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Enwor 11 - Das elfte Buch

Enwor 11 - Das elfte Buch

Titel: Enwor 11 - Das elfte Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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er sich besser zu fühlen, zugleich aber auch wie ein Fremder in seinem eigenen Körper, der alles, was er tat und dachte, mit einem gewissen Abstand verfolgte und hinter die Dinge sehen konnte, weil er gar nicht davon betroffen war. Sein Körper schmerzte immer noch an zahllosen Stellen. Er hatte sich unzählige Prellungen und Schürfwunden zugezogen, mit Sicherheit Verstauchungen, möglicherweise sogar Brüche. Aber zugleich fühlte er auch, dass er nicht ernsthaft verletzt war. Der Körper, der dem neu geschaffenen Leben dreißig oder vierzig Jahre vor der Zeit geschenkt worden war, war sehr kräftig, der Körper eines gesunden, sehr starken Mannes; vielleicht eines Kriegers. So unerträglich der Schmerz ihm erschien, so war er doch nichts Fremdes, sondern ein Vertrauter, fast schon so etwas wie ein Freund, der ihn an Dinge zu erinnern versuchte, die er niemals erlebt hatte.
    Wer war er?
    Warum war er hier?
    Du wirst es erfahren. Bald.
    Er hörte die Stimme nicht wirklich. Sie war nicht in seinem Kopf, sondern in ihm, als wäre jede Faser seines Körpers nichts als ein Teil dieser allgegenwärtigen, titanischen Stimme, die keine Zweifel zuließ und Fragen nach ihrem Wer und Warum vollkommen ausschloss.
    Er versuchte sich auf dem Untergrund aus Stein und nassem Lehm in die Höhe zu stemmen. Am Anfang vergebens. Was sein Körper an Kraft besessen hatte, das hatte er in dem verzweifelten Kampf gegen die Wellen verbraucht, sodass er drei-, viermal ansetzen musste, bevor es ihm auch nur gelang, den Kopf zu heben und an sich herabzusehen.
    Er war nackt. Seine Haut war mit einem dünnen, rosafarbenen Film bedeckt, denn er blutete aus zahlreichen, wenn auch allesamt nicht sehr tiefen Wunden, und das Wasser, das ihn gerade erst freigegeben hatte, setzte nun zu einem neuen, heimtückischen Angriff an. Der Sturm nahm an Kraft zu und peitschte die Wellen hoch genug, um die Barriere vor dem Ufer zu überrollen. Nicht sehr schnell, aber unaufhaltsam. Schon bald würde auch dieser Teil des Ufers überflutet sein. Er war noch nicht in Sicherheit. Er musste weiter hinauf zwischen die Felsen.
    Langsam und schwankend, mit zusammengebissenen Zähnen und mehr vor Anstrengung als vor Schmerz keuchend, setzte er sich auf und versuchte die Dunkelheit ringsum mit Blicken zu durchdringen. Vor ihm lagen die Klippen und der Sturm, hinter ihm die Felsen, die nicht einmal besonders hoch zu sein schienen, in der Dunkelheit und bei dem tobenden Sturm aber ebenso gut bis an den Himmel hätten reichen können: unübersteigbar. Zur Rechten erstreckte sich der schmale Uferstreifen, so weit er sehen konnte — was nicht besonders weit war —, doch zur Linken gab es eine Stelle, an der sich eine Bresche in dem Gewirr aus Felsen und Steintrümmern zu befinden schien. Was dahinter lag, wusste er nicht. Aber es gab nur eine Möglichkeit, es herauszufinden. Er musste dort hinauf — entweder freiwillig oder gezwungen von der Stimme, die über ihn wachte und die nicht gestatten würde, dass er starb.
    Er lernte ein neues Gefühl kennen: Trotz.
    Wenn er sich schon peinigen lassen musste, so aus freien Stücken und nicht gezwungen von einer Macht, die sich anmaßte, das größte und möglicherweise einzige Verbrechen zu begehen, das es wirklich gab: den freien Willen eines anderen Individuums zu ignorieren und ihm seinen eigenen aufzuzwingen.
    Während das Wasser allmählich stieg, sodass die Wellen bereits seine Knie umspülten, stemmte er sich in die Höhe, wandte sich nach links und taumelte auf die Bresche in den Felsen zu, und während er es tat, wiederholte sich das fast unheimliche Geschehen von vorhin: Statt ihn zu ermüden, schien ihm jeder einzelne Schritt neue Kraft zu geben. Er war noch immer ein Neugeborener, fast ohne Wissen, aber sein Körper war der eines Mannes, und es war, als erinnere er sich mit jeder neuen Bewegung, die er lernte, folgerichtig an die nächste, die kommen musste.
    Irgendwie gelang es ihm, den Spalt zu überwinden und einen zweiten, höher gelegenen und damit sicheren Uferstreifen zu erreichen. Trotzdem schleppte er sich noch ein gutes Stück weiter den Strand hinauf. Mit dem Wissen um sich selbst und das Wie und Warum der Welt war auch noch ein anderer, unwillkommener Begleiter aus der Vergangenheit zurückgekehrt: die Furcht.
    Schließlich aber konnte er nicht mehr. Er fiel auf die Knie, ließ sich nach vorne und zur Seite sinken und schlief ein, noch bevor seine Wange den Boden berührte.
    Während er schlief,

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