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Enwor 5 - Das schwarze Schiff

Enwor 5 - Das schwarze Schiff

Titel: Enwor 5 - Das schwarze Schiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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dazu zu sein?« fragte sie.
    Skar schüttelte verwirrt den Kopf, nickte und wandte sich dann mit einem Ruck ab. »Nicht jetzt, Gowenna«, sagte er leise. »Wir reden darüber, später. Aber nicht jetzt. Bitte. Ich bin auch nur gekommen, um...« Er brach plötzlich ab, sah sie einen Moment lang an und starrte dann an ihr vorbei aufs Meer. Wenn er sie jetzt auf Vela ansprach, würde sie glauben, es wäre nur ein Vorwand, ein Angriff seinerseits, um abzulenken. Er schüttelte den Kopf. »Nichts«, murmelte er. »Es ist nichts. Vergiß es.«
    Gowenna sog hörbar die Luft ein. Zwei, drei Sekunden lang starrte sie ihn an, sah dann zum Eiskanal hinüber, als spüre sie, daß dort drüben die Antwort auf all ihre Fragen lag, und drehte sich mit einem Kopfschütteln um. »Wie du meinst«, murmelte sie.
    Skar hob langsam die Hand an die Schläfe. Sein Schädel pochte, und irgendwo hinter seinen Gedanken glaubte er ein leises, böses Lachen zu hören. Er ballte in hilfloser Wut die Fäuste, trat dicht an die Reling heran und starrte auf die nahezu unbewegte Wasseroberfläche hinunter. Der Rumpf der SHAROKAAN begann sich bereits wieder mit Eis zu überziehen; ein dünner, glitzernder Panzer, der langsam, vielleicht nicht mehr als ein Fingerbreit pro Stunde, aber unaufhaltsam an den verquollenen Planken emporkroch. Es war wie dieses Etwas in seiner Seele, dachte Skar. Sein Vormarsch war langsam, trügerisch langsam, aber es gab nichts, was ihn stoppen konnte.
    Es war der Dronte. Er spürte seinen Ruf, seine Stimme. Die Stimme seines dunklen Bruders, der endlich seinen Gegenpart gefunden hatte. Skar erschrak. Ohne es bisher selbst zuzugeben, hatte er sich insgeheim an den Gedanken geklammert, daß alles nur Einbildung war, nichts als eine Reaktion seiner überreizten Nerven. Aber er schien an einem Punkt angekommen zu sein, an dem er sich nicht einmal mehr selbst belügen konnte.
    »Ich habe mit Del gesprochen«, sagte er leise. »Vorhin, als ich oben in der Höhle war.«
    Auf Gowennas Zügen erschien ein seltsamer Ausdruck. Skar überkam plötzlich das Gefühl, daß sie ganz genau wußte, worauf er hinauswollte. »Das soll... öfter vorkommen«, bemerkte sie stockend und in dem vergeblichen Versuch, spöttisch zu klingen. »Ich glaube mich zu erinnern, daß ich euch beide schon einmal im Gespräch gesehen habe.« Sie lachte.
    »Vela«, murmelte Skar. »Es geht um Vela. Und dich. Ich möchte, daß du damit aufhörst, sie langsam umzubringen.«
    Gowenna schürzte die Lippen. »Tue ich das, Satai?« fragte sie kalt. Skar blieb ruhig. »Ich will endlich wissen, was du im Schilde führst, Gowenna«, fuhr er ernst fort. »Ich will wissen, was du wirklich vorhast, mit ihr und vielleicht auch mit uns. Ich habe nicht die Kraft, gegen dieses Ungeheuer und dich gleichzeitig zu kämpfen.«
    »Du redest Unsinn«, unterbrach ihn Gowenna verärgert. »Ich befolge den Befehl der Ehrwürdigen Mutter in Elay, nicht mehr und nicht weniger.«
    »Aber es bereitet dir Freude, sie zu quälen.«
    Gowenna schien irritiert, und auch Skar fühlte sich unsicher. Er hatte damit gerechnet, daß sie streiten würden wie so of, aber Gowenna blieb ganz ruhig, fast, als hätte sie dieses Gespräch vorausgesehen und sich jede mögliche Antwort aufjede mögliche Frage genau überlegt. »Ich quäle sie nicht«, sagte sie. »Sie spürt nichts. Wahrscheinlich ist sie im Moment die einzige, die glücklich ist von uns allen. Und selbst wenn — würde es einen Unterschied machen?«
    »Das würde es«, antwortete Skar. »Für mich. Ich habe geschworen, Vela lebend zum Berg der Götter zu bringen, und ich werde meinen Schwur halten. Aber ich möchte einen Menschen dorthin bringen, Gowenna, keine leere Hülle, deren Geist ausgebrannt ist.«
    »Ihr wird nichts geschehen«, antwortete Gowenna. »Das Mittel —«
    »Sie stirbt«, unterbrach sie Skar. »Ich war bei ihr, vor nicht einmal einer Stunde. Sie siecht unter unseren Händen dahin. Und das Kind mit ihr.«
    Gowenna starrte ihn an. »Ist es das?« fragte sie ungläubig. »Fürchtest du um das Leben deines Kindes?« Sie lachte bitter. »Du solltest dich lieber vor dem Tag fürchten, an dem es geboren wird, Satai.« »Lenk nicht ab«, knurrte Skar. »Ich

    »Ich lenke keineswegs ab«, fiel ihm Gowenna ins Wort. Plötzlich klang ihre Stimme hart und schneidend. »Ich befolge die Anordnung der Ehrwürdigen Mutter. Du weißt, daß ich sie nicht quäle, weil es mir Spaß macht. Hast du schon vergessen, wozu diese Frau

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