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Enwor 7 - Das schweigende Netz

Enwor 7 - Das schweigende Netz

Titel: Enwor 7 - Das schweigende Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Klinge gegen die Wand. Funken stoben auf. Die Spitze von Titchs Schwert brach ab und fiel klirrend zu Boden, aber der Hieb hatte auch eine fast fingertiefe Bresche in die Wand geschlagen.
    Skars Herz schien für einen Moment auszusetzen und dann mit doppelter Wucht und fast schmerzhaft weiterzuhämmern.
    Das Netz war auch hier verdorrt und begann zu Staub zu zerfallen, aber es ging nicht schnell genug, als daß Skar und die beiden anderen nicht das fast mikroskopische Gewebe erkennen konnten, das den Stein durchzog und in seiner Tiefe verschwand. »Großer Gott!« flüsterte Del entsetzt. »Schaut euch das an.
    Als ob es in die Wand hineingekrochen wäre!«
    »Oder heraus«, sagte Titch.

S ie hatten Bradburns Kammer noch einmal und sehr viel gründlicher durchsucht, ohne jedoch eine weitere schreckliche Entdek-kung zu machen, und anschließend hatte Del befohlen, Feuer in der Kammer zu legen und es nicht eher erlöschen zu lassen, bis alles darin zu Asche zerfallen war.
    Auf dem Weg zurück zu Dels Thronsaal begegnete ihnen Kiina, die sich lautstark und beleidigt darüber beschwerte, daß zwei von Titchs Männern ihr den Zugang zur Burg verwehrt hatten — ganz offensichtlich hatte sie Skar folgen wollen. Skar wollte sie fortschicken, aber Del brachte ihn mit einer befehlenden Geste zum Schweigen und bat Kiina, sie zu begleiten. Das Mädchen gehorchte, sah Skar aber fragend und sehr verwirrt an und versuchte, allein auf dem Weg nach oben drei- oder viermal, ein Gespräch zu beginnen. Skar reagierte nicht darauf; weder mit Blicken noch mit Worten. Er war verwirrt — erschrocken auch, natürlich — aber mehr als alles andere verwirrt. Es gab eine Menge scheinbar überzeugender Erklärungen für das, was er unten in Bradburns Kammer gesehen hatte, und eine schien ihm unangenehmer als die andere, aber da war noch mehr. Nur ein Gefühl, nicht einmal eine Ahnung, und doch die absolute Gewißheit, daß nichts so war, wie es zu sein schien, und die Erklärung in Wirklichkeit vielleicht viel, viel simpler — und schrecklicher —, als sie bisher angenommen hatten. Und zu allem kam das entsetzliche Gefühl, die Wahrheit für einen ganz kurzen Moment erkannt zu haben. Dort unten in der Kammer des Predigers, die zu seinem Grab geworden war, hatte er für einen zeitlosen Augenblick
gewußt,
was dieses ganze grauenvolle Geschehen bedeutete; und wie es enden würde. Aber der Gedanke war ihm entschlüpft, ehe er danach greifen konnte.
    Sie erreichten den Thronsaal. Del schickte die Wachen hinaus, schloß sorgfältig die Tür hinter sich und forderte Skar, Titch und das Mädchen mit Gesten auf, an der langen Tafel Platz zu nehmen. Skar und der Quorrl gehorchten, während Kiina Del nur mit großer Verwirrung anblickte und seiner Aufforderung erst nachkam, als auch Skar ihr aufmunternd zunickte. Auf ihrem Gesicht machte sich ein Ausdruck wachsender Beunruhigung breit. Keiner von ihnen hatte mehr als das Allernotwendigste gesprochen bisher, aber es konnte nicht sehr schwer sein, in ihren Gesichtern zu lesen. Selbst in den Augen des Quorrl nistete die Angst.
    »Was habt ihr?« fragte sie schließlich.
    Del warf Skar einen mahnenden Blick zu — der Kiina natürlich keineswegs entging — und hob rasch und, wie er meinte, beruhigend die Hand. »Nichts«, sagte er. »Nichts, was dich beunruhigen müßte, jedenfalls. Wirst du uns ein paar Fragen beantworten?«
    Seine Stimme hatte einen sonderbar gekünstelten Klang, fand Skar. Aber es dauerte ein paar Augenblicke, bis er begriff, daß es genau der Ton war, in dem Del meinte, mit einem Kind sprechen zu müssen. Natürlich begriff Kiina das auch. Und Kiina wäre nicht Kiina gewesen, wenn sie irgendwie anders als zornig darauf reagiert hätte.
    »Vielleicht«, antwortete sie herausfordernd. »Wenn ihr mir zuerst verratet, was hier plötzlich los ist. Wolltest du nicht gehen, Skar? Was ist dort unten bei Bradburn geschehen? Wo ist er überhaupt?«
    »Tot«, antwortete Skar, ehe Del Gelegenheit fand, etwas anderes zu sagen. Dels Gesichtsausdruck verfinsterte sich, aber Skar fuhr ungerührt fort: »Ich erzähle dir später alles, Kiina. Aber jetzt beantworte Dels Fragen — bitte.«
    »Tot?« wiederholte Kiina fassungslos. Sie hob die Hand, starrte Skar und Del abwechselnd aus großen Augen an und berührte mit den Fingerspitzen ihre Lippen. Dann gab sie sich einen sichtlichen Ruck und wandte sich zu Del um.
    »Was... willst du wissen?«
    Del schoß einen zornigen Blick in Skars

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