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Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter

Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter

Titel: Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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andere laßt ihr zurück. Vor allem die Waffen — falls ihr welche habt.«
    Sein Blick tastete über Skars Gestalt und erspähte den Umriß des Schwertes, das er unter dem Mantel trug.
    »Fangen wir damit an«, sagte er fordernd. »Das Schwert dagib es mir!« Er streckte fordernd die Hand aus, aber der Ausdruck auf seinen Zügen war nur Überheblichkeit und Zorn, keine wirkliche Entschlossenheit. Skar seinerseits widerstand im letzten Moment der Versuchung, den Mantel zurückzuschlagen und die Hand herausfordernd auf den Schwertgriff zu legen.
    Ganz davon abgesehen, daß er den Bogen damit wahrscheinlich überspannt hätte, hätten Gorrn oder einer seiner Leute garantiert das Satai-Schwert erkannt, das er trug.
    »Was soll das?« fragte er scharf. »Wieso behandelst du uns, als wären wir Feinde?«
    »Täte ich das, wärt ihr alle schon tot, Skar«, antwortete Gorrn wütend. »Aber was nicht ist, kann noch kommen.«
    »Das beantwortet meine Frage nicht!« fauchte Skar. »Was soll dieser Empfang? Wir sind hier, weil wir Hilfe brauchen, nicht —« »Hilfe?« Gorrn lachte schrill. »O sicher. Hilfe, wie die —zigtausend anderen, die in den letzten Monaten gekommen sind, nicht? Was denkst du dir, Kerl? Daß wir nur darauf warten, von Tausenden von Flüchtlingen überflutet zu werden?« Herausfordernd trat er auf Skar zu und starrte ihn an. Daß er sich dazu auf die Zehenspitzen stellen mußte, machte ihn nicht unbedingt würdevoller. Skar unterdrückte ein abfälliges Grinsen.
    »Und jetzt kommt an Land«, fuhr Gorrn fort. »Und beeilt euch. Wir haben Wichtigeres zu tun, als den ganzen Tag mit euch zu verschwenden.« Er machte eine befehlende Handbewegung, um seine Worte zu unterstreichen.
    Skar wollte abermals widersprechen, aber in diesem Moment legte ihm Enwass die Hand auf den Unterarm und drückte rasch und sehr kräftig zu. »Es ist gut, Skar«, sagte er. »Ich regele das.« Zu Gorrn gewandt, fuhr er fort: »Verzeiht Skar, Hauptmann.
    Er... gehört nicht zu uns und kennt die Sitten und Gebräuche hier nicht.«
    »Gebräuche?« fragte Skar böse. »Welche? Männer und Frauen, die alles verloren haben, auch noch ihrer allerletzten Habe zu berauben?«
    Enwass' Blicke wurden fast beschwörend, aber diesmal war es Gorrn, der ihn nicht zu Wort kommen ließ.
    »Berauben?« fragte er zornig. »Nennst du mich einen Dieb, Kerl?«
    »Wie nennt man jemanden, der anderen etwas wegnimmt?« erwiderte Skar kühl.
    »Einen Schmarotzer«, antwortete Gorrn. Er beugte sich leicht vor. Seine Augen wurden schmal. »Einen Dieb, Skar. Einen Flüchtling. Wer, denkst du, bezahlt für Essen und Unterkunft all derer, die hierherkommen? Wer sorgt für ihre Sicherheit? Wer hat diese Festung hier erbaut, und wessen Blut wird wohl fließen, wenn die Quorrl kommen? Das unsere!« Er schlug sich mit der flachen Hand auf die Brust. »Du nennst uns Diebe?« Er lachte böse. »Niemand zwingt dich, dich von uns bestehlen zu lassen, Skar. Nimm dein Floß und rudere zurück zu den Quorrl, vielleicht behandeln sie dich ja besser. Oder bleib hier und richte dich nach dem, was wir sagen!«
    »Das ist —«
    »Er hat recht, Skar«, unterbrach ihn Enwass hastig. »Bitte!
    Was sie uns nehmen können, ist nur ein kleiner Teil dessen, was wir von ihnen bekommen.«
    »Ganz recht!« fügte Gorrn wütend hinzu. »Aber das wirst du auch noch begreifen, Skar. Spätestens, wenn das Frühjahr kommt und mit ihm die Quorrl. Vielleicht wirst du dann noch darum betteln, von uns bestohlen zu werden. Und nun geht!« Erneut machte er eine befehlende Geste mit der Hand, und diesmal widersprach Skar nicht mehr.
    Flankiert von Gorrns Lanzenträgern gingen sie weiter. Es gab auch in der inneren Wand ein gewaltiges Bronzetor, aber es war gute hundert Schritt weiter nördlich angebracht, um einen eventuellen Angreifer davon abzuhalten, das erste Tor zu durchbrechen und seinen Schwung gleich zu nutzen, auch noch die innere Barriere niederzumachen. Skar bezweifelte, daß die Anlage ihren Sinn erfüllen würde, wenn der Angriff, den Gorrn offensichtlich befürchtete, wirklich kam. Für einen menschlichen Angreifer wäre dieser doppelte Steinwall sicherlich fast unüberwindbar gewesen. Aber die Feinde, mit denen die Männer hier rechneten, waren Quorrl — Wesen, die zehnmal so stark und zwanzigmal so wild wie ein Mensch waren.
    Sie passierten das zweite Tor, hinter dem ein fünf Meter breiter und beinahe ebenso tiefer Graben gähnte, dessen Boden nun mit Schnee und braungrauem

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