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Enwor 2 - Die brennende Stadt

Enwor 2 - Die brennende Stadt

Titel: Enwor 2 - Die brennende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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bewegten sie sich hier, am Grund dieser künstlichen Klamm, schon durch wattige Finsternis, in der die Silhouetten ihrer Bewacher zu tiefenlosen schwarzen Schatten zu werden schienen. Irgendwo weit, weit entfernt grollte Donner. »Wonach suchst du?« drang Dels Stimme in seine Gedanken.
    »Nach einem Engel, der vom Himmel herabsteigt und uns rettet?«
    Skar lächelte dünn. »Vielleicht«, sagte er. »Aber vielleicht auch nach einem Dämon.«
    Del zog die Brauen zusammen und schien einen Moment über den Sinn der Bemerkung nachzudenken. »Du machst dir doch nicht etwa wirklich Sorgen wegen dieses Angebers von Kommandanten, oder?« fragte er nach einer Weile. Er lächelte, aber es wirkte ein wenig gekünstelt, so, als gelte es eher seiner eigenen Beruhigung. »Nicht einmal die Priesterkönige von Ikne würden es wagen, Hand an zwei Satai zu legen.«
    »Der Berg der Götter ist weit«, antwortete Skar.
    Del schwieg. Diesmal schien seine Ruhe sichtlich erschüttert.
    Skar sah wieder nach rechts und links. Die Häuser standen hier dichter als zuvor, und von Zeit zu Zeit passierten sie schmale Seitenwege, die auf die Hauptstraße hinausführen mochten. Doch er verwarf den Gedanken an Flucht wieder. Sie hatten keine Waffen, aber selbst, wenn es anders gewesen wäre, hätten sie einen Kampf in der schmalen Gasse nicht gewinnen können. Außerdem hatte er die Worte des Kommandanten nicht vergessen — Ikne war trotz allem eine Festung, und so unmöglich, wie es gegen den Willen ihrer Herren war, hineinzugelangen, so unmöglich war es auch, herauszukommen. Es gab nur zwei Tore, und es hätte einer kleinen Armee bedurft, die Wachen zu überwältigen.
    Eine Hand berührte ihn an der Schulter. Skar drehte sich im Gehen herum und sah in das bärtige Gesicht eines Soldaten. »Ihr solltet nicht versuchen, zu fliehen, Herr«, sagte er.
    Skar runzelte die Stirn, sah den Mann einen Herzschlag lang durchdringend an und lächelte. »Liest du meine Gedanken?«
    Der Mann erwiderte das Lächeln, wenn es auch entschieden unsicher und verlegen wirkte. »Das war. . . nicht schwer, Herr«, sagte er. »Aber es wäre ein Fehler. Vielleicht könntet Ihr uns entkommen, aber Ihr wärt in Ikne nicht sicher. Eure Verhaftung geschah auch zu Eurem Schutz. Das Volk fordert Euren Kopf, und es ist ihm gleich, ob Ihr Satai seid oder nicht.«
    Obwohl Skar sich dagegen zu wehren versuchte, glaubte er dem Mann. Irgend etwas in seiner Art zu reden, überzeugte ihn davon, daß er die Wahrheit sprach.
    »Ihr erwartet von uns, daß wir uns widerstandslos zum Scheiter-
    häufen führen lassen?« mischte sich Del ein. »Würdest du das tun, Soldat?«
    Der Gardist kam nicht mehr dazu zu antworten. Ein häßliches Zischen überlagerte das plätschernde Geräusch des Regens, und dann war da, wo ein Lidzucken zuvor noch der Kopf des Soldaten gewesen war, nur noch ein blutendes Etwas, aus dem der zitternde Griff einer Wurfaxt ragte.
    Skar reagierte, ohne zu denken. Er ließ sich nach hinten fallen, umklammerte die Beine eines Gardisten und riß den Mann mit sich zu Boden. Neben ihm wich Del mit einem verzweifelten Satz einer zweiten Axt aus und schlug gleichzeitig zwei seiner Bewacher nieder.
    Die schmale Gasse verwandelte sich in einen Hexenkessel. Wieder zischte eine Axt durch die Luft, tötete einen Soldaten und blieb zitternd in der Schulter eines zweiten stecken.
    »Zurück!« schrie Skar. Er sprang auf, schlug eine heranwirbelnde Axt mit dem Unterarm beiseite und wich, einen vor Schreck starren Soldaten mit sich zerrend, zurück. Er stieß den Mann derb in einen schmalen Seitenweg, sprang geduckt in die Gasse zurück und zerrte einen zweiten Soldaten in Sicherheit. Wieder zischte eine Axt heran, flog, sich drehend und einem wirbelnden Silberrad gleich, auf ihn zu und bog im letzten Augenblick wie von einer geheimnisvollen Kraft gelenkt zur Seite, um einen Soldaten zu fällen. Skar sah sich gehetzt um. Sieben oder acht ihrer Bewacher lagen bereits tot oder verwundet am Boden, und der Rest versuchte sich in heller Panik vor einem Feind in Sicherheit zu bringen, den sie nicht sehen konnten, weil er aus dem Dunkel heraus zuschlug.
    Sie hatten keine Chance. Die Äxte zischten, mit perfekter Präzision gezielt, weiter aus der Dunkelheit heran und fanden unbarmherzig ihre Opfer. In den Chor aus Angst- und Schreckensschreien mischte sich immer wieder das dumpfe Klatschen der tödlichen Beile, ein Geräusch, das jeder Krieger kannte und fürchtete. Skar zerrte zwei

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