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Eobal (German Edition)

Eobal (German Edition)

Titel: Eobal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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brauchte Shali nicht nachzudenken.
    »Nein, offensichtlich nicht. Ich habe es überprüft. Der Besuch war auf dem offiziellen Terminplan eingetragen, allerdings erst seit gestern Vormittag. RagaNahir kam am frühen Nachmittag, also muss er seine Verabredung am Morgen direkt mit dem Botschafter getroffen haben. Ich weiß es nicht, ich war mit einem Auftrag in der Stadt unterwegs.«
    »Worum ging es bei dem Treffen?«, fragte Daxxel.
    »Das weiß ich nicht. Ich habe Dhloma gefragt, aber er hat es als unwichtig abgetan. Er wirkte nicht besonders besorgt oder aufgeregt, also habe ich nicht weiter nachgefragt. Es geht mich ja im Grunde auch nichts an.«
    Shali sagte das ohne Bitterkeit. Sie war eine Verwaltungskraft und besaß nicht die Ambition, große Politik zu machen. Sie wusste, was sie zu tun hatte und wo ihr Aufgabenbereich endete.
    »Seltsam, sehr seltsam.«
    Daxxel blickte gedankenverloren auf die holographische Sternenkarte an der Wand. »Wir müssen uns das näher anschauen, nicht nur wegen Dhlomas Tod. Es könnte sich um eine politische Sache von Brisanz handeln.«
    »Oder zu einer werden«, murmelte Zant. »Wir könnten in ernsthafte Schwierigkeiten geraten.«
    Daxxel sah sie an.
    »Wir sind bereits in Schwierigkeiten«, erwiderte er. »Wenn das Kalifat da mit drinhängt, dürfen wir bald mit hässlichen Entwicklungen rechnen. Dem können wir nicht entrinnen. Aber wir können das Problem vielleicht angehen, ehe es uns ins Gesicht springt.«
    Zant nickte.
    »Wenn ich helfen kann, gerne!« Shali klang jetzt etwas selbstbewusster. »Botschafter Dhloma war eine gute Person, ein freundlicher und fairer Vorgesetzter und sehr kompetent. Er hat es nicht verdient, so zu sterben. Er hat es nicht verdient, ermordet zu werden.«
    Daxxel sah ins Leere. »Ich nehme seinen Tod persönlich, sehr persönlich. Nicht nur, weil er in meinem Konsulat getötet wurde. Vor allem, weil er mein Freund war.«
    Es gab einen kurzen Moment der Stille, bis Daxxel sich auf seinem Stuhl drehte und an Nero wandte.
    »Mach mir einen Termin mit der Botschaft des Kalifats. Ich bitte um eine Audienz bei Seiner Exzellenz RagaNahir.«
    *
     
    Iotan Helifek war ein Feigling. Er war schon immer einer gewesen und hatte nicht die Absicht, diese Haltung je zu ändern. Zum einen verdankte er ihr gleich mehrfach sein Leben. Helifek erfreute sich sehr seiner Existenz, zumal sein gewählter Broterwerb – professioneller Drogendealer – ein hinreichendes Einkommen produzierte und somit ein sehr komfortables Leben gewährleistete. Zum anderen hatte er als Feigling einen guten Grund, sich nicht selbst die sorgfältig manikürten Finger schmutzig zu machen. Für Aufträge im Bereich »Blut und Knochen« hatte er seine Leute und sie erledigten ihre Arbeit zu seiner Zufriedenheit. Obendrein war wichtig, dass im Falle eines Scheiterns stets Mechanismen vorhanden waren, die Schuld auf andere abzuwälzen. Auch das hatte er bereits mehrfach zu seinen Gunsten getan.
    Heute war es anders.
    Helifek saß hinter seinem Tisch in einem luxuriösen Sessel und betrachtete einen breitschultrigen Mann, der einen exquisiten Anzug am Leib und einen angewiderten Ausdruck im Gesicht trug. Allein schon die Tatsache, dass er sich mit seinem Besucher direkt, ohne den Filter seiner Handlanger, auseinandersetzen musste, machte ihn nervös. Sehr nervös. Der Feigling in ihm wollte schreien, aufspringen und wegrennen. Der Realist in ihm bestand darauf, zu bleiben und die Sache auszutragen, vor allem, da er wusste, dass es keinen Ort gab, an dem er sich verbergen konnte. Nicht, wenn die Interessen, die der Besucher repräsentierte, involviert waren.
    »Das ist … sehr bestürzend.«
    »In der Tat«, meinte der Besucher, der den Namen Carl trug. Zumindest wollte er so genannt werden. »Wir sind nicht zufrieden. Die Dinge entwickeln sich entgegen unserer Wünsche. Wer ist dafür verantwortlich?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Carl starrte Helifek an. Er hatte kalte Augen, wie die eines Fisches. Helifek nahm an, dass er Kontaktlinsen trug, um die dahinter lodernden Höllenfeuer zu verbergen. Oder etwas vergleichbar Schlimmes.
    »Ich kann das nur schwer glauben«, erwiderte Carl ruhig. Helifek hätte ein erkennbares Gefühl vorgezogen, irgendeines.
    »Ich versichere Ihnen, ich weiß gar nichts. Shit, ich habe mit unserem Arrangement einen Haufen Geld verdient. Warum sollte ich einen Deal in Gefahr bringen, der mir in den letzten sechs Jahren ein Vermögen eingebracht hat? Da könnte ich doch

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