Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enwor 5 - Das schwarze Schiff

Enwor 5 - Das schwarze Schiff

Titel: Enwor 5 - Das schwarze Schiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Schemen erkennen konnten, war ihnen allen klar, wem sie gegenüberstanden.
    Er schob sich ein Stück in den Schatten des Felsüberhanges zurück und versuchte, das stoffliche Schwarz auf der anderen Seite des Kraters mit Blicken zu durchdringen. Del und Gowenna waren irgendwo dort drüben, in der Dunkelheit selbst nicht mehr als zwei Schatten und so lautlos wie die Wesen, die sie belauerten.
    Es waren keine Menschen. Sie waren zu weiß und zu eckig, und ihre Bewegungen waren mckhaft und abgehackt wie die von Puppen, die von unsichtbaren Fäden bewegt wurden.
    Er kroch weiter zurück, richtete sich behutsam auf die Knie auf und winkte Helth mit einem stummen Blick zu sich heran. Der Vede kroch lautlos an seine Seite, legte seinen Schild — vorsichtig, um jeden überflüssigen Laut zu vermeiden — zu Boden und erhob sich ebenfalls auf die Knie. »Warum greifen wir sie nicht an?« fragte er.
    Skar unterdrückte die scharfe Antwort, die ihm auf der Zunge lag. Helth' Ungeduld war durchaus verständlich; vielleicht hatte er sogar recht, von seinem Standpunkt aus. Er durfte nicht in den Fehler verfallen, Helth von vornherein als Prellbock für seine gereizten Nerven zu benutzen. Trotz allem war er ein Vede und damit ein Mann, der das Kriegshandwerk ebensogut beherrschte wie er. Er schüttelte stumm den Kopf, gebot Helth mit einer Geste zu schweigen und sah an ihm vorbei zur gegenüberliegenden Seite des Kraters, wo Del und Gowenna auftauchen mußten. Del hatte gesagt, er würde ihm ein Zeichen geben, wenn er bereit war, aber nicht, welcher Art dieses Zeichen sein würde. Seltsam — früher hätte er über diese Frage nicht einmal nachgedacht.
    »Wir warten, bis die anderen soweit sind«, sagte er widerwillig.
    Helth verzog das Gesicht. »Es sind nur zwei«, meinte er. »Ich glaube nicht, daß wir ihre Hilfe brauchen, um mit ihnen fertig zu werden.«
    Skar schüttelte den Kopf. »Kannst du auch noch an etwas anderes als an Kampf und Tod denken?« fragte er scharf; schärfer, als er eigentlich beabsichtigt hatte. »Entschuldige«, fügte er nach einer Pause und in versöhnlichem Ton hinzu. »Es war nicht so gemeint. Aber gerade,
daß
es nur zwei sind, macht mir Sorgen. Ich frage mich, wo die anderen sein mögen.«
    Helth lächelte. »Schon gut. Du hast ja recht.« Er gab einen Laut von sich, von dem Skar nicht ganz sicher war, ob er ein Seufzen oder etwas anderes ausdrücken sollte, setzte sich auf, so daß er nur noch auf den Zehenspitzen balancierte, und blickte wieder in den Krater hinab. Die beiden breitschultrigen weißen Gestalten hatten sich nicht gerührt.
    Wie leblose Statuen aus Eis standen sie vor dem mattschwarzen Fels, reglos, starr und stumm. Aber sie wirkten fast noch bedrohlicher, als hätten sie ein Zeichen von Leben von sich gegeben.
    Helth' Augen brannten. Weder Skar noch Gowenna hatten viel von ihrer Begegnung mit den ersten beiden Eiskriegern erzählt; gerade, daß sie berichteten, wie sie auf sie gestoßen waren, und daß sie sie getötet hatten, aber das schien auch nicht nötig. Skar konnte den Haß, der in dem jungen Vede brannte, beinahe riechen.
    Er versuchte sich in seine Lage zu versetzen, aber es gelang ihm —wenn überhaupt — nur sehr unvollständig. Für Helth waren die beiden Krieger dort unten die Mörder seines Vaters. Seines Vaters, seines Bruders, seiner Mutter und letztlich auch seines Schiffes. Vielleicht seine eigenen Mörder.
    Skar fragte sich, ob es nicht doch besser gewesen wäre, Helth zurückzulassen. Er war nicht mit dem Vorsatz hergekommen zu kämpfen, sondern vielmehr, die Eiskrieger zu beobachten. Eine Falle verlor viel von ihrer Gefährlichkeit, wenn man ihre Beschaffenheit erkannt hatte, und manchmal kehrte sie sich auch ins Gegenteil, so daß sich der, der sie aufgestellt hatte, darin fing. Aber Helth würde die erste Gelegenheit nutzen, sich auf seine Gegner zu stürzen und das zu vollziehen, was er vielleicht für Rache hielt.
    Ein leises Geräusch drang in seine Gedanken: ein Klirren, als schlüge Stahl oder Glas gegen Fels. Vorsichtig erhob er sich auf die Zehenspitzen, balancierte sein Körpergewicht aus und griff nach seiner Waffe.
    Das Geräusch wiederholte sich, ein wenig lauter, aber kaum näher und noch immer dicht an der Grenze des überhaupt Hörbaren.
    »Del?« fragte Helth leise.
    Skar schüttelte stumm den Kopf. Der Laut schien von irgendwo jenseits der Berge zu kommen, aber es war schwer, in dieser bizarren Umgebung die Herkunft eines Geräusches

Weitere Kostenlose Bücher