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Enwor 9 - Das vergessene Heer

Enwor 9 - Das vergessene Heer

Titel: Enwor 9 - Das vergessene Heer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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und hielt sie mühelos fest. Kiina kreischte vor Zorn und strampelte wild mit den Beinen, aber Titch schien ihre Tritte nicht einmal zu spüren.
    »Nimm sie mit«, sagte Skar. »Versteckt euch irgendwo, und sorge dafür, daß sie still ist. Wenn ich bis zum Abend nicht bei euch bin, dann flieht ohne mich.«
Wenn es dann noch etwas gab, wohin zu fliehen sich lohnt,
dachte er.
    »Niemals!« schrie Kiina hysterisch. »Laß mich los, du Ungeheuer.«
    Titch ignorierte sie. »Ich hoffe, du weißt, was du tust«, sagte er leise. »Ich habe meine Seele für dich geopfert, Satai.«
    »Ich weiß«, antwortete Skar ernst. »Um so wichtiger ist es, daß du tust, was ich sage. Oder willst du, daß dein Opfer umsonst war?« Er wollte sich umdrehen und gehen, aber diesmal war es Anschi, die
ihn
zurückhielt.
    »Ich begleite dich«, sagte sie.
    Skar widersprach nicht. Er war im Gegenteil froh, daß Anschi ihm dieses Angebot machte. Er hatte es nicht gewagt, sie darum zu bitten. Trotzdem zögerte er einen Moment.
    »Es wird… dich umbringen«, sagte er.
    »Vielleicht«, widersprach Anschi. »Vielleicht auch nicht. Ich begleite dich, basta. Du findest ohne mich ja nicht einmal den Weg nach unten.«
    »Du traust ihr?« fragte Titch überrascht.
    Skar nickte nur. Sie hatten keine Zeit für lange Erklärungen.

E s war überraschend leicht, die Etage zu erreichen, in der Ennarts Gemach lag. Sie begegneten ein paar Menschen auf dem Weg nach unten, aber niemand nahm Notiz von ihnen. Vielleicht war es die Gegenwart der
Errish,
die ihn schützte, vielleicht war es auch einfach so, daß kaum jemand ihn kannte; er hatte sein Gemach ja nur ein einziges Mal verlassen, um zu Ennart zu gehen. Der Lärm und die Schreie nahmen zu, je näher sie dem Hof kamen, und als Skar im Vorüberhasten einen Blick aus dem Fenster warf, sah er, daß sich der Bereich vor dem Tor in einen Hexenkessel verwandelt hatte: Menschen und Tiere rannten scheinbar kopf- und ziellos durcheinander, und an mehreren Stellen war Feuer ausgebrochen. Der mechanische Herzschlag des Turmes klang jetzt anders; unregelmäßiger und mühsamer, manchmal unterbrochen von einem düsteren, mahlenden Knirschen und Poltern oder dem Grollen weit entfernter, aber mächtiger Explosionen. Der Ssirhaa mußte viel mehr Teil dieser uralten Maschinerie gewesen sein, als Skar bisher angenommen hatte.
    Es war sein Geist gewesen, der sie zum Leben erweckt hatte. Und sie starb mit ihm.
    »Bei allen Göttern«, flüsterte Anschi. »Was geschieht hier?« »Diese verdammten Narren«, murmelte Skar. Plötzlich empfand er nichts als Haß auf den Toten. »Sie haben dieses… dieses
Ding
zum Leben erweckt und wußten nicht einmal, was sie taten! Es wird sie alle vernichten. Und uns dazu.«
    Sie eilten weiter. Es wurde wärmer, sehr schnell und auf sehr unangenehme Art. Die Luft, die ihnen entgegenschlug, roch nach Feuer, und sie hörten das Prasseln der Flammen, noch ehe sie den Feuerschein sahen. Skar blieb abermals stehen. Er wußte nicht genau, wo sie sich befanden. Anschi hatte ihn auf einem anderen Weg heruntergeführt als Ennart gestern. Aber er fühlte, daß es jetzt nicht mehr sehr weit sein konnte.
    »Wo?« fragte er einfach.
    Anschi deutete nach vorn und machte gleichzeitig eine Bewegung nach rechts. »Der dritte Gang. Aber du —«
    »Du wartest hier auf mich«, unterbrach sie Skar. »Ich gehe allein.« »Warten?« Anschi lachte unecht und schüttelte heftig den Kopf. »Ich werde ganz bestimmt nicht allein hier in diesem Turm zurückbleiben.«
    Skar wollte einfach losgehen, aber Anschi hielt ihn am Arm zurück. Er schüttelte ihre Hand ab, aber er hatte die Hartnäckigkeit der
Errish
unterschätzt. Mit zwei raschen Schritten trat sie an ihm vorbei und verstellte ihm den Weg.
    »Es wird dich töten«, sagte sie.
    »Das wird es auch tun, wenn du dabei bist.« Er wollte Anschi einfach beiseiteschieben, aber sie klammerte sich mit erstaunlicher Kraft an seinen Arm, so daß er wohl oder übel abermals stehenbleiben mußte.
    »Sei vernünftig«, sagte er. »Ich habe dich nicht mitgenommen, damit du dich umbringst, sondern nur, um mir den Weg zu zeigen.«
    »Du findest ohne mich nicht zurück«, behauptete Anschi. Sie machte eine Geste in die Richtung, aus der der Feuerschein kam. Es war spürbar wärmer geworden. Die Luft wurde stickig, und in das Prasseln der Flammen mischten sich Schreie. Sonderbarerweise sahen sie noch immer keinen Menschen. »Es ist zu gefährlich, den Aufzug zu benutzen. Aber es

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