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Enwor 3 - Das tote Land

Enwor 3 - Das tote Land

Titel: Enwor 3 - Das tote Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nur mehr ein nutzloses Aufbegehren gegen das Dutzend Männer, die sie hielten.
    Die Pferde, die bei dem plötzlichen Lärm zum Teil in Panik geraten waren, beruhigten sich zusehends.
    Trotzdem wurde der Drachen nicht ruhiger.
    Im Gegenteil.
    Plötzlich und ohne eine weitere Vorwarnung bäumte sich das Ungeheuer auf. Der gewaltige, dreieckige Schädel ruckte hoch, biß wie in einem irren Schmerz nach den tiefhängenden Wolken; seine Reiterin wurde durch diesen neuerlichen Ruck endgültig aus dem Sattel geworfen, sie flog in einem unmöglich weit gestreckten Bogen durch die Luft und verschwand hinter dem graugeschuppten Leib. Ein Ton, lauter und schriller als alles, was Skar jemals zuvor gehört hatte, entrang sich der Brust des Staubdrachen. Das Ungeheuer stellte sich wie ein bockendes Pferd auf die Hinterläufe, schlug mit den kleineren, mit messerscharfen Krallen bewehrten Vordertatzen in die Luft. Sein Schwanz drosch wie eine gewaltige Keule aus tonnenschweren Muskeln und Horn auf den Boden, zuckte hierhin und dorthin und ließ die Krieger in wilder Panik auseinanderspritzen. Steine und winzige, scharfkantige Glassplitter fuhren wie tödliche Schrapnellgeschosse unter die Reiter und verletzten Menschen und Tiere. Die Erde bebte.
    Und dann begann das Ungeheuer endgültig zu toben.
    Mit einem Brüllen, noch wilder und grauenhafter als zuvor, fuhr der Koloß herum, stieß auf die flüchtenden Reiter herab und spuckte eine brodelnde Wolke grauen, ätzenden Staubes aus. Sein Schwanz peitschte, zerschmetterte Pferde und Männer und riß eine sichelförmige Bresche in die Reihen der Söldner. Eine ganze Abteilung der Reiter verschwand in der kochenden Wolke des Drachenatems; ihre Schreie änderten sich, wurden von Lauten der Furcht zu Todes- und Schmerzensgebrüll. Pferde bäumten sich auf, brachen zusammen, als sich Fleisch und Knochen unter dem ätzenden Biß des Drachenatems auflösten. Ein Tier raste schreiend vor Schmerz, aus der kochenden Wolke hervor; seine Haut war eine einzige blutige Wunde, der Reiter auf seinem Rük-ken war schon tot, nicht mehr als eine leere, verbrennende Rüstung, die sich ein wenig langsamer auflöste als der empfindliche Körper, den sie gegen den mörderischen Staub nicht hatte schützen können.
    »Jetzt!« schrie Tantor. »Reite, Skar!!« Seine Stimme ging im Schreien von Männern und Pferden fast unter, und Skar erriet die Worte mehr, als er sie hörte. Der Drachen tobte noch stärker, sein Schwanz zuckte erneut, beendete den tödlichen Halbkreis, den er mit seiner ersten Bewegung begonnen hatte. Ein scharfer, unerträglich beißender Geruch lag plötzlich in der Luft, legte sich wie ein dünner brennender Film über Skars Gesicht und Hände und verwandelte seine Atemzüge in flüssiges Feuer. Sein Pferd bäumte sich auf. Seine wirbelnden Vorderhufe streiften einen der Krieger und schleuderten ihn aus dem Sattel. Skar zerrte verzweifelt an den Zügeln, warf sich nach vorne und bekam das Tier mit einer gewaltigen Kraftanstrengung wieder unter Kontrolle. Tantor schrie etwas, aber Skar verstand die Worte nicht. Irgendwo vor ihm bewegte sich der Drachen, halb verschwunden hinter einer gewaltigen Wolke aus brodelndem grauem Nebel.
    Skar riß mit aller Gewalt an den Zügeln, zwang das Pferd herum und sprengte los — geradewegs auf den Drachen zu!
    »Skar!« Tantors Stimme überschlug sich fast vor Schrecken.
    »Was tust du? Du bringst dich um! Komm zurück, du verdammter Idiot!«
    Aber Skar hörte gar nicht mehr hin. Tief über den Hals seines Pferdes gebeugt, mit angehaltenem Atem und einen Zipfel seines Umhanges schützend vor das Gesicht haltend preschte er zwischen die fliehenden Krieger, galoppierte ein Stückweit direkt auf den tobenden grauen Giganten zu und wich im letzten Moment zur Seite aus. Ein schwacher Hauch des Drachenatems streifte ihn; sein Umhang schwelte, und auf dem Hals seines Pferdes erschien eine Unzahl winziger roter Punkte. Dann hatte er die tödliche Barriere durchbrochen, jagte an dem Ungeheuer vorbei und war plötzlich wieder inmitten einer Gruppe von Kriegern. Etwas ungeheuer Großes, Massiges tauchte vor ihm auf, glitt mit einer täuschend langsamen Bewegung über ihn hinweg und schmetterte dem Reiter neben ihm Helm und Schädel von den Schultern. Das Pferd galoppierte, blind vor Furcht, weiter, und der kopflose Torso blieb noch einige Meter aufrecht im Sattel sitzen.
    Skar riß sein Tier herum, richtete sich auf und sah sich gehetzt um. Der Drachen war neben

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