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Enwor 3 - Das tote Land

Enwor 3 - Das tote Land

Titel: Enwor 3 - Das tote Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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aus Nebel schien zwischen ihm und der Wand zu liegen. Es war, als wehre sich die fremdartige Architektur dieses Raumes dagegen, von Augen betrachtet zu werden, für die sie nicht geschaffen worden war.
    »Es täte mir wirklich leid, wenn ich dich zerbrechen müßte, Skar«, fuhr Vela im Plauderton fort. »Aber ich muß es tun, wenn du mich dazu zwingst.«
    »So wie du Gowenna zerbrochen hast?«
    Velas Lächeln blieb unverändert, aber für einen kurzen Mo-
    ment versteifte sich ihre Haltung. Dann hatte sie sich wieder in der Gewalt.
    »Liebst du sie?« fragte sie.
    Skar antwortete nicht.
    »Oder glaubst du nur, sie zu lieben?« fuhr Vela fort. »Ich weiß —es geht mich nichts an, und ich werde mich auch nicht einmischen. Ich stehe zu meinem Wort — du kannst sie haben, wenn du willst. Ich schenke sie dir.«
    »Hast du mich deshalb kommenlassen, um mich zu fragen, was ich haben will?« erwiderte Skar. »Ich bin nicht zu kaufen. Zumindest nicht für dich. Der Preis wäre zu hoch.«
    »Das glaube ich sogar. Aber natürlich habe ich dich nicht deshalb gerufen.« Sie beugte sich noch weiter vor, schenkte Skars Becher, der halb geleert war, wieder voll und stellte den Krug mit einem Ruck auf den Tisch zurück.
    »Ich habe dir ein Angebot gemacht, Skar«, begann sie, »öfter als einmal, und du hast es abgelehnt. Ich habe dich rufen lassen, um es zu wiederholen. Doch vorher möchte ich dir ein paar Dinge erzählen, die du nicht wissen kannst und die deine Entscheidung vielleicht noch beeinflussen.«:
    »Was?« fragte Skar. »Neue Lügen?«
    »Lügen? Warum sollte ich lügen, Skar? Ich habe alles erreicht, was ich wollte. Ich habe dich, Del, den Stein — ich könnte dich zwingen, mir dienstbar zu sein, und du wärest sogar glücklich darüber. Warum also sollte ich lügen? Außerdem — ich kenne dich vielleicht besser als du dich selbst. Du bist kein Mann, den man belügen kann. Nicht auf Dauer.«
    »Und warum tust du es dann nicht?« fragte Skar. »Warum zwingst du mich nicht, wenn du es angeblich kannst?«
    »Hör mir zu, und du kommst vielleicht selbst auf die Antwort.
    Und denk auch einmal darüber nach, daß der Platz auf einem Thron sehr einsam sein kann.«
    »Du hast Del.«
    »Del!« Sie lachte wieder, aber diesmal klang es abfällig. »Er ist ein netter Junge, Skar, mehr aber nicht. Ich brauche einen Mann an meiner Seite.«
    Skar sah an ihr vorbei auf den Vorhang, hinter der sich ihr Schlafgemach verbarg. Vela bemerkte seinen Blick. »Ja, Skar, auch dafür. Aber nicht nur.«
    Es war absurd. Sie saßen hier in den Ruinen eines Volkes, das untergegangen war, bevor es Menschen gab, waren Feinde, die sich gegenseitig mit Freuden umbringen würden, wenn sie die Gelegenheit dazu hätten, und trieben Konversation. »Komm zur Sache«, sagte er. »Was genau willst du?«
    Vela wirkte für die Dauer eines Lidzuckens enttäuscht, und sie gab sich nicht einmal Mühe, dieses Gefühl zu verbergen. »Ich will dir die Geschichte des Volkes von Tuan erzählen«, sagte sie nach einer Weile. »Des Volkes, das Urcöun erbaute, Combat und Tuan und viele andere Orte, die heute nur noch in Legenden leben. Manche nicht einmal mehr dort.«
    »Und du glaubst, das würde mich interessieren?«
    Vela überging seine Frage. »Del erzählte mir von Urcöun«, fuhr sie fort. »Wie lange wart ihr dort?«
    Skar sah sie irritiert an. »Nicht ... lange«, antwortete er stok-kend. »Eine Nacht und einen halben Tag.«
    »Aber lange genug, um zu begreifen, daß es keine Menschen waren, die diese Stadt erbauten, nicht? Sowenig, wie die Erbauer Tuans Menschen waren. Jedenfalls glaubt ihr das. Alle glauben es. Aber es stimmt nur zum Teil.«
    »Legenden«, sagte Skar abfällig.
    Vela lächelte. »So wie Combat und Tuan, ja. Was muß noch geschehen, bis du bereit bist, zuzugeben, daß die alten Lieder die Wahrheit sagen?«
    Skar schwieg, und Vela fuhr, nach einer weiteren, lang anhaltenden Pause, fort: »Du weißt, daß wir lange nach dir gesucht haben, Skar. Nach einem Mann wie dir, um genauer zu sein. Einem Mann oder einer Frau. Zuerst war es Gowenna, die ich fand. Ich dachte, sie wäre die Richtige, aber ich habe mich geirrt. Trotzdem war sie von allen, die ich nach Combat sandte, die, die am weitesten kam. Du wirst mich verstehen, wenn ich dir die Geschichte der Alten erzähle — soweit ich sie kenne.« Sie lehnte sich, den Trinkbecher mit einer graziösen Geste haltend, zurück und machte mit der freien Hand eine weit ausholende Geste, perfekt

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