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Enwor 5 - Das schwarze Schiff

Enwor 5 - Das schwarze Schiff

Titel: Enwor 5 - Das schwarze Schiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Gesichtshälfte anzusehen. Natürlich gelang es ihm nicht.
    »Wie rührend«, sagte Helth leise. Skar ignorierte ihn.
    Gowennas Lippen bebten; zuerst glaubte er, vor Schmerzen, dann wurde ihm klar, daß sie zu sprechen versuchte. Er setzte sich bequemer hin, beugte sich vor und brachte sein Ohr ganz dicht an ihren Mund. Ihr Atem streifte sein Gesicht. Er roch schlecht: heiß, nach Fieber und Krankheit und Schwäche. Skar unterdrückte den Widerwillen, der in ihm aufstieg.
    »Vela«, stöhnte Gowenna. »Du mußt... Vela finden, Skar. Sie...
    Das... das Kind. Es darf... darf nicht...« Ihre Worte wurden unverständlich. Ihre Finger, die gerade noch schwach und eisig wie die einer Toten in Skars Hand gelegen hatten, verkrampften sich plötzlich, so daß die Nägel tief in seine Haut schnitten. Skar setzte sich wieder auf, löste ihre Hand mit sanfter Gewalt aus der seinen und berührte ihre Stirn. Sie hatte Fieber und er konnte selbst durch den Verband hindurch spüren, wie ihr Puls jagte.
    »Ich begreife es nicht«, murmelte Del. Es fiel Skar schwer, seinen Blick von Gowennas verschleierten, fiebrigen Augen zu lösen und den Kopf zu heben.
    »Die Wunde ist nicht so schlimm, wie es im ersten Moment aussah«, beantwortete Del seine unausgesprochene Frage. »Sie hat viel Blut verloren, aber...« Er schüttelte den Kopf, ließ sich im Schneidersitz auf der anderen Seite des Lagers nieder — wie durch Zufall so, daß er genau zwischen ihr und Helth war, ohne dem Veden dabei allerdings den Rücken zuzukehren — und deutete mit einer Geste auf Gowennas bandagierte Schläfe. »Du kennst sie besser als ich, Skar. Sie hat eine Konstitution wie ein Mann. Der Schlag allein ist nicht schuld an ihrem Zustand.«
    Skar sah wieder auf Gowennas Gesicht herab. Ihre Augen waren jetzt weit geöffnet und starrten ihn an. Aber sie sah nicht ihn, sondern irgend etwas anderes. Skar hatte nie einen Ausdruck so tiefer, so abgrundtiefer schrecklicher Furcht im Blick eines Menschen gesehen. »Woher willst du das wissen ?« fragte er halblaut. »Du bist kein Heiler. Der einzige Heiler, den wir hatten, ist sie selbst.«
    »Warum hilft sie sich denn nicht selbst?« fragte Helth böse.
    Skar sog hörbar die Luft ein. Er sah, wie sich Helth ein ganz kleines bißchen mehr spannte, fing einen warnenden Blick von Del auf und deutete ein Kopfschütteln an. Helth wollte sie provizieren, und nicht das erste Mal.
    »Ich habe eine Menge gelernt, während ich bei den Sumpfleuten war«, antwortete Del, als hätte er Helth' Worte nicht gehört. »Nicht soviel wie sie oder Vela, aber genug.« Er schüttelte wieder den Kopf, um seine Worte zu bekräftigen. »Es ist nicht allein die Wunde, Skar. Wäre sie es, dann hätte sie niemals die Kraft gehabt, allein hierher zurückzukommen. Ein Mensch in diesem Zustand kriecht nicht eine Meile über Felsen und Eis.«
    »Vielleicht hatte sie Helfer«, giftete Helth. »Zwei sogar.« Del drehte sich nun doch zu ihm um. »Halt endlich den Mund, Helth«, gebot er. »Ich lasse dich rufen, wenn ich deinen Rat brauche.«
    »Du wirst sehr laut rufen müssen, Satai«, antwortete Helth gereizt.
    »Ich werde nämlich bald nicht mehr dasein. Und die Männer auch nicht.«
    Del verdrehte in komisch gespielter Verzweiflung die Augen. »Jetzt fang nicht schon wieder an«, sagte er. »Ich dachte, wir hätten über dieses Thema bereits geredet.«
    Helth sprang auf und stemmte herausfordernd die Fäuste in die Hüften. »Das haben wir nicht, Satai«, zischte er. »Ich habe euch gesagt, daß ich diesen Wahnsinnsmarsch nicht mitmachen werde, aber die Antwort darauf seid ihr mir bis jetzt schuldig geblieben.«
    »Oh, wenn es das ist...« Del lächelte, erhob sich erst auf die Knie, stützte die Hände auf seinen Oberschenkel ab und stemmte sich ganz langsam in die Höhe. Skar konnte direkt sehen, wie er die Bewegung genoß. Als er sich ganz aufgerichtet hatte, überragte er den Veden um mehr als Haupteslänge. »Die Antwort ist
nein,
Helth«, erklärte er betont. »Keiner von uns wird zurückgehen. Skar nicht, ich nicht, deine Männer nicht, und auch du nicht.«
    Gowenna regte sich. Für einen Moment wurde ihr Blick klar, aber der Schrecken, der sich darin spiegelte, war kaum kleiner als der, den das Fieber hineingezwungen hatte. »Skar«, stöhnte sie. »Du mußt... sie finden, bevor das Kind geboren wird. Es darf —«
    »Und sie?« fragte Helth so laut, daß Skar unwillkürlich aufsah und sich spannte. »Was ist mit ihr?«
    Del zuckte mit

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