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Enwor 5 - Das schwarze Schiff

Enwor 5 - Das schwarze Schiff

Titel: Enwor 5 - Das schwarze Schiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Lager zurücksinken. Er seufzte. Sein Gesicht wirkte mit einem Male alt und eingefallen, und wie Skar schien er die Erschöpfung erst jetzt richtig zu spüren. »Hast du dir schon einmal überlegt, daß Helth recht haben könnte?« fragte er.
    »Womit?«
    »Mit seinem Verdacht, Skar. Vielleicht...« Er stockte, sah wieder auf Gowennas Gesicht herab und starrte es endlose Sekunden lang an, als könne er dort die Antwort auf all ihre Fragen finden. »Vielleicht hat sie alles von Anfang an so geplant.«
    Skar schüttelte den Kopf, sah Del aber nicht an. »Sie hat nicht die Kraft, so etwas zu tun«, entgegnete er mit einer Geste auf die Eiswand, die jetzt wieder hinter einem dunklen Vorhang aus Schatten und Nacht verschwunden war.
    »Sie allein nicht«, stimmte Del zu. »Aber sie könnte Verbündete haben.«
    »Aber natürlich. Den Dronte und die von den Toten auferstandenen Bewohner dieser Insel.«
    Del zog eine Grimasse. »Für Sarkasmus bin ich hier zuständig«, sagte er. »Nicht du.« Er stand auf, reckte sich und tastete behutsam mit den Fingerspitzen über sein Gesicht. Es begann jetzt sichtlich anzuschwellen. Einer der Matrosen erhob sich, sprach mit leiser Stimme ein paar Worte zu ihm, die Skar nicht verstand und die ihn auch nicht interessierten, und wandte sich wieder ab.
    Skar schloß die Augen. Wieder drohten Visionen aus seiner Seele aufzusteigen und seine Gedanken zu überschwemmen, Bilder, diesmal nicht Bilder des Dronte und ihrer verzweifelten Flucht, sondern etwas, das dem
Ding
auf der anderen Seite der Berge glich und doch wieder ganz anders war, aber diesmal drängte er sie zurück, schuf mit aller Gewalt eine tiefe, dunkle Leere in seinem Inneren und gab sich bewußt seiner Müdigkeit hin. Del sagte noch etwas, aber er verstand die Worte nicht mehr. Plötzlich schienen seine Sinne eingeengt; er roch, spürte und hörte noch alles, was um ihn herum vorging, deutlicher vielleicht als zuvor, aber seine Empfindungen waren auf einen kleinen, nur wenige Schritte messenden Bereich rings um ihn herum begrenzt. Er spürte Del neben sich, hörte Gowennas mühsame, aber regelmäßige Atemzüge und fühlte den eisigen Wind, der durch den Tunnel ins Innere der Höhle fauchte.
    Dann verging auch dies. Übergangslos schlief er ein.

E r stand am Rand einer unendlichen gläsernen Ebene, spürte die Kälte des Windes und den Ruf der Einsamkeit, ein rötliches Flackern, und der Gestank verschmorenden Fleisches hüllte ihn ein, und er wußte —anders als in einem normalen Traum —, daß er träumte, daß all dies nicht real und es wieder Bilder aus seinem Unterbewußtsein waren, die die Schwäche des Schlafes ausgenutzt hatten, um Gewalt über sein Denken zu erlangen. Die gläserne Ebene war die Eiswand, auf die er zusammen mit Brad hinaufgestiegen war, das rote Licht die Flammen, die den Dronte tief unter ihnen verzehrten. Er war allein, die SHAROKAAN und Del und Gowenna und alle anderen verschwunden, der See lag glatt und unberührt wie ein gewaltiger Spiegel unter ihnen. Langsam kniete er am Rande der gewaltigen Schlucht nieder, breitete die Arme aus, als wolle er fliegen, und beugte sich über den Abgrund.
    Er fiel nicht. Unter ihm brannte der Dronte, und er hörte seine Schmerzensschreie, spürte den Zorn und die Qual dieses unbegreiflichen Wesens, aber auch die Verwirrung, dazwischen Gefühle, die ihm fremd waren und für die es keine Worte in der menschlichen Sprache gab. Er sah den Riß in der gegenüberliegenden Wand, einen schwarzen, gezackten Blitz, der die Ebene auf der anderen Seite in zwei ungleichmäßige Hälften spaltete, das Eis an seinen Rändern war aufgeworfen wie die Ränder einer Wunde, der flackernde Widerschein des Feuers färbte sie rot, sie und das Schmelzwasser, das wie eisiges Blut die Wand herablief. Sie hatten nicht nur dem Dronte Schmerz zugefügt, sondern diesem Land, dem Geist, vielleicht dem Gott dieser eisigen Insel am Ende der Welt. Er beugte sich weiter vor, so unmöglich weit, daß er eigentlich hätte fallen müssen, aber irgend etwas hielt ihn, gegen alle Logik, er sah hinab, blickte in die Flammen und sah das Gesicht darin, Brads Gesicht, seinen Körper, der vom Zucken des Eises abgeschüttelt und in die Tiefe gerissen worden war, zerbrochen, verbrannt, ein schreiendes Bündel, das auf dem weißglühenden Deck des Dronte aufschlug und mit seinem zerlaufenden Leib verschmolz, eins wurde mit der teerähnlichen schwarzen Masse, die unter der Glut des Feuers zerkochte, in dem

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