Enwor 11 - Das elfte Buch
vielfachen lodernden Brände in der Höhle glitten. »Wir müssen gehen.«
Esanna schüttelte entsetzt den Kopf und warf einen verzweifelten Blick auf das gigantische Untier, das ihre gemeinsamen Feinde vertrieben hatte — zumindest für den Moment. »Ich… du… du willst doch nicht… mit diesem
Ding
…«
Die heimtückischen Augen des Frarr schienen sich in die seinen festzubrennen und Skar fragte sich besorgt, ob er vielleicht verstand, was hier vorging. Aber das war eine müßige Frage. Er war sich sogar ganz sicher, dass dieser Feuer speiende Drache sehr genau über das im Bild war, was geschah, wenn auch vielleicht nicht auf der bewussten Ebene eines Menschen. Und er war sich auch sicher, dass diese monströse Flugechse alles andere als begeistert von seiner Rolle als Rettungsengel war; dass sie überhaupt gekommen war, konnte nichts mit ihren natürlichen Impulsen zu tun haben, sondern nur mit einem speziellen Lockruf, der wahrscheinlich auf das Ding zurückzuführen war, das Kama nach wie vor in den Händen hielt.
So fahrig, wie sich der Nahrak verhielt, schien er sich allerdings selber nicht ganz sicher zu sein, ob er den Frarr wirklich noch lange kontrollieren konnte.
»Es ist unsere einzige Chance«, versuchte Skar das aufgeregte Mädchen zu beruhigen. »Wir werden jetzt da rübergehen und genau das tun, was Kama von uns verlangt. Er weiß, was er tut.«
»Dieses… dieses Vieh auch«, stotterte Esanna. »Es hasst uns. Ich kann es spüren.«
»Der Frarr hat uns gerettet«, stellte Skar fest. »Und selbst wenn er uns nicht mag: Er hat uns geholfen und wird es auch weiter tun — wenn wir ihn nur lassen.«
»Der will uns doch gar nicht helfen«, sagte Esanna verzweifelt. »Der will doch etwas ganz anderes.«
»Vielleicht ist er nicht ganz freiwillig hier«, korrigierte sie Skar. »Aber das macht keinen Unterschied…«
»Los jetzt«, unterbrach ihn Kama. »Ich weiß nicht, wie lange ich ihn hier noch kontrollieren können. Diese Höhle… zu gefährlich.«
Skar stöhnte. Es fehlte ihm noch, dass der Nahrak das sowieso schon vollkommen überforderte und panische Mädchen zusätzlich verängstigte. »Wenn du nicht freiwillig mitkommst, werde ich dich rübertragen«, sagte er mühsam beherrscht. »Aber vielleicht schaffst du es ja auch alleine —diesmal.«
Esanna warf ihm einen so verzweifelten Blick zu, dass Skar in diesem Moment alles getan hätte, um sie zu beruhigen. Oder besser gesagt: fast alles oder zumindest das, was er auch für Kiina zu tun bereit gewesen wäre in dieser gleichzeitig abstrusen und bedrohlichen Situation. Wider die Vernunft zu handeln konnte er sich allerdings nicht leisten, und das musste auch das bockige Mädchen einsehen.
»Jetzt los!« Kama wirkte so aufgeregt, wie ihn Skar noch nie erlebt hatte. »Das Opfer darf nicht umsonst sein.«
Skar hatte keine Ahnung, von welchem Opfer der Nahrak sprach. Aber in der Sache als solcher konnte er ihm nur zustimmen. Er packte Esannas Arm, eindeutig grob diesmal, und zerrte sie mit.
»Lass mich los, du Idiot!«, schrie Esanna und kratzte ihm mit scharfen Fingernägeln blutige Striemen auf den Handrücken.
»Nicht den
Frarr
anschreien«, sagte Kama besorgt. »Er sein nervös.«
»Das ist Esanna auch«, knurrte Skar, während er gleichzeitig Esannas Hand packte und recht unsanft zusammendrückte, um sie von weiteren Kratzattacken abzubringen. »Und wenn ich ehrlich bin: ich auch.«
Sie waren jetzt bei Kama angekommen, nur zwei Schritte von einem der mächtigen Säulenbeine der Flugechse entfernt; kein unbedingt beruhigender Anblick. Das einzig Positive war, dass sie sich jetzt nicht im Sichtfeld der gereizten Echse befanden.
»Wir müssen aufsteigen«, sagte Kama.
»Oh nein!«, kreischte Esanna. »Das kommt doch gar nicht infrage! Und überhaupt — wie sollte ich denn da hochkommen?«
Der
Frarr
stieß einen tiefen, knurrenden Laut aus, so als hätte er das Gespräch bislang aufmerksam verfolgt und sei die lächerlichen Einwände dieser winzigen Menschlinge nun leid.
»Hier, hier«, stieß Kama aufgeregt hervor und ruckelte an etwas, das Skar erst durch diese Bewegung als eine schmale grüne Strickleiter erkannte, die fast bis auf den Boden reichte. »Ich haben schon alles vorbereitet.« Er schluckte krampfhaft. »Ich gehen als Erster. Du dann kommen mit dem Mädchen nach. Klar, Skar?«
»Klar, Kama«, sagte Skar wenig überzeugt.
In diesem Moment bemerkte er aus den Augenwinkeln ein Aufbäumen, einen Flammenwirbel,
Weitere Kostenlose Bücher