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Enwor 5 - Das schwarze Schiff

Enwor 5 - Das schwarze Schiff

Titel: Enwor 5 - Das schwarze Schiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Eisschlucht ein rotes, böses Licht auf, wuchs zu einer Flamme, einem... Skar schloß gequält die Augen. Ein weißer, ungeheuer greller Feuerball barst aus dem Kanal hervor, tauchte den See und die Eismauer in gleißende Helligkeit und schickte gierige Flammenarme auf das Wasser hinaus. Ein ungeheurer Donnerschlag erschütterte den See, und Skar spürte selbst hier, fast eine Meile entfernt, den glühenden Luftzug, der die Druckwelle begleitete. Er sank auf die Knie und blickte aus tränenden Augen auf die SHAROKAAN herab. Das Schiff verwandelte sich vor dem Hintergrund des brennenden Eises in einen flachen schwarzen Schatten.
    Der Feuerball der Explosion erlosch, aber es war noch nicht vorbei. Aus dem Kanal ergoß sich Feuer in den See; brennendes Wasser, das sich zu einer sprudelnden Flutwelle auftürmte, einer Welle, die schäumend und brüllend über den See schoß, seine Ufer in Brand setzte und die SHAROKAAN wie ein Hammerschlag traf. Das Schiff legte sich in einer unheimlich langsam erscheinenden Bewegung auf die Seite, glitt, von der Gewalt der Flutwelle vorwärts getrieben, ein Stück weit den Strand hinauf und fiel mit einem berstenden Schlag zurück. Drei, vier der winzigen Gestalten, die auf seinem Deck herumgekrabbelt waren, wurden hoch in die Luft und über die Reling geschleudert. Lautlos verschwand das Schiff im kochenden Wasser.
    »Skar! Sieh!« Gowenna deutete mit schreckverzerrtem Gesicht über den See.
    Der Kanal spie noch immer Feuer. Das Eis selbst schien in Flammen zu stehen, und das Wasser erglühte unter einem unheimlichen, rotgelben Licht, als wäre am Grunde des Sees ein Tor zur Hölle aufgestoßen worden. Das Wasser im Kanal kochte, aber die Dampfschwaden wurden immer wieder von grellweißen Stichflammen zerfetzt, und von den Wänden ergossen sich wahre Sturzbäche dampfenden Schmelzwassers.
    Und inmitten dieses Chaos erschien der Dronte!
    Zuerst war er nicht mehr als ein schwarzer, verschwommener Umriß, der hinter der Wand aus Licht und Hitze mehr zu ahnen als wirklich zu erkennen war. Dann brach sein Bug durch den Feuervorhang, schwarz, gewaltig und brennend wie der Kopf eines flammenden Rachedämons, teilte das sprudelnde Wasser und schoß weit auf den See hinaus.
    Der Dronte brannte. Grelle, orangerote Flammenzungen schlugen aus seinem Rumpf, leckten an den Masten empor und ließen die schwarzen Segel, kaum regeneriert und noch nicht mehr als dünne, verwundbare Häute, zu öligen schwarzen Fäden zusammenschmelzen. Aber er bewegte sich trotzdem weiter, die mächtigen schwarzen Feuerspuren noch unter Wasser nach sich ziehend, und katapultierte den gigantischen Leib unaufhaltsam auf die SHAROKAAN zu.
    Skar stöhnte vor Schrecken, als er erkannte, was der Dronte beabsichtigte.
    Der Killersegler schoß weit über die Mitte des Sees hinaus. Die Backbordruder hoben sich, bildeten ein brennendes, zerschmelzendes Spalier längs der Reling, während sich die Steuerbordruder ein letztes Mal ins Wasser senkten und den Dronte in eine enge Drehung zwangen.
    Als er die Wende halb vollendet hatte, schossen seine Feuerkatapulte eine volle Breitseite ab.
    Die SHAROKAAN explodierte.

D ie Nacht war zum Tag geworden, als sie zur Höhle zurückkehrten. Mit dem Untergang der SHAROKAAN war das Inferno noch nicht beendet; im Gegenteil. Als hätte der feurige Gott, den Helth erweckt hatte, lediglich für einen Moment den Atem angehalten, um neue Kraft zu schöpfen und vielleicht auch selbst dem letzten Akt des Dramas zuzuschauen, das sich am diesseitigen Ufer des Sees abspielte, schossen die Flammen wie in einer feurigen Antwort auf die Explosion der SHAROKAAN zu einem wabernden Vorhang hoch, ein Mantel aus Hitze und gnadenlosem grellem Licht, hinter dem die schmelzenden Wände des Kanals zu tanzenden dunklen Schatten wurden. Der See kochte. Brennendes Öl breitete sich, dem Sog der Strömung trotzend, auf dem Wasser aus. Die Hitze trieb wie ein unsichtbarer, lautloser Raubvogel über den See, trieb Skar die Tränen in die Augen und ließ ihn all die unzähligen kleinen halbvergessenen Wunden, die er sich in den letzten Tagen zugezogen hatte, erneut und schmerzhaft spüren.
    Er wußte hinterher selbst kaum mehr, wie er das letzte Drittel des Weges zurückgelegt hatte. War der Aufstieg schon schwierig gewesen, so gestaltete sich der Abstieg zu einem lebensgefährlichen Wagnis. Die glühende Luft, die in Schüben wie Wogen eines unsichtbaren Feuerozeans heranflutete, versengte nicht nur seinen Rücken,

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