Enwor 2 - Die brennende Stadt
fanden aber auf dem morastigen Boden keinen Halt.
Er sank bis weit über die Knöchel ein, kam mit einem zornigen Ruck frei und verlor das Gleichgewicht, als sein rechter Fuß in dem klebrigen Matsch steckenblieb. Verzweifelt drehte er sich noch im Fallen um seine Achse, parierte einen abwärts geführten Stich und landete zum zweitenmal innerhalb kurzer Zeit auf dem Rücken.
Der Kohoner stieß einen triumphierenden Schrei aus, packte das Schwert mit beiden Händen und schlug mit aller Gewalt zu. Ihre Klingen trafen funkensprühend aufeinander. Skar schrie vor Schmerz auf. Die Wucht des Schlages schien ihm die Arme aus den Gelenken zu prellen. Er wälzte sich herum, hieb ungeschickt nach den Beinen des Angreifers und brachte sich mit einem verzweifelten Satz in Sicherheit, als sich die Schwertklinge des anderen dort in den Boden fraß, wo soeben noch sein Kopf gewesen war. Er krümmte sich, zog die Beine an den Leib und trat mit aller Gewalt ru. Seine Füße trafen den Kohoner an der Brust und ließen ihn meterweit zurücktaumeln.
Aber nicht weit genug.
Erneut hatte Skar das blitzartige Gefühl, daß irgend etwas nicht so war, wie es sein sollte. Er hatte mit aller Kraft zugetreten. Der Tritt hätte dem Kohoner — Brustpanzer oder nicht — den Brustkorb zerschmettern müssen. Aber der Mann war nur ein paar Schritte zurückgetaumelt und stand nun, zwar mit schmerzverzerrtem Gesicht und wankend, immer noch aufrecht.
Skar stemmte sich mühsam hoch, wich zwei, drei Schritte zurück und hob abwehrbereit die Waffe. Sein Atem ging schnell und hektisch. Der Matsch, in den Skar gestürzt war, hatte seine Augen verklebt und seine Kleider schwer werden lassen. In seinen Handgelenken pochte ein wütender Schmerz, und so sehr er sich auch bemühte, er fand auf dem glitschigen Boden keinen festen Stand.
Ihm fiel auf, wie still es plötzlich geworden war. Vor Augenblik-ken hatte die Arena noch unter den begeisterten Schreien der Menge gebebt, aber plötzlich war es so leise, daß er die keuchenden Atemzüge seines Gegners hören konnte. Er sah auf. Die Menge auf den Zuschauerrängen schien in ungläubigem Schweigen erstarrt zu sein. Viele hatten sich von ihren Sitzen erhoben und gafften, starr vor Schrecken und Überraschung, zu ihnen herab.
Er konzentrierte seine Aufmerksamkeit wieder auf den Kohoner.
Der Mann hatte die winzige Kampfpause genützt, um sich zu erholen, und kam nun mit kleinen, tänzelnden Schritten näher.
Er bewegt sich zu leicht, dachte Skar. Zu elegant. Er dürfte sich nicht so leicht bewegen. Nicht auf diesem Boden! Sein Blick wan-derte an der Gestalt des anderen herab und blieb eine halbe Sekunde an seinen Füßen hängen.
Er trug keine Schuhe.
Er bewegte sich auf diesem sumpfigen Boden so sicher, als stünde er auf Fels, und er trug keine Schuhe.
Und seine Füße waren nicht die Füße eines Menschen. Sie waren verdreckt und von großen Klumpen des braungrauen Morastes verklebt, aber Skar konnte trotzdem die weit ausemandergespreizten Zehen und die dünnen Schwimmhäute dazwischen erkennen.
Und jetzt, endlich, begriff Skar. Die gelassene Ruhe, mit der der angebliche Kohoner in die Arena getreten war, der Chaloc, der Gleichmut, mit dem er den Shuriken und seinen Tritt hingenommen hatte ... Dieser Mann war kein Bewohner Kohons. Er war nicht einmal ein Mensch.
In den Augen des anderen blitzte es auf, als er erkannte, daß Skar seinem Geheimnis auf die Spur gekommen war. Er stieß einen wütenden, an einen schrillen Vogelruf erinnernden Schrei aus, schwang das Schwert hoch über den Kopf und stürmte mit weit ausgreifenden Schritten auf Skar zu. Seine Füße schienen den Boden nicht einmal zu berühren. Skar fing den Schwerthieb auf, taumelte ungeschickt zurück und parierte zwei, drei weitere, mit unmenschlicher Kraft geführte Schläge. Die Klinge schien in seiner Faust zu vibrieren. Sein Gegner war langsam, aber die Hiebe kamen mit der Kraft von Muskeln, die denen eines Bantas nicht viel nachstanden, und wo Skar gegen einen menschlichen Angreifer Zeit gefunden hätte, zwischen zwei Hieben zu kontern, mußte er jetzt alle Willenskraft aufbieten, um nicht vor Schmerz aufzuschreien und seine Waffe fallen zu lassen. Sein Körper bebte unter den unbarmherzig auf ihn niederprasselnden Schlägen, und er spürte mit jeder Parade, jedem Treffer, den seine Klinge und seine verkrampften Schultermuskeln auffingen, wie seine Kräfte mehr erlahmten.
Auf den Rängen über ihm klang jetzt ein unwilliges,
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