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Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter

Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter

Titel: Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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alt und seit der Hälfte dieser Zeit verlassen. Jetzt war dieser Turm verschwunden, und an seiner Stelle erhob sich eine gewaltige, offensichtlich in aller Hast halb aus dem natürlich gewachsenen Felsen herausgehauene, halb aus nur roh bearbeiteten zyklopischen Blöcken errichtete Festung; eine titanische Trutzburg mit zwanzig Meter hohen Mauern und Türmen, die den Fluß wie die Finger einer zornig hochgereckten steinernen Riesenhand überragten. Er erblickte winzige, behelmte Gestalten auf den Zinnen dieser Türme; daneben die dürren Hälse von Feuerkatapulten. Die Herren Bayfours hatten den Fluß in eine Festung verwandelt. Wer immer unter dieser schwarzen Burg hindurchfahren wollte, würde einen entsetzlichen Blutzoll bezahlen — wenn es ihm überhaupt gelang.
    Lange Zeit stand er einfach so da und starrte die finstere Riesenfestung an. Der Anblick traf ihn mehr, als er geglaubt hatte. Bisher hatte er nur vom Krieg gehört; einen winzigen Teil seiner Auswirkungen gesehen, nicht mehr als den Schatten, den er über das Land warf. Sicher, er hatte gekämpft, aber das war nichts anderes als das, was er zahllose Male zuvor getan hatte. Jetzt, jetzt erst, als er die Festung wirklich sah, begriff er wirklich, daß all dies mehr war als ein böser Spuk.
    Sein Blick löste sich von der Festung, glitt die lotrechten Wände des Canyons hinab und verharrte einen Moment lang auf dem Wasser. Hinter der Stelle, an der der Fluß in die Berge eindrang, gab es kaum noch Eis, aber er sah, daß sich das Wasser schäumend an Hindernissen brach, die dicht unter seiner Oberflache verborgen waren. Manchmal blitzte Metall in der weißen Gischt. Der Fluß war auch weit hinter der Kette noch durch Speere und Schiffsfallen unpassierbar gemacht worden, und wahrscheinlich waren die Fallen, die er sah, noch lange nicht alle. Wäre Skar der Kommandant dieser Festung gewesen, hätte er einen Teil der Canyonwand unterminieren lassen, um sie im Notfall auf eine feindliche Flotte hinabstürzen zu lassen.
    Er suchte die Ufer ab. Das Hindernis war mittlerweile ein gutes Stück näher gekommen, er konnte erkennen, daß die Kette wirklich so dick war, wie er erwartet hatte; und auch die erwarteten Widerhaken und noch einige andere böse Überraschungen enthielt. Dicht hinter der Stelle, an der sie mit den Uferfelsen verbunden war, erhoben sich zwei kleine, runde Türme, auf deren Plattform sich die Hälse gewaltiger Feuerkatapulte emporreckten. Die Luft über ihnen kräuselte sich. Die Waffen waren geladen. Und wahrscheinlich standen Männer an den Katapulten, die ihr Handwerk verstanden und jede Bewegung auf dem näherkommenden Floß voller Mißtrauen beobachteten.
    Skar versuchte in Gedanken den Punkt abzuschätzen, ab dem sie in der Reichweite der Katapulte waren. Er kannte diese Waffe, und er wußte, wie unglaublich präzise sie sein konnte, wenn die Männer, die sie bedienten, ihr Handwerk verstanden. »Streicht das Segel!« sagte er hastig. »Schnell. Wir sind fast in ihrer Reichweite!«
    Enwass antwortete nicht. Aber Sekunden später hörte Skar ihn gedämpfte Befehle bellen. Das Segel wurde eingeholt, und Skar selbst setzte einen weißen Fetzen als Zeichen des Friedens. Trotzdem verloren sie kaum merklich an Fahrt- ganz im Gegenteil hatte Skar beinahe das Gefühl, daß sie eher noch schneller wurden, und plötzlich begriff er, wie raffiniert die Falle war, der sie sich näherten. Auch ein größeres und wendigeres Schiff als das ihre würde Mühe haben, gegen die reißende Strömung des Flusses anzuhalten; erst recht, wenn an seinen Ufern Männer waren, die entschieden etwas dagegen hatten. Angreifende Schiffe mußten unweigerlich in die Kette gerissen und aufgespießt werden.
    »Nehmt die Ruder!« befahl er. »Schnell. Wir müssen langsamer werden.« Er drehte sich um, unterstrich seine Worte mit einer hastigen Geste und griff selbst nach einem losgerissenen Kistenbrett, das ihm eine der Frauen reichte. Skar sah jetzt, daß das Eis unweit der Sperre aufgehackt worden war, so daß eine Art kleiner Hafen entstand, in den sie sich retten konnten. Wo er ans Ufer grenzte, erhob sich eine gewaltige Wehrmauer, die von zahllosen Schießscharten durchbrochen war. Über ihren Zinnen stand Rauch.
    Mit aller Kraft begannen sie zu rudern; selbst die Frauen und Kinder. Trotzdem wurde es zu einem verzweifelten Wettlauf gegen die Zeit. Sie verloren an Schnelligkeit, aber das Floß begann nun doch zu schaukeln und zu bocken, und mehr als einmal stieß es

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