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Enwor 7 - Das schweigende Netz

Enwor 7 - Das schweigende Netz

Titel: Enwor 7 - Das schweigende Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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einmal genauer zu durchleuchten.
    »Hast du das so auch Bradburn erzählt?« fragte er Kiina.
    Das Mädchen nickte. »Natürlich.«
    »Mit denselben Worten?« drängte Skar. »Bitte, Kiina — es ist wichtig. Erinnere dich genau. Es ist wichtig.«
    Kiina dachte angestrengt nach, aber nach einer Weile nickte sie wieder. »Ich bin sicher. Ich konnte mich nicht auf den Ausdruck besinnen, den sie benutzten, aber ich... ich habe es genauso ausgedrückt wie jetzt, ja. Ganz sicher«, fügte sie hinzu.
    »Dann ist alles klar«, folgerte Titch. Alle drei sahen überrascht hoch und blickten den Quorrl an, und Titch fuhr mit einer anklagenden Geste auf Kiina fort: »Du hast ihn umgebracht, Menschenjunges, weißt du das?«
    »Ich?!« keuchte Kiina.
    »Was für ein Unsinn!« rief Del ärgerlich dazwischen. »Sie war nicht einmal in seiner Nähe, als —«
    »Er hat das
Netz
nicht vernichtet«, fuhr Titch ungerührt fort.
    »Es kann nur so gewesen sein. Er hat die tote
Errish
und ihre Rüstung verbrannt, genau wie du von ihm verlangt hast, aber er hat etwas von dem
Netz
zurückbehalten. Bradburn war ein kluger Mann, aber auch sehr wißbegierig. Vielleicht hatte er vor, es später in aller Ruhe und mit der angemessenen Vorsicht zu untersuchen. Und als das Mädchen ihm von dem Etwas erzählte, an dessen Namen sie sich nicht erinnern kann, hat er angefangen zu überlegen.«
    »Das ist möglich«, gab Skar ruhig zu. »Aber es
muß
nicht so gewesen sein, nicht wahr? Ich kann mir zehn andere Erklärungen ausdenken, wenn du willst.«
    »Ja«, forderte Titch.
    Skar blinzelte verwirrt, und Titch machte eine auffordernde Handbewegung. »Ich will es«, bekräftigte er. »Tu es, Satai.«
    Skar setzte zu einer wütenden Antwort an, aber Del unterbrach ihn, noch bevor er auch nur ein Wort hervorbringen konnte. »Er hat recht, Skar«, stellte er fest. »Es
könnte so
gewesen sein. Wahrscheinlich war es sogar so. Was aber nicht heißt«, fügte er, in Kiinas Richtung gewandt, hinzu, »daß du ihn
umgebracht
hast.« Er lächelte verzeihend. »Titch drückt die Dinge manchmal etwas direkter aus, als gut wäre, Kind. Es war vollkommen richtig, daß du Bradburn und mir alles erzählt hast. Schließlich haben wir dich gefragt.«
    Kiina erbleichte noch weiter. Ihre Augen wurden dunkel vor Entsetzen. »Aber dann ... dann ...«
    »Dich trifft keine Schuld«, betonte Del noch einmal. »Wenn es so etwas wie Schuld in diesem Fall überhaupt gibt, dann trifft sie allerhöchstens Bradburn selbst. Er hätte wissen müssen, in welche Gefahr er sich begibt.«
    »Sich?« Titch lachte böse. »Dieser Narr hätte uns alle umbringen können. Ihr habt gesehen, was dieses ...
Ding
angerichtet hat!«
    Seltsam — aber für einen Moment war Skar vollkommen sicher, daß Titch etwas ganz anderes hatte zum Ausdruck bringen wollen. Er ließ sich nichts anmerken, nahm sich aber vor, in Zukunft noch genauer auf das zu achten, was der Quorrl sagte.
    »Erzähl uns mehr von dem
Netz«,
verlangte Del. »Dem Wächter — so nennt ihr es wohl in Elay?«
    Kiina nickte automatisch, aber ihre Antwort war kaum weniger ergiebig als die, welche sie zuvor gegeben hatte. »Ich weiß nicht viel darüber«, bekannte sie. »Es war einfach da, eines Tages. Ich selbst war nicht dabei — niemand, der sich in der Heiligen Halle befand, als es auftauchte, überlebte den Tag.«
    »Gestern hast du gesagt, es wäre unaufhörlich gewachsen«, erinnerte Del.
    »Das ist es auch«, antwortete Kiina. Sie wirkte nervös. Ihr Blick irrte unstet zwischen Del und Skar hin und her, und Skar wußte, daß sie bald anfangen würde, sich in Widersprüche zu verwickeln und die Dinge durcheinander zu werfen, nicht, weil sie log, sondern einfach, weil sie diese Art eines strengen Verhöres nicht gewohnt war und wie fast jeder Mensch in ihrer Lage das Gefühl haben mußte, angeklagt zu werden. »Das ist es auch«, wiederholte sie. »Es hat sich über... über ganz Elay ausgebreitet, nach und nach. Aber zuerst ist es in den Heiligen Hallen aufgetaucht. Ganz plötzlich. Ich war nicht in der Stadt, aber ich habe es von anderen gehört.«
    »Wann genau?« fragte Skar. Ganz plötzlich hatte er wieder das Gefühl, der Lösung ganz nahe zu sein, aber wieder schien sie sich seinem Zugriff wie ein lebendes Wesen zu entziehen, als er danach greifen wollte.
    »Wann genau? Ich verstehe nicht —«
    »Wann ist es aufgetaucht?« formulierte Skar seine Frage präziser. »Nachdem ihr die Zauberpriester zurückgeschlagen habt,

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