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Enwor 5 - Das schwarze Schiff

Enwor 5 - Das schwarze Schiff

Titel: Enwor 5 - Das schwarze Schiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gegenüberliegenden Rand des Kraters ein Geräusch, aber diesmal war es anders; ein Laut, den Skar nur zu gut kannte. Das dumpfe Geräusch, mit dem ein menschlicher Körper gegen Stein und Eis prallt. Ein gurgelnder, halb erstickter Schrei erklang, seltsam gedämpft und flach, wie durch einen Vorhang hindurch, und ein geduckter Schatten erschien am gegenüberliegenden Rand des Trichters, wankte, stand einen Moment reglos und in unmöglichem Winkel still und fiel schließlich wie ein Stein in die Tiefe.
    »Del!«
    Helth reagierte um eine Winzigkeit rascher als er. Mit einer einzigen blitzschnellen Bewegung sprang der Vede auf die Füße, raffte Schild und Schwert auf, sprang an den Kraterrand und federte mit einem gewaltigen Satz hinab. Sein Schwert blitzte in der Dunkelheit wie der Stachel eines bizarren tödlichen Metallinsektes.
    Skar sprang eine halbe Sekunde nach ihm. Helth war auf dem vereisten Boden gestrauchelt, hatte den Schwung seines Sprunges aber geschickt genutzt, um mit einem raschen Schritt die Balance wiederzufinden und gleichzeitig auf die beiden Eiskrieger einzudringen. Skar hatte weniger Glück; wie Helth verlor er auf dem spiegelglatten Boden den Halt, kippte zur Seite und schlug schmerzhaft auf die Schulter. Die Zeit schien stehenzubleiben. Wie oft in Momenten der Gefahr sah er alles überdeutlich, die Welt schien um ihn herum erstarrt, die Bewegungen des Veden und der beiden eisigen Giganten wirkten langsam und träge, als müßten sie gegen einen unsichtbaren Widerstand ankämpfen. Del lag reglos am Fuße der Wand, die Glieder verrenkt, das Haar wirr im Gesicht. Seine Augen waren halb geöffnet, aber er war trotzdem ohne Bewußtsein; vielleicht sogar tot. Einer der beiden Eiskrieger hatte sich halbwegs zu Skar herumgedreht; sein Oberkörper war in einer grotesken, halb erstarrten Verbeugung vorgeneigt, die schrecklichen Eiskrallen weit geöffnet, wie ein Raubvogel, der mit gespreizten Fängen auf seine Beute herabstößt. Der zweite stand zwischen ihm und Helth, das Schwert in der einen und einen gewaltigen dreieckigen Schild in der anderen Hand. Skar sah jetzt deutlich, wie sich die Wesen verändert hatten — sie wirkten noch immer roh und ungeschlacht, aber ihre Konturen waren glatter, menschlicher. Sie hatten keine Augen, sondern nur einen gekrümmten, fingerbreiten Schlitz in der oberen Hälfte des bizarren Visiers, das sie anstelle eines Gesichtes trugen, Nase und Mund waren angedeutet, ihre Form begonnen, aber noch nicht zu Ende geführt, und die Hände hatten nur drei Finger, dafür aber zwei Daumen, als hätte ihr Schöpfer versucht, seine Kreaturen nicht nur ihren Vorbildern anzupassen, sondern sie zu verbessern.
    Als Skar auf die Füße sprang, sah er, wie Helth gleichzeitig mit Schwert und Schild zuschlug. Seine Klinge prallte gegen das mächtige Schwert des Eiskriegers und zerbrach, aber sein Schild traf die Schulter des Giganten im gleichen Augenblick mit grausamer Wucht. Der Riese wankte. Ein helles, splitterndes Klirren war zu hören, wo ein lebendes Wesen einen Schmerzenslaut ausgestoßen hätte. Eis und Metallsplitter spritzten in einer lautlosen Explosion unter Helth' Schild hervor. Der Vede und sein Gegner taumelten auseinander, von der ungestümen Wucht des Zusammenpralles zurückgeworfen. Helth ging zu Boden, raffte sich aber sofort wieder auf und zog einen langen zweischneidigen Dolch aus dem Gürtel.
    Skar starrte fasziniert und entsetzt zugleich auf das unglaubliche Bild. Es war das erste Mal, daß er den Veden im Kampf sah, und er begriff plötzlich, daß eine Menge von dem, was er insgeheim über Helth gedacht — und zum Teil auch ausgesprochen — hatte, falsch gewesen war. Helth' Angriff war unglaublich schnell gewesen, so schnell, daß Skar nicht einmal sicher war, ob er selbst ihn hätte parieren können. Auch die Waffe des Eiskriegers war zerbrochen, und sein linker Arm war fort, zerschmettert unter der ungestümen Wucht von Helth' Schildstoß. Aus dem zersplitterten Stumpf rieselten Eiskristalle wie ein Strom glitzernden gläsernen Blutes, und durch seine Schulter zog sich ein fast handbreiter, gezackter Riß bis zum Hals hinauf. Er wankte. Seine Hand öffnete sich und ließ das zerbrochene Schwert fallen. Es zerbarst vollends, als es auf dem Boden aufschlug.
    Helth wollte abermals auf den Eiskrieger eindringen, aber Skar hielt ihn mit einer raschen, warnenden Bewegung zurück. Der zweite Eisgigant hatte bisher keine Anstalten gemacht, in den Kampf

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