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Enwor 3 - Das tote Land

Enwor 3 - Das tote Land

Titel: Enwor 3 - Das tote Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Fluchtversuch zu wagen, grenzte dicht an Wahnsinn.
    Er drehte sich nun doch im Sattel um und hielt nach dem Zwerg Ausschau. Tantors rotes Cape war nicht mehr als ein hüpfender Farbklecks zwischen dem blitzenden Schwarz der Rüstungen; er konnte nicht genau erkennen, was er tat, meinte jedoch eine allmählich stärker werdende Unruhe unter den Kriegern wahrzunehmen, ohne daß er diesen Eindruck im einzelnen begründen konnte.
    Vielleicht spürten Menschen und Tiere auch nur, daß das Ende ihrer verzweifelten Odyssee nahte.
    Die Lücke im Waldrand kam langsam näher, aber das Zeichen, von dem Tantor gesprochen hatte, blieb aus. Skar spürte nun doch eine — wenn auch nur leise — Nervosität, und er ertappte sich selbst ein paarmal dabei, wie er unsicher in die Runde blickte und Bewegungen und Position der Krieger zu seiner Linken taxierte.
    Ein heller, erschrockener Aufschrei ließ ihn herumfahren. Am hinteren Ende der Kolonne entstand Aufregung, Tumult. Ein Pferd bäumte sich auf, dann noch eines, irgend etwas stürzte mit dumpfem Geräusch zu Boden, und ein Mann schrie. Für einen Moment sah Skar eine graue, schattenhafte Gestalt, die in ein verzweifeltes Handgemenge mit einem Krieger verwickelt war. Dann begruben Soldaten den Sumpfmann regelrecht unter sich. Skar spannte sich.
    »Noch nicht!« zischte eine Stimme neben ihm. Skar sah auf und erblickte Tantor. Der Zwerg war neben ihm aufgetaucht, ohne daß er es bemerkt hatte.
    »Schöner Fluchtversuch«, sagte Skar. »War das dein phantastischer Plan?« Seine Stimme zitterte. »Sollen sich die beiden El-tra opfern, nur um ein wenig Verwirrung zu stiften?«
    Tantor antwortet nicht, sondern blickte gebannt in die Richtung, in der das Handgemenge noch immer im Gange war. Aber es konnte nur noch Augenblick dauern. Skar wußte aus eigener schmerzhafter Erfahrung, wie stark die beiden Brüder aus Cosh waren, aber gegen eine dutzendfache Übermacht hatten nicht einmal sie eine Chance.
    Verzweifelt sah er sich um. Ihr Vormarsch war ins Stocken gekommen, aber der Kordon aus Kriegern hatte sich eher noch enger um ihn und den Zwerg zusammengezogen.
    Der Boden dröhnte, als Velas Staubdrachen kehrtmachte und mit weit ausgreifenden Schritten zurückpreschte. Das Ungeheuer stieß einen gellenden Schrei aus; die Krieger spritzten auseinander, um dem herantobenden Koloß Platz zu machen; eine schwarze Flut, die sich vor dem grauen Giganten teilte. »Aufhören!«
    Velas Stimme übertönte für einen Augenblick selbst den Tumult, der dem fehlgeschlagenen Fluchtversuch der beiden Sumpfmänner gefolgt war. Skars Hände krampften sich um die Zügel, als wolle er sie zerreißen.
    Er versuchte, Gowenna irgendwo in dem chaotischen Durcheinander zu erkennen, aber es war sinnlos.
    »Noch nicht«, flüsterte Tantor. Seine Stimme klang gehetzt, beinahe beschwörend. »Jetzt noch nicht, Skar. Warte.«
    Der Drachen hatte den Kampfplatz erreicht und blieb mit einem wütenden Trompeten stehen. Die letzten Krieger flohen, zogen sich — bis auf die, die die beiden El-tra aus den Sätteln gerungen hatten und nun am Boden festhielten, aus der unmittelbaren Nähe des geschuppten Giganten zurück. Der Drachen schien die Aufregung, die um ihn herum herrschte, zu spüren. Sein Schwanz peitschte nervös, riß Glassplitter und Staub aus dem Boden und trieb die Soldaten noch weiter zurück. Seine ungeheure Größe verlieh seinen Bewegungen etwas trügerisch Langsames, aber Skar sah, daß Vela Mühe hatte, sich im Sattel zu halten.
    »Hört sofort auf!« schrie sie. Wieder schüttelte sich der Staub-
    drachen, eine Bewegung, die Vela um ein Haar aus dem Sattel geschleudert hätte. Ein röhrender, ungeheuer, lauter Schrei drang aus seiner Brust und ließ die Männer ringsum aufstöhnen.
    »Skar!« schrie Vela. »Bring sie zur Ruhe!« Sie klammerte sich verzweifelt am Sattelknauf fest, beugte sich vor und versuchte auf dem bockenden Schlangenhals des Ungeheuers das Gleichgewicht zu halten. Ihr Blick suchte verzweifelt nach Skar, und trotz der großen Entfernung glaubte er beinahe Furcht auf ihren Zügen wahrzunehmen. »Bring sie zur Ruhe!« schrie sie noch einmal.
    »Ich lasse sie töten, wenn sie nicht sofort aufhören!«
    Tantor legte Skar in einer hastigen Bewegung die Hand auf den Unterarm. »Nicht!« zischte er. »Tu nichts!«
    Skar hätte es nicht einmal gekonnt, wenn er gewollt hätte. Er verstand nicht mehr, was dort drüben vorging. Die beiden Sumpfmänner wehrten sich noch immer, aber es war

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