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Enwor 9 - Das vergessene Heer

Enwor 9 - Das vergessene Heer

Titel: Enwor 9 - Das vergessene Heer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ihrer Stirn arbeitete. Der suggestive Bann des Zauberpriesters war noch immer stark, aber sie hatte auch Angst. »Sie nutzen euch nichts«, sagte sie schließlich. »Die Startplattform wird bewacht. Niemand kann sie ohne Ennarts Erlaubnis betreten.«
    »Die haben wir«, sagte Skar ruhig. Er zog sein
Tschekal
eine Handspanne weit aus der Scheide, so daß Anschi den blitzenden Stahl sehen konnte. »Siehst du? Und wenn es deine Schwestern sind, die die Tiere bewachen, dann solltest du sie davon überzeugen, uns gehen zu lassen. Es sei denn, dir liegt nicht viel an ihrem Leben.«
    »Selbst wenn ich es täte!« widersprach Anschi erregt. »Ihr könnt sie nicht fliegen.«
    »Ich
kann es«, sagte Kiina.
    Skar sah sie zweifelnd an. Er wußte, daß Kiina zumindest einen Teil der geheimen Kräfte der
Errish
beherrschte. Sie hatte einen Drachen geritten, als sie zu ihrem Heer gestoßen war, und auch wenn ihre Fähigkeiten lange nicht an die Anschis heranreichen mochten, würden sie sicher ausreichen, einen so primitiven Intellekt wie den einer Daktyle zu lenken. Unter normalen Umständen.
    Aber die Umstände waren nicht normal. Kiina war krank und am Ende ihrer Kräfte, und sie würden die Daktylen nicht einfach nur
reiten
müssen. Skar war nicht so naiv, sich einzubilden, daß man sie nicht verfolgen würde. Was ihnen bevorstand, war eine verzweifelte Jagd, bei der sie das Wild waren.
    »Bist du sicher?« fragte er.
    Kiina lächelte schwach. Sie schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Und du?« Skar wandte sich mit einem fragenden Blick an Titch. »Kannst du eine Daktyle reiten?«
    »Wenn sie mein Gewicht tragen kann.«
    »Ein Tier für drei Reiter?« Anschi machte ein abfälliges Geräusch. »Selbst wenn dieses dumme Kind das Unmögliche schafft und eine Daktyle lenkt, wird sie unter eurem Gewicht einfach vom Himmel fallen.«
    »Wieso
ein
Tier, Anschi?« fragte Skar. »Wir werden zu zweit sein. Du wirst die zweite Daktyle reiten. Zusammen mit Titch.« Anschi erbleichte noch ein bißchen mehr und starrte den Quorrl an.
    Titch grinste. Und diesmal gab er sich sogar Mühe, wie ein Ungeheuer auszusehen.

E twas hatte sich verändert. Skar spürte es im gleichen Moment, in dem sie auf den Gang hinaustraten, ohne sagen zu können,
worin
diese Veränderung bestand. Der stählerne Korridor war so still und schwarz wie immer, das magische Schweigen des Turmes allumfassend, aber etwas… war anders geworden.
    »Was machst du?« fragte Titch alarmiert, als er stehenblieb und sich umsah.
    Skar antwortete nicht gleich. Es dauerte einen Moment, bis er begriff, worin diese unheimliche Veränderung bestand, die er fühlte. Es war nichts, was plötzlich
da
war, sondern das genaue Gegenteil:
etwas fehlte.
Etwas, von dem er vor einer Sekunde noch nicht einmal gewußt hatte, daß es existierte, und das er unmöglich in Worte fassen konnte. Es war, als spüre er erst jetzt, daß dieser Turm mehr als ein Gebäude gewesen war, daß er außer der zerfallenden Technik der
Alten
noch etwas viel Düstereres, Bedrohlicheres beherbergt hatte. Es war keine Gefahr, die er spürte, sondern fast so etwas wie Erleichterung.
    Er sah die drei anderen der Reihe nach an. Titch und Kiina wirkten nur verwirrt, der Quorrl ein wenig alarmiert und vor allem müde, aber auf Anschis Zügen spiegelte sich die gleiche bange Furcht, die auch er spürte. Ihre Hände zitterten.
    »Was ist los mit dir?« fragte Titch noch einmal.
    »Nichts«, antwortete Skar ausweichend. »Es ist… nichts. Ich habe mich getäuscht.«
    Titch runzelte zweifelnd die Stirn, und auch Kiina sah nicht besonders überzeugt aus. Trotzdem widersprach keiner von ihnen, als sie weitergingen. Nach ein paar Schritten blieb Titch wieder stehen und berührte eine scheinbar x-beliebige Stelle an der Wand. Das schwarze Metall teilte sich, und dahinter kam eine jener beweglichen Kammern zum Vorschein, die die Stelle von Treppen in diesem Alptraumturm einnahmen. Der Quorrl wandte sich mit einem fragenden Blick an Anschi.
    »Nach… unten«, sagte Anschi zögernd. »Die Daktylen sind direkt unter uns. Nur ein Stockwerk.«
    »Wie viele Wachen gibt es?«
    »Woher soll ich das wissen?« fauchte Anschi.
»Ich
bin hier nicht gefangen, weißt du? Du und dein Quorrl-Freund habt doch —«
    Es geschah völlig warnungslos, genau wie am Tag zuvor, und genau wie da war es kein
wirkliches
Beben, sondern etwas wie ein Erzittern in der Wirklichkeit selbst, etwas, das laut- und bewegungslos war und Skar und den anderen trotzdem

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