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Enwor 2 - Die brennende Stadt

Enwor 2 - Die brennende Stadt

Titel: Enwor 2 - Die brennende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gepflasterte Hauptstraße direkt zum Verbotenen Bezirk hinauf, in dessen Zentrum sich der schwarze Riesenfinger der Zwingfeste erhob. Aber offensichtlich hatte ihre Eskorte andere Befehle. Sie verließen die Arena durch eine niedrige, halb von wucherndem Efeu und Unkraut überwachsene Seitentür, die in eine schmale Gasse zwischen zwei Hausreihen hinausführte.
    »Man scheint keinen Wert darauf zu legen, daß unsere Verhaftung bekannt wird«, knurrte Del, als sie — umringt von jeweils einem Dutzend schwerbewaffneter Soldaten — durch die schmale Schlucht aus feuchten Ziegelsteinmauern in nördliche Richtung gingen. »Selbst den Tempelkönigen von Ikne dürfte es schwerfallen, einen logischen Grund für die Verhaftung zweier Satai zu finden.«
    Skar runzelte die Stirn. Del schien den Ernst der Lage immer noch nicht begriffen zu haben.
    »Vielleicht geschieht es auch nur zu unserem Schutz«, sagte er halblaut.
    »Schutz?« echote Del.
    Skar nickte. »Ich glaube nicht, daß die Bürger dieser Stadt im Augenblick sonderlich gut auf uns zu sprechen sind«, sagte er. »Dem Kommandanten ist nicht damit gedient, wenn sie uns lynchen.«
    Del schwieg verwirrt.
    »Jeder, der auch nur einen Dim auf uns gewettet hat, fühlt sich von uns getäuscht und betrogen«, fuhr Skar fort. »Und es gibt eine Menge Leute, die nicht viele Fragen stellen, wenn sie sich übers Ohr gehauen fühlen. Auch in Ikne.«
    »Aber das ...« Del brach erneut ab, schüttelte den Kopf und richtete den Blick starr auf den Rücken des vor ihnen gehenden Gardisten. »Ich verstehe das nicht«, murmelte er. »Sie müssen doch gesehen haben, was passiert ist. All diese Leute. Man kann doch nicht all diese Leute täuschen.«
    »Offensichtlich doch«, antwortete Skar. »Sie — oder uns.«
    Del wandte mit einem Ruck den Kopf und blieb stehen, stolperte aber sofort weiter, als ihm einer der Soldaten einen unsanften Stoß versetzte.
    »Wie meinst du das?« fragte er.
    Skar hob kaum merklich die Schultern. »Es gibt zwei Möglichkeiten«, sagte er nachdenklich. »Die eine ist, daß es wirklich Sumpfleute waren und dreißigtausend Augenpaare es nicht gemerkt haben. Die andere«, setzte er nach einer winzigen Pause hinzu, »ist, daß wir uns geirrt haben.«
    Del gab einen Laut der Überraschung von sich. »Ich spüre jetzt noch jeden einzelnen Knochen im Leibe«, sagte er. »Der Kerl hatte mehr Kraft als ein Dutzend Stiere. Und du willst mir erzählen, es wäre ein ganz normaler Gladiator gewesen?«
    »Ich will überhaupt nichts erzählen«, sagte Skar ruhig. »Ich denke nur laut. Oder weißt du eine andere Erklärung?«
    Del schwieg einen Moment und schüttelte dann widerwillig den Kopf. Sie hatten die Gasse mittlerweile verlassen und gingen über eine schmale, steinerne Brücke, die über einen der unzähligen Kanäle der Stadt hinwegführte. Der Wasserspiegel war in den letzten Tagen so hoch gestiegen, daß die brackigen grauen Fluten bereits ihre Füße umspülten. Hinter der Brücke wartete eine zweite, womöglich noch engere Gasse auf sie. Sie näherten sich jetzt dem Stadtzentrum. Die Rückseiten der Häuser, zwischen denen sie hindurchgingen, waren hier ebenso schmutzig und ungepflegt wie die in den ärmeren Vierteln, aber die Gebäude waren höher, und es gab von Zeit zu Zeit sogar schmale, vergitterte Fenster, wohl dazu bestimmt, Abfälle oder die Inhalte von Nachtschüsseln auf die Straße zu werfen.
    »Magie«, murmelte Del schließlich. »Es muß Zauberei im Spiel gewesen sein.«
    Skar lächelte. »Ich glaube nicht an Zauberei.«
    »Ich kannte einmal ein Reh«, antwortete Del, der sich offenbar für seine eigene Idee zu begeistern begann, »das glaubte nicht an Pfeil und Bogen. Es hat hervorragend geschmeckt.«
    Skar antwortete nicht. Vielleicht hatte Del mit seiner Vermutung nicht einmal unrecht. Wenn auch in anderer Art, als er annehmen mochte.
    Der Regen wurde stärker. Skar bedauerte schon, nur den dünnen Kampfharnisch und den Lederrock angelegt zu haben. Vorhin, in der Arena, war diese Kleidung Schutz genug gewesen, aber hier draußen in der Kälte begann er schmerzhaft zu spüren, wie wenig Widerstand der Harnisch dem Wind und der Feuchtigkeit entgegenbrachte. Sein Blick wanderte an der glitzernden Steinmauer zu seiner Linken empor. Die Wände waren so hoch, daß sie sich über ihnen gegeneinander zu neigen schienen und nur ein schmaler, grau marmorierter Streifen des Himmels sichtbar blieb, und obwohl dort oben noch Dämmerung herrschte,

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