Enwor 2 - Die brennende Stadt
hinzu. »Es ist... nicht einfach.«
Del wandte den Kopf und runzelte die Stirn. Dann lächelte er.
Skar atmete innerlich auf. Der Bann war gebrochen.
»Macht euch bereit«, sagte Cubic.
Skar nickte und schloß für die Dauer von vier, fünf Herzschlägen die Augen. Es dauerte nicht lange, bis er jenen Zustand völliger Entspannung erreicht hatte, in dem er normalerweise in den Kampf ging. Sein Herz schlug ruhiger, und er spürte den kalten Wind und die Feuchtigkeit, die von draußen hereindrangen, intensiver.
Das Tor schwang mit leisem Knarren nach innen. Die Fackeln flackerten und zauberten für einen Moment tanzende Schatten an die Wände.
Cubic zog sich mit ein paar raschen Schritten zurück, und auch die Diener, die beiderseits des Tores gestanden waren, verschwan-
den rasch aus dem Sichtbereich der Menge.
Langsam, mit gemessenen Schritten, traten sie in die Arena hinaus.
Skar kam sich mit einem Mal unsagbar lächerlich vor. Er bewegte sich so, wie es die Menge erwartete, wie sie glaubte, daß sich ein Held bewegen mußte, spielte ein Spiel, das nicht seines war und ihn im Grunde anwiderte, trat neben Del vier, fünf Schritte in den aufgeweichten Sand hinaus und blieb stehen. Hinter ihnen schwang das Tor zu und rastete mit einem dumpfen Schlag ein.
Ihm fiel auf, wie still es geworden war. Die Ränge waren — wie erwartet — bis auf den letzten Platz gefüllt, aber wenn die Menge noch vor Augenblicken wie ein außer Rand und Band geratener Mob getobt hatte, so war sie jetzt wie auf ein geheimes Zeichen hin verstummt. Er begann langsam zu begreifen, was Cubic gemeint hatte.
Sein Blick glitt über die Bankreihen und blieb an der Loge der Tempelkönige haften. Das Bauwerk war größer geworden, als es am Vormittag den Anschein gehabt hatte. Ein dreifach gestaffelter Kordon von Wachen umgab das mannshohe, mit eilig herbeigeschafften Ranken und Wimpeln geschmückte Podest, und trotz der qualvollen Enge auf der hoffnungslos überfüllten Tribüne waren die Menschen in weitem Umkreis angstvoll von den Soldaten abgerückt. Die Tempelkönige selbst waren unsichtbar, wenig mehr als zwei schlanke, verschwommene Schatten hinter einem Vorhang aus dünnen Schleiern, der sie gleichermaßen vor dem Regen wie vor dem Erkanntwerden schützte. Niemand hatte die Tempelkönige Ik-nes je zu Gesicht bekommen, außer in Form mehrerer verhüllter Gestalten, die sich hinter einer Mauer aus Schweigen und Geheimnissen verbargen. Ein Umstand, der natürlich den besten nur denkbaren Nährboden für Gerüchte und Vermutungen abgab — die Versionen reichten von einem Paar Unsterblicher bis hin zu Dämonen, die von den Sternen herabgestiegen waren, um über die Menschen zu herrschen. Skar sah die Sache wesentlich nüchterner. Der Schleier von Geheimnissen und Vermutungen, hinter denen sich die Könige verbargen, stellte einen besseren Schutz dar, als ihn selbst die höchsten Mauern hätten bilden können. Auch der tapferste Wächter konnte besiegt oder überlistet werden, aber niemand konnte einen Gegner angreifen, den er nicht kannte.
Um so mehr erstaunte es ihn, daß die Tempelkönige hier anwesend waren.
Eine der schattenhaft erkennbaren Gestalten hob die Hand, und ein zweiter hallender Posaunenstoß unterbrach die Stille. Skar deutete eine Verbeugung in Richtung der Königsloge an und wandte sich dann wieder der Arena zu.
Am gegenüberliegenden Rand des Kampfplatzes hatte sich ein zweites Tor geöffnet, das genaue Gegenstück zu dem, aus dem sie hervorgekommen waren. Die Gestalten der beiden Kohoner wirkten seltsam klein und verloren vor dem Hintergrund der mächtigen grauen Mauer. Skar konnte sehen, wie ihnen der Wind ins Gesicht fuhr und mit ihrem Haar spielte. Die beiden Männer glichen sich wie Zwillinge; sie waren groß, sehr schlank und langgliedrig. Nicht der Typ des muskulösen Athleten, dachte er, sondern Männer, die mehr auf Schnelligkeit und Geschicklichkeit setzten als auf die Kraft ihrer Arme. Ihre Kleidung war einfach und zweckmäßig —knielange Hosen, die von einem breiten, metallbeschlagenen Gürtel zusammengehalten wurden, darüber ein langärmeliges Hemd, unter dem sich zweifellos ein Lederharnisch oder ein Kettenhemd verbarg. Sie trugen keine Helme, und ihr einziger Schutz bestand aus runden, kaum tellergroßen Schilden, die nicht so aussahen, als würden sie einem ernstgemeinten Hieb standhalten können.
Skar tauschte einen Blick mit Del und runzelte flüchtig die Stirn. Ihre beiden Gegner trugen
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