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Enwor 3 - Das tote Land

Enwor 3 - Das tote Land

Titel: Enwor 3 - Das tote Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Sie sorgten dafür, daß Combats Wächter ihre Kinder erkannten. Nur einem von ihnen sollte es möglich sein, das Herz der Stadt zu stehlen. Deshalb habe ich dich gesucht, Skar, dich und andere, von denen ich glaubte, sie trügen das Erbe der Alten in sich.«
    »Das ist...«
    »Sag jetzt nichts«, unterbrach ihn Vela hastig. »Überlege — Del hat mir alles erzählt, alles, was euch widerfahren ist, als ihr in Urcöun und Went wart. Glaubst du wirklich, es war alles Zufall? Warum, glaubst du, warst du der erste, dem es gelang, in die Hogerhöhlen einzudringen? Der erste, der den Biß eines Khtaäm überlebte? Zufall?« Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe viel erlebt, Skar, und ich bin zu dem Schluß gekommen, daß es so etwas wie Zufall nicht gibt. Wir mögen vieles nicht verstehen, aber es folgt alles einem Plan.«
    »Unsinn«, murmelte Skar. »Das sind doch alles nur Geschichten. Ammenmärchen.« Aber seine Worte waren nur Ausdruck der Furcht, die Vela in ihm geweckt hatte. »An mir ist nichts Besonderes, Vela. Ich bin ein Mensch, mehr nicht.«
    Vela trank einen Schluck und setzte den Becher ab. Ihr Wolfsfellmantel raschelte leise, und wieder spürte er den betörenden Duft ihres Parfüms.
    »Ich verstehe, daß du mir nicht glaubst«, sagte sie nachsichtig. »Aber ich wollte dir all dies sagen, bevor wir aufbrechen. Ich glaube, ich war es dir schuldig.« Sie stand auf, blieb fünf, sechs Sekunden reglos neben dem Tisch stehen und ging dann, sehr langsam, auf ihr Schlafgemach zu.
    »Komm«, sagte sie.
    Skar erhob sich. Die Bewegung kam nicht aus ihm heraus; seine Glieder gehorchten ohne, vielleicht sogar gegen seinen Willen, und er fühlte sogar einen schwachen Anflug von Entsetzen, während er hinter Vela auf das breite Bett zuging. Trotzdem war er unfähig, sich zu wehren. Und schon nach wenigen Augenblicken wollte er es auch gar nicht mehr. Sein Widerstand schmolz dahin, mit jedem Schritt, den er ihr näher kam, und als er vor ihr stand, schien sein Denken ausgelöscht.
    Sie drehte sich um, warf den Fellmantel mit einer graziösen Bewegung von den Schultern und streifte ihr Kleid ab. Darunter war sie nackt. Und sie war schön. Schöner als jede Frau, die Skar jemals zuvor erblickt hatte. Er trat auf sie zu, streckte die Hände aus und blieb in einer letzten verzweifelten Anstrengung stehen. Aber es war sinnlos.
    »Wehr dich nicht, Skar«, sagte Vela leise. »In dem Wein war ein Aphrodisiakum. Nimm es als Geschenk.«
    Skar schloß die Augen. Seine Hände begannen zu zittern. Er machte einen Schritt, blieb noch einmal stehen und berührte sie. Ihre Haut war kühl, glatt und so angenehm wie polierter Marmor, und ein unsichtbarer elektrischer Funke schien auf ihn überzuspringen, als er sie berührte. Sie preßte sich an ihn, löste die Spange, die seinen Umhang zusammenhielt, und tastete mit geschickten Fingern nach den Schnallen seines Harnisches. Er zitterte, gleichermaßen vor Begierde wie in dem verzweifelten und vergeblichen Versuch, sich noch zur Wehr zu setzen.
    »Hexe«, murmelte er. »Du —«
    Vela legte ihm den Finger auf die Lippen, stellte sich auf die Zehenspitzen und küßte ihn. Ihre Arme schlossen sich um seinen Hals, zogen ihn, sanft und doch kraftvoll, zu ihr herab auf das kühle Leinen des Bettes.
    Und irgendwann hörte er auf, sich zu wehren.

B ei den letzten Strahlen der untergehenden Sonne brachen sie auf. Skar war nach Stunden, wie es ihm vorkam, eingeschlafen, erschöpft, ausgelaugt und von jener wohligen Mattigkeit erfüllt, die er zu lange vermißt hatte, neben sich den schlanken, alabasterweißen Körper Velas. Erwacht war er allein. Der zerschlissene Fetzen, den er während der letzten Wochen als Umhang getragen hatte, war verschwunden. Statt dessen hatte er ein neues, dunkelrotes Cape vorgefunden. Es war bestickt mit einem komplizierten Muster, das ihn an manche der Reliefs erinnerte, die er auf den Wänden der Festung gesehen hatte und, je nachdem, wie er den Stoff bewegte, von geheimnisvollem eigenem Leben erfüllt zu sein schienen. Außerdem entdeckte er frische Wäsche und neue, aus einem ihm unbekannten Material gefertigte Stiefel, die so genau paßten, als wären sie eigens für ihn gemacht worden. Von seinen eigenen Kleidern war nur der zerschrammte Lederharnisch und der Waffengurt geblieben.
    Aber der war nicht mehr leer. Aus der schmalen, lederbezogenen Metallscheide ragte der Griff seines Tschekal, und in den Seitentaschen blitzten die rasiermesserscharfen Zähne seiner

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