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Enwor 2 - Die brennende Stadt

Enwor 2 - Die brennende Stadt

Titel: Enwor 2 - Die brennende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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das Haar lang bis auf die Schultern und offen; kein Stirnband. Ein beinahe unentschuldbarer Leichtsinn.
    Ein dritter Posaunenstoß erklang. Der Kampf begann.
    »Nimm du den Linken«, sagte Del. »Und gib acht auf ihre Hände. Sie haben Messer.«
    Skar nickte knapp. Es hätte Dels Warnung nicht bedurft. In den Metallgürteln der Kohoner steckte fast ein Dutzend schlanker, gefährlicher Wurfdolche. Skar bedauerte für einen Moment, keinen Schild mitgenommen zu haben. Aber dafür war es nun zu spät. Wenn es ein Fehler war, so würden sie es merken.
    Ein erwartungsvolles Raunen ging durch die Menge, als sie sich ihren Gegnern näherten. Skar machte einen Schritt in die Arena hinaus und sank fast sofort bis an die Knöchel ein. Er hatte erwar-tet, daß der Boden schlecht war, aber es war trotzdem noch schlimmer, als er befürchtet hatte. Der Sand war aufgeweicht und sumpfig, seine Schritte wurden von leisen, schmatzenden Geräuschen begleitet und hinterließen eine Spur kleiner Löcher, die sich rasch mit Wasser füllten. Er sah kurz zu Del hinüber und bemerkte, daß der junge Satai mit ähnlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Und weiter im Zentrum der Arena würde es noch schlimmer werden.
    Der Boden war abschüssig und glich einem sehr flachen Krater. Vielleicht würden sie dort bis an die Waden einsinken.
    »Bleib zurück«, sagte er so leise, daß die Worte nur von Del verstanden werden konnten. »Ich habe keine Lust, bis an die Hüften in diesem Dreck zu versinken. Laß sie kommen.«
    Del nickte unmerklich, verlangsamte seine Schritte und begann nach rechts auszuweichen. Gleichzeitg bewegte sich Skar nach links. Ihm war nicht sehr wohl bei dem Gedanken, daß sie sich trennten. Aber ihre Gegner schienen den gleichen Einfall gehabt zu haben. Auch sie bewegten sich auseinander, statt direkt auf sie zu. Das Raunen auf den Bänken wurde lauter, und die ersten anfeuernden Rufe erklangen, verstummten aber ganz rasch wieder. Skar hob den Kopf, blickte in die Mauer gebannt gaffender Gesichter über sich und dann zur Königsloge. Eine der verschwommenen Gestalten hatte sich leicht vorgebeugt und sah offenbar mit großem Interesse zu ihnen herab.
    Irgend etwas an der Szene störte Skar. Doch er wußte nicht, was. Aber vielleicht war er auch nur übernervös. Vela hätte sich keinen besseren Zeitpunkt aussuchen können, die Amazone zu ihm zu schicken.
    Er wandte sich wieder seinem Gegner zu und versuchte, alle anderen Gedanken aus seinem Kopf zu verbannen. Für einen Augenblick gab es nur noch ihn und die Arena, alles andere wurde unwichtig, verschwand. Für die Dauer eines Herzschlages bestand die Welt nur noch aus ihm und dem schwarzhaarigen Mann aus Kohon.
    Aber nur für einen Augenblick. Dann drang das erregte Murmeln der Menge wieder deutlicher an sein Ohr, und er spürte abermals die Kälte und den eisigen, schneidenden Wind.
    Skar erschrak.
    Eine der Erklärungen für die legendäre Unbesiegbarkeit der Sa-
    tai bestand in ihrer Fähigkeit, sich mit jeder Faser ihres Seins auf den Kampf zu konzentrieren, jeden anderen Gedanken, jede Empfindung auszuschalten: Es war eine Trance oder jedenfalls etwas, das diesem Zustand so nahe kam, daß nicht einmal die Satai selbst den Unterschied zu definieren vermochten. Sie hatten ihn jahrelang und mit beinahe übermenschlicher Geduld geübt, bis es nur noch eines flüchtigen Gedankens bedurfte, ihn hervorzurufen.
    Aber diesmal ging es nicht.
    Irgend etwas war da, eine seltsame, körperlose Kraft, die es vor Augenblicken noch nicht gegeben hatte und die ihn daran hinderte, sich auf die gewohnte Art zu konzentrieren.
    Er wandte rasch den Kopf und sah, daß es Del ebenso erging. Obwohl sie sich nach verschiedenen Seiten der Arena bewegt hatten und nun mehr als dreißig Schritte auseinanderstanden, konnte er das Erschrecken auf dem Gesicht des jungen Satai deutlich erkennen.
    Skar blieb stehen, zog das Schwert aus der Scheide und wechselte die Waffe in die Linke, um mit der rechten Hand einen Wurfstern vom Gürtel zu lösen. Der Kohoner beobachtete seine Vorbereitungen ohne sichtliche Regung. Sein Gesicht — Skar war jetzt dicht genug heran, um zu erkennen, daß er jünger war, als er bisher angenommen hatte — blieb starr, aber Skar zweifelte nicht daran, daß den dunklen Augen auch nicht die winzigste seiner Bewegungen verborgen blieb.
    Skar hatte niemals den Fehler begangen, einen Gegner zu unterschätzen, und er tat es — trotz allem, was er vorher gesagt und gedacht

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