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Enwor 5 - Das schwarze Schiff

Enwor 5 - Das schwarze Schiff

Titel: Enwor 5 - Das schwarze Schiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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worden, um sie zu töten. Ihr einziger Auftrag war, dazusein, immer dicht am Rande des Sichtbaren zu bleiben, ihnen zu zeigen, daß es kein Entkommen gab, so weit sie auch fliehen würden.
    Erneut hob er das Glas an die Augen und starrte den Dronte an, und wieder überkam ihn das Gefühl, daß sein Blick erwidert würde. Der Dronte hatte Wunden davongetragen in diesem Kampf, aber halb zerstört und geschmolzen, wie er war, wirkte er beinahe noch bedrohlicher als zuvor.
    »Seine Katapulte...«, murmelte er.
    Gowenna schüttelte den Kopf. »Sie schießen weit, aber nicht so weit«, sagte sie. »Außerdem will er uns nicht töten. Noch nicht.« Sie fuhr sich müde mit der Hand über das Gesicht und deutete nach Norden. »Hinter den Bergen liegt eine Bucht«, erklärte sie. »Eine Art natürlicher Hafen. Dort wird er uns erwarten.« Es erschien ihr ganz selbstverständlich, ihm damit preiszugeben, daß sie dieses Land kannte, besser, als sie bisher zugegeben hatte, und für einen Moment überlegte Skar, ob sie sein Gespräch mit Del belauscht haben konnte. Aber vielleicht wartete sie auch nur seit Tagen darauf, daß Skar endlich die Wahrheit begriff, und war des Versteckspielens einfach müde.
    »Ich begreife das einfach nicht«, murmelte Skar. »Warum tut er das? Wenn er uns umbringen wollte...«
    »Hätte er es ein Dutzend Mal tun können«, führte Gowenna den Satz zu Ende. »Mindestens. Ich fürchte, so leicht ist es nicht, Skar. Er will nicht unseren Tod. Er will
sie.«
    »Sie?«
    »Vela. Er ist nicht gekommen, um uns zu vernichten. Er hätte sich niemals so weit aus seinem Revier herausgewagt, nur um die SHAROKAAN zu verbrennen, Skar. Er kann andere Opfer haben, und solche, die sich nicht so zur Wehr setzen wie ein Schiff der Freisegler. Es gibt immer wieder Narren, die sich in die Meere hinauswagen, die von ihm beherrscht werden. Nein — er kam, um Vela zu befreien.«
    Skar starrte sie einen Moment ungläubig an. Er spürte, daß sie recht hatte. Es war die einzig logische Erklärung; wenn das Wort Logik nach allem, was sie bisher erlebt hatten, überhaupt noch berechtigt war. Aber etwas in ihm sträubte sich dagegen, Gowenna zu glauben. »Das ist... nicht dein Ernst«, sagte er stockend.
    Gowenna lachte bitter. »Ich wünschte, es wäre so«, antwortete sie. »Sage mir einen anderen Grund. Hast du vergessen, welche Kräfte sie geweckt hat? Welche Wesen es waren, über die sie gebot? Er ist einer von ihnen, Skar. Ich... habe keinen Beweis, daß es wirklich so ist, aber ich habe es befürchtet, vom ersten Tage an. Es gibt keinen anderen Grund. Etwas von ihrer alten Macht ist noch in ihr.« Er wollte widersprechen, aber Gowenna fuhr schnell und in beinahe beschwörendem Tonfall fort: »Sie ist nicht besiegt, Skar, glaube mir.«
    »Niemand würde nach einer solchen Niederlage die Kraft für einen zweiten Kampf aufbringen«, widersprach Skar. »Nicht einmal ich, Gowenna. Oder du.«
    »Vielleicht. Aber sie war schon lange nicht mehr Herr ihrer selbst, das weißt du so gut wie ich«, sagte Gowenna aufgebracht. »Die Frau, die du in Ikne kennengelernt hast, ist gestorben, lange bevor sie Elay auch nur erreicht hat. Sie ist der Mächte, die sie erweckt hat, nicht mehr Herr geworden, auch das weißt du. Sie war nur noch ein Werkzeug für einen anderen, stärkeren Geist. Warum weigerst du dich, die Wahrheit zuzugeben? Du wußtest es damals, und du weißt es heute.
    Sie hat etwas geweckt, als sie mir dem Stein der Macht experimentiert hat, aber sie hatte niemals die Kraft, es zu beherrschen.«
    »Etwas geweckt!« Skar lachte rauh, aber es mißlang und hatte nicht die Wirkung, die es haben sollte. »Etwas geweckt... einen bösen Geist aus äonenalter Vergangenheit vielleicht?« fragte er spöttisch. »Das absolut Böse, durch ihren Zauberspruch aus seinem Gefängnis befreit und aus den Tiefen der Hölle emporgestiegen, um uns Menschen zu vernichten?«
    »Vielleicht«, antwortete Gowenna. »Ja, vielleicht war es wirklich so. Wir wissen es nicht, weder ich noch die Margoi oder eine der anderen Errish, mit denen ich sprach. Du hast es besiegt, aber es lebt noch. Und es wartet.«
    »Ja«, machte Skar zynisch, »und jetzt ist es in den Dronte gekrochen und will uns alle fressen.«
    Gowenna ignorierte seinen Sarkasmus. »Vielleicht war es auch immer da«, fuhr sie sehr leise und in einem Ton, als spräche sie nur mit sich selbst, fort, »und vielleicht war Vela von Anfang an nur ein Werkzeug. Vielleicht war es nur ein Zufall,

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