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Enwor 3 - Das tote Land

Enwor 3 - Das tote Land

Titel: Enwor 3 - Das tote Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wie die lange geübte Bewegung einer Tänzerin und doch leicht und natürlich. Wie schön sie ist, dachte Skar. »Diese Welt, Skar, war nicht immer so, wie wir sie kennen. Vor uns lebten andere Völker hier, und vor diesen wieder andere. Das Leben kommt und geht, aber ich glaube, es ist ein Naturgesetz, daß niemals Leere zurückbleibt, sondern das Alte immer wieder von neuem ersetzt wird. Unsere Geschichte reicht lange zurück, aber es gab bereits Menschen hier, lange bevor die Berge entstanden sind und die Meere sich mit Wasser gefüllt haben. Und eines dieser Völker, vielleicht das erste, vielleicht auch nur eines in einer unendlichen Kette, waren die Alten, die, die wir heute Götter nennen. Niemand weiß mehr, wie sie ausgesehen haben, wie und was sie gedacht haben. Ich habe mich lange mit ihnen beschäftigt, doch nicht einmal ich weiß wirklich, wer sie waren. Aber ich glaube, sie waren uns ähnlich. Vielleicht nicht im Aussehen, aber in ihrer Art zu leben. Sie waren ein altes Volk, Skar, alt, weise und mächtig. Ihre Macht war so groß, daß sie nach den Sternen griffen und in gewaltigen stählernen Schiffen zu ihnen hinaufiuhren. Und so, wie sie dorthin gingen, kamen andere Wesen von anderen Welten hierher. Viele kamen, die meisten gingen wieder, aber einige blieben auch und bauten Städte wie Urcöun oder Tuan. Sie ... brachten ihre Welt auf die unsere, ein winziges Stückchen nur, aber genug, um hier zu leben und wenigstens die Illusion zu haben, zu Hause zu sein. Ich weiß nicht, wie lange es gedauert hat — vielleicht nur wenige Jahrzehnte, vielleicht Äonen. Doch irgendwann, eines Tages, geschah etwas; vielleicht war es Machtgier und Haß wie bei uns, vielleicht waren es auch Gründe, die mit ihren Städten versunken sind und uns immer verborgen bleiben werden. Es kam zum Krieg. Zum Krieg zwischen den Alten und den Wesen von jenseits der Sterne.«
    Skar runzelte die Stirn. Velas Worte erschienen ihm im ersten Augenblick lachhaft, und doch ... waren nicht die Feuerkinder Combats Wesen aus Licht und Hitze, winzige Söhne und Töchter der Sonne, und war ihm nicht selbst schon der Gedanke gekommen, daß all das — Tuan, Combat, all die Dinge, die er gesehen und gespürt hatte — nichts mit dieser Welt gemein hatten? Aber er schwieg und hörte weiter zu.
    »Es war ein Krieg, der mit Waffen geführt wurde, die wir uns heute nicht mehr vorzustellen vermögen. Sie setzten den Himmel in Brand und schmolzen die Sterne, und ganze Länder versanken in den Meeren. Die Alten waren stark, Skar, aber die Fremden von den Sternen waren ebenso stark, und während sie sich beide in ihren uneinnehmbaren Festungen verkrochen, verbrannte dieser Planet zu Asche. Schließlich gab es nur noch Combat, die letzte Bastion der Alten, eingekesselt von einem Belagerungsring der anderen: Tuan. Als die Alten begriffen, daß sie diesen Krieg nicht mehr gewinnen konnten, schufen sie eine letzte, finale Waffe. Sie versuchten sich an der Schöpfung selbst, und vielleicht war es das, was ihnen den Untergang brachte.«
    Sie schwieg, und Skar spürte, daß sie jetzt irgendeine Frage von ihm zu erwarten schien, aber er blieb weiter stumm. Ein seltsames Gefühl des Unbehagens hatte ihn ergriffen, während er Velas Erzählung lauschte.
    »Sie veränderten einige der Ihren«, berichtete Vela weiter. »Sie versuchten, Frauen ihres Volkes mit Gefangenen der Fremden zu kreuzen, um ein Wesen zu erschaffen, das gleichermaßen zu beiden Völkern gehörte — vielleicht die einzige Möglichkeit, Frieden zwischen zwei Völkern zu finden, die einander einfach zu fremd waren, um nebeneinander existieren zu können. Aber die endgültige Auseinandersetzung kam, bevor ihr Vorhaben Erfolg hatte, und beide Völker gingen unter. Du hast es gesehen. Tuan zerschmolz zu Glas, und Combat begann zu brennen.«
    »Und was hat das alles mit mir zu tun?« fragte Skar. Seine Stimme klang belegt.
    »Nicht alle starben«, sagte Vela. »Ein paar von ihnen überlebten. Nur wenige — vielleicht fünfzig, verteilt über den ganzen Planeten. Sie vergaßen ihr Erbe und ihre Herkunft, aber sie lebten weiter.«
    Skar saß starr da, unfähig zu denken, sich zu rühren. Er wußte, was Vela sagen würde. Und er wußte, daß es die Wahrheit war. »Ihre Nachkommen lebten weiter unter den Menschen«, fuhr sie fort. »Unerkannt, ohne selbst zu wissen, welches Erbe sie in sich trugen. Aber die Alten hatten vorgesorgt — ich sagte dir, daß sie ein weises Volk waren, trotz allem.

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