Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enwor 5 - Das schwarze Schiff

Enwor 5 - Das schwarze Schiff

Titel: Enwor 5 - Das schwarze Schiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
ich es wissen?« gab Helth zurück. »Wir sind weiter im Norden als jemals ein Schiff vor uns. Vielleicht ist es nicht einmal Land — vielleicht ist nur das Meer gefroren. Kalt genug ist es ja. Unter den Matrosen sind ein paar, die die Position anhand der Sterne zu ermitteln vermögen — aber was soll dir das nutzen? Es gibt keine Karten von diesem Teil der Welt.«
    »Ich weiß, aber...« Skar sprach den Satz nicht zu Ende. Er begann sich zu fragen, wozu er überhaupt hier heruntergekommen war; vielleicht, um sich selbst zu beruhigen. Sein Gewissen. Sie hatten nur die Wahl, hierzubleiben und zu sterben — oder das Schiff aufzugeben und einen Marsch ins Ungewisse anzutreten. Es gab nicht nur keine Karten über diesen Teil der Welt — bisher hatten sie nicht einmal gewußt, daß er überhaupt existierte. Was erwartete er zu finden?
    »Führ mich zu einem dieser Männer«, bat er halblaut.

E s war reiner Zufall, daß sie diese Höhle gefunden hatten. Vom See her war der Eingang beinahe unsichtbar; nicht mehr als ein länglicher, gezackter Schatten, eine Kerbe im Eis, vielleicht vom Wind oder einer Laune der Natur geschaffen. Als der Dronte das Feuer auf den See eröffnet hatte, waren Gowenna, Vela und die Männer, die sie begleitet hatten, in panischer Furcht den Eishang hinauf gelaufen; auf der Suche nach einer Spalte oder einem Eisüberhang, irgend etwas, das sie vor den Geschossen des Dronte, die wie brennende Sterne vom Himmel regneten und das Eis zum Verdampfen und den See zum Kochen brachten, schützen konnte. Sie hatten die Höhle gefunden; keinen Fluchtweg, aber eine natürliche Festung, in der sie selbst vor der Gewalt seines Höllenfeuers sicher sein würden.
    Skar senkte den Kopf, um nicht gegen die niedrige Kante zu stoßen. Der Eingang war nicht mehr als ein schmaler Spalt, kaum mannshoch und so eng, daß er seitwärts gehen mußte, um überhaupt hindurchzukommen. Von der Decke hingen spitze, glitzernde Eisdolche, und der Boden war mit einem Netzwerk von Sprüngen und Rissen durchzogen, wo das Eis — selbst hier oben noch — unter dem Angriff des Dronte geborsten war. Die Hitze seiner Brandgeschosse allein hätte nicht ausgereicht, eine solche Verheerung anzurichten. Trotz allem war der Dronte nicht mehr als ein Zwerg gegen die gigantische weiße Pracht der Eislandschaft, und die Wunden, die er ihr zufügen konnte, waren nicht viel mehr als Nadelstiche. Aber die Hitze hatte das Eis zum Schmelzen gebracht und das vielleicht in Jahrmillionen gewachsene Gleichgewicht des weißen Giganten gestört. Das Eis war geborsten; in gewaltige, tonnenschwere Blöcke zerfallen, die durch ihr eigenes Gewicht aufeinander liegenblieben. Und der Feuerorkan, mit dem der Dronte den See überzog, hatte selbst hier oben seine Spuren hinterlassen; das Eis wirkte milchig und war von großen, nebeligen Schleiern durchzogen, und die Decke war auf der ganzen Länge des Ganges gerissen und hielt nur noch durch den Druck ihres eigenen Gewichtes.
    Skar betrachtete den Riß mit gemischten Gefühlen. Das Eis über seinem Kopf war mehr als zehn Meter stark; eine Decke, massiver als die zyklopischen Mauern Elays. Und trotzdem hatte bereits ein flüchtiger Hauch der Brandgeschosse des Dronte gereicht, sie reißen zu lassen. Er war plötzlich gar nicht mehr so überzeugt, daß sie hier oben wirklich sicher waren, wenn der schwarze Mörder zu neuem Leben erwachte und das Feuer auf den Berg eröffnete. Aber es war das beste, was sie hatten. Oben auf dem Eis waren sie vollkommen schutzlos.
    Er seufzte, fuhr mit den Fingerspitzen über das Eis der Wand, als könne er so seine Festigkeit prüfen, und ging schließlich weiter.
    »Wartet hier, Herr«, sagte der Matrose, der ihn heraufgeführt hatte. Helth selbst war unten auf dem Schiff zurückgeblieben, um die Entladearbeiten weiter zu beaufsichtigen. Skar war froh, daß der Vede ihm wenigstens auf diese Weise half. Gowennas Worte waren ihm schmerzhaft zu Bewußtsein gekommen, als er die bis unter die Decke vollgestopften Laderäume sah. Sie hatte vollkommen recht — er war so lange Kommandant der SHAROKAAN und dieser Männer, wie Helth es zuließ. Der Vede hatte es nicht einmal nötig, sich ihm offen zu widersetzen. Es hätte vollends gereicht, wenn er ihm seine Hilfe versagt hätte. Skar war kein Seemann, und die wenigen Tage auf dem Schiff hatten ihm schmerzhaft vor Augen geführt, wie wenig er von der Seefahrt und der Führung eines Schiffes verstand. Ohne eine helfende Hand an

Weitere Kostenlose Bücher