sie zu benutzen.
Entsprechend stiegen meine Nahkampf-Skills. In einem Haus gelang es mir, einen ungewöhnlich schnellen und geschickten Angreifer zu besiegen. Ihn zu töten, schien anfangs geradezu unmöglich, bis ich seinen Schwachpunkt gefunden hatte. Als ich daraufhin das Haus durchsuchte, fand ich Handbücher für Kampfkunsttechniken. Und dann, völlig zufällig, entdeckte ich eine falsche Wand im
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