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Archer Jeffrey

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Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die chinesische Statue und andere Uberraschungen
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Die chinesische Statue
    Die kleine chinesische Statue war der nächste Gegenstand, der unter den Hammer kam. Posten No. 103 rief jenes leise Gemurmel hervor, das der Versteigerung eines Meisterwerks jeweils vorausgeht. Der Gehilfe des Auktionators hielt den elfenbeinernen Gegenstand in die Höhe, damit ihn jeder in der dichtgedrängten Menge sehen konnte; der Auktionator seinerseits ließ seine Blicke durch den Saal schweifen, um festzustellen, wo die ernstzunehmenden Käufer placiert waren. Ich studierte meinen Katalog, der eine exakte Beschreibung sowie Angaben über die Herkunft dieser Figurine enthielt.
    Sie war im Jahre 1871 in Ha Li Chuan gekauft worden und stammte – laut der seltsamen Formulierung des Auktionshauses Sotheby – „aus dem Besitz eines Gentleman“. Eine derartige Feststellung deutet im allgemeinen darauf hin, daß ein Mitglied des Adels in die mißliche Lage geraten ist, sich von einem Erbstück trennen zu müssen.
    Ich fragte mich nun, ob das im vorliegenden Fall wohl zutraf, und beschloß, der Sache nachzugehen, um herauszufinden, auf welchem Wege der kleine Elfenbeinchinese – hundert Jahre nach seinem Ankauf – in die Auktion an diesem Donnerstagmorgen geraten war.
    „Posten No. 103“, verkündete der Sensal. „Wer bietet für dieses einmalige Stück aus…?“
Sir Alexander Heathcote war nicht nur ein Gentleman, sondern vor allem ein sehr genauer Herr. Er war genau einen Meter einundneunzig groß, stand jeden Morgen um punkt sieben Uhr auf, gesellte sich dann zu seiner Gemahlin an den Frühstückstisch, aß ein genau vier Minuten lang gekochtes Ei und zwei Stück Toast mit je einem Löffel Coopers Orangenmarmelade und trank dazu eine Tasse chinesischen Tee. Danach verließ er um genau acht Uhr und zwanzig Minuten sein Haus in Cadogan Gardens und bestieg eine Mietdroschke, um Schlag acht Uhr neunundfünfzig im Foreign Office einzutreffen; punkt sechs Uhr abends war er wieder zu Hause.
Sir Alexander war seit frühester Jugend ein Muster an Genauigkeit, wie es sich für den Sohn eines Generals geziemte. Im Gegensatz zu seinem militaristischen Vater beschloß er, seiner Königin als Diplomat zu dienen, ein Beruf, der ebenfalls große Genauigkeit erforderte. Seine Laufbahn begann er an einem Gemeinschaftsschreibtisch im Foreign Office, wurde anschließend Dritter Sekretär an der Botschaft in Kalkutta, dann Zweiter Sekretär in Wien, Erster Sekretär in Rom, Gesandter in Washington und schließlich Botschafter in Peking. Sir Alexander war William Gladstone sehr zu Dank verpflichtet, daß er seine Regierung just in China vertreten durfte, denn er hegte schon seit langem ein mehr als nur oberflächliches Interesse für die Kunst der Ming-Dynastie. Nun, am Höhepunkt seiner Laufbahn, würde es ihm möglich sein, an Ort und Stelle die herrlichen Statuen, Gemälde und Zeichnungen zu bewundern, die er bislang nur aus Büchern kannte. Nach einer fast zwei Monate dauernden Reise zu Wasser und zu Lande in Peking angelangt, überreichte Sir Alexander der Kaiserin Tzu-Hsi sein Beglaubigungsschreiben nebst einem persönlichen Brief von Königin Victoria. Die Kaiserin, von Kopf bis Fuß in Weiß und Gold gekleidet, empfing den neuen Botschafter im Thronsaal des kaiserlichen Palastes. Während sie den Brief der britischen Monarchin las, verharrte Sir Alexander in Habt-Acht-Stellung. Ihre Kaiserliche Hoheit verriet jedoch nichts von dessen Inhalt, sondern wünschte dem neuen Botschafter nur viel Erfolg für seine Mission. Darauf verzog sie ihre Mundwinkel ganz leicht nach oben, womit, wie Sir Alexander richtig erfaßte, die Audienz beendet war. Auf dem Rückweg durch die Säle des kaiserlichen Palastes in Begleitung eines Mandarins in der schwarzgoldenen Hoftracht ging Sir Alexander so langsam wie möglich, um einen Blick auf die beeindruckende Sammlung von Elfenbein- und Jadestatuen werfen zu können, die scheinbar wahllos über den ganzen Palast verstreut waren – ähnlich wie heutzutage in Florenz die Cellinis und Michelangelos kunterbunt durcheinander stehen.
Da seine Bestellung als Botschafter in Peking auf nur drei Jahre befristet war, beschloß Sir Alexander, keinen Heimaturlaub zu nehmen, sondern in seiner Freizeit China zu Pferd zu durchstreifen, um mehr über Land und Leute zu erfahren. Auf diesen Reisen wurde er von einem Mandarin des kaiserlichen Hofes begleitet, der ihm als Reiseführer und Dolmetscher diente.
Einmal, sie waren etwa fünfzig Meilen von Peking entfernt, ritten sie durch

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