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Enwor 5 - Das schwarze Schiff

Enwor 5 - Das schwarze Schiff

Titel: Enwor 5 - Das schwarze Schiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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»Vielleicht glaubst du, daß ich noch irgend etwas für sie empfinde, wegen des Kindes, aber das ist nicht der Fall. Es war niemals so.«
    »Bitte, frag nicht weiter, Skar«, bat Gowenna. Ihre Stimme klang gequält. »Du... du hast es selbst gesagt, daß es keine Rolle mehr spielt, was wir gewollt haben. Ich... ich gehe jetzt, um Del und Helth zu holen.«
    Sie wollte sich umdrehen und gehen, aber Skar hielt sie noch einmal zurück. »Dieser Hafen«, fragte er, »von dem du erzählt hast — haben wir eine Chance, von dort wegzukommen?«
    Gowenna überlegte einen Moment. »Vielleicht. Ich weiß es nicht. Niemand ist bisher von dieser Insel zurückgekehrt.«
    »Unsinn«, antwortete Skar. »Wäre es so, woher wüßtest du dann von den Bergen und dieser Bucht?«
    »Es gibt nicht viel, was die Errish nicht wissen«, antwortete Gowenna geheimnisvoll. Sie hielt seinem Blick noch einen Moment stand, drehte sich dann abermals um und ging. Diesmal hielt er sie nicht mehr zurück.
    Skar blickte ihr nach, hilflos; verwirrter als zuvor. Aber was hatte er erwartet?
    Drei, vier Besatzungsmitglieder der SHAROKAAN hatten sich gleich unter dem Eingang zum Schlafen gelegt, und Gowenna mußte umständlich über sie hinwegsteigen. Wenn sie einen von ihnen anstieß, dachte Skar ernsthaft, dann würde er zerbrechen wie Glas.
    Er blieb lange Zeit stehen und starrte nach Westen, reglos und stumm, als wäre er selbst bereits zu Eis erstarrt und zu einem Teil dieser gefrorenen, toten Welt geworden. Er wußte nicht einmal, wieviel Zeit vergangen war, als Gowenna mit Helth und Del zurückkam. Zeit war bedeutungslos geworden.
    Del wirkte müde. Seine Haut glänzte wächsern, und seine Augen waren klein und gerötet, aber ihr Blick war trotzdem wach.
    Er winkte Helth zu sich heran, reichte ihm wortlos das Glas und deutete auf die glitzernden weißen Schemen vor dem Horizont. Der Vede sah einen Moment lang durch das Fernrohr, und Skar glaubte, so etwas wie Schrecken über sein Gesicht huschen zu sehen. Aber seine Stimme klang ruhig, als er sich umwandte und das Glas absetzte. »Das sind Krieger wie die, auf die ihr gestern getroffen seid«, stellte er fest. »Es sind keine Krieger, Helth«, sagte Gowenna betont. »Es ist der Dronte. Etwas von ihm.« Del schwieg, griff aber ebenfalls nach dem Glas und blickte lange und mit unbewegtem Gesicht hindurch.
    Helth starrte sie sekundenlang schweigend an. Skar versuchte vergeblich zu erraten, was hinter seiner Stirn vorging. Sein Blick konnte ebensogut Schrecken wie Resignation ausdrücken. »Und was erwartet ihr jetzt?« fragte er. »Daß ich die Männer zusammenrufe und wir uns auf sie stürzen?« Die Worte waren bitterer Spott, aber der Klang seiner Stimme behauptete das Gegenteil; sie war flach und ausdruckslos, so, als interessiere ihn dies alles hier im Grunde schon nicht mehr, und er antwortete nur, um wenigstens noch einen Schein von Form zu wahren.
    »Ich glaube nicht, daß das viel Sinn hätte«, erwiderte Skar rasch, als er den Zorn auf Gowennas Gesicht sah. »Sie sind nicht hier, um mit uns zu kämpfen, Helth. Sie beobachten nur. Und deine Männer würden einen Kampf gegen sie wohl kaum noch durchstehen.«
    »Es sind nur vier.« Ein dünnes, humorloses Lächeln huschte über Helth' Züge. »Und es sind nicht meine Männer, Skar. Es sind deine Männer.
Meine
Leute sind auf der SHAROKAAN gestorben.« Gowenna sog scharf die Luft ein und trat einen Schritt auf den Veden zu, aber Skar hielt sie mit einem raschen, warnenden Blick zurück und schluckte die scharfe Entgegnung, die ihm selbst auf der Zunge lag, hinunter. Del schob mit einer bedächtigen Bewegung das Fernrohr zusammen und gab es ihm zurück, wie durch Zufall trat er dabei halbwegs zwischen Gowenna und den Veden. Skar schenkte ihm einen raschen dankbaren Blick. Sie waren noch immer ein Team.
    »Ich habe dich nicht gerufen, um mit dir zu streiten«, sagte er so ruhig, wie er konnte.
    »Du hast mich überhaupt nicht
gerufen«,
erwiderte Helth kalt. »Du hast mich
rufen lassen.«
    »Warum sprichst du überhaupt noch mit ihm?« fragte Del. »Er ist ein Narr und wird es bleiben.«
    Helth' Augen blitzten belustigt. »Vielleicht bin ich das«, sagte er gleichmütig. »Man muß schon ein verdammter Narr sein, um euch freiwillig in diese Hölle zu folgen. Wir hätten auf der SHAROKAAN bleiben und mit ihr untergehen sollen, wie es sich für freie Männer gehört.«
    »Vielleicht hätte dir Gowenna auch die Tracht Prügel verabreichen sollen, die

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