Eobal (German Edition)
sie säugten ihre Jungen – hier mehr Säugetiere als Reptilien – durch eine Reihe von Zitzen, die sich über den ganzen Bauch zogen und kaum anschwollen, aber da sie relativ große Eier legten, die einem irdischen Neugeborenen an Umfang gleichkamen, verfügten sie ebenfalls über ausladende Hüften. Diesbezüglich reagierten Meraner wie Terraner auf ähnliche sexuelle Schlüsselreize, und Daxxel hatte Mühe, seinen Blick von dem elegant schwingenden Hinterteil der Frau abzuwenden, als sie ihm voranging.
»Bitte folgen Sie mir. Hier entlang.«
Eine Treppe führte in den zweiten Stock – Meraner hatten eine Abneigung gegen Fahrstühle und verwendeten sie ausschließlich dort, wo es wirklich auf Geschwindigkeit ankam –, dann kam ein langer Gang, der in einem großen Vorraum endete. Hier waren die Wände nicht so schmucklos wie im Foyer. Gemälde zeigten Szenen aus der meranischen Geschichte. Die Darstellungen drehten sich zumeist um gewonnene Schlachten und erniedrigte Feinde. Gern wurden auch blutige Waffen und abgetrennte Gliedmaßen gezeigt. Es entstand ein sehr wohnlicher Eindruck.
Ein männlicher Assistent und eine weibliche Sekretärin, beide sehr beschäftigt hinter ihren Schreibtischen, schauten auf und senkten höflich die Köpfe. Daxxel erwiderte die Geste. Die Empfangsdame führte ihn durch eine offene Tür in das Büro des Botschafters. RagaNahir erhob sich hinter seinem Tisch und reichte Daxxel in menschlicher Geste die Hand. Die Rezeptionistin verschwand lautlos. Der Botschafter des Kalifats, groß, schlank und muskulös, mit dunkelbrauner, ledriger Haut, war ein typisches Mitglied einer meranischen Elitefamilie. Er hatte perfekt manikürte Klauen und in seine Zähne waren schimmernde Edelsteine implantiert. Meraner hatten nichts für reichhaltige Gewänder übrig, sie konzentrierten ihre verschönernden Anstrengungen auf ihre Körper. So trug auch er nur eine schlichte Tunika ohne jedes Muster oder Verzierung.
»Exzellenz«, sagte der Meraner zur Begrüßung, »ich bin außerordentlich erfreut, endlich Ihre Bekanntschaft zu machen! Es ist bedauerlich, dass wir uns nicht bereits vorher getroffen haben. In diesen schwierigen Zeiten liegt die Notwendigkeit eines sinnvollen Austausches auf der Hand. Ich bin froh, dass nunmehr der Zeitpunkt dafür gekommen ist.«
Daxxel nickte.
»Vielen Dank dafür, dass Sie Ihre kostbare Zeit mit mir teilen, Exzellenz«, erwiderte er. »Sie sind gewiss sehr beschäftigt. Darüber hinaus kam meine Bitte um Audienz sehr kurzfristig. Ich bin froh, dass Sie mich in Ihrem engen Terminplan unterbringen konnten.«
RagaNahir winkte ab.
»Vergessen Sie das, geschätzter Kollege. Ich war so begierig, Sie kennenzulernen, dass mich kein Terminplan davon hätte abhalten können. Bitte, bedienen Sie sich. Wir haben Kaffee.«
Kaffee war eines der wenigen terranischen Produkte, für das die Meraner wirklich etwas übrighatten. Ein Robotdiener schenkte aus einer dampfenden Kanne ein. Schon der Duft ließ Daxxel erahnen, dass die Qualität des Getränkes deutlich höher war als alles Vergleichbare, was sein Konsulat zu bieten hatte. Er nahm einen Schluck, unterdrückte ein erfreutes Aufstöhnen, setzte die Tasse wieder ab und wappnete sich für die Schlacht. Die Freundlichkeiten waren ausgetauscht.
»Sie mögen bereits erahnen, was mich zu Ihnen geführt hat, Exzellenz.«
»Tue ich das? Soso.« RagaNahir wackelte auf sehr menschliche Art und Weise mit einer Klaue. Daxxel musste sich beherrschen, um nicht rot zu werden, und verfluchte sich selbst. Ein dummer Beginn. Der Meraner amüsierte sich sicher bereits sehr über den tollpatschigen Terraner. Daxxel kam sich vor wie die Maus, mit der die Katze vor dem Festmahl noch etwas zu spielen gedachte. Er riss sich zusammen.
»Nun, ich nehme an, die Nachricht vom Tode Botschafter Dhlomas hat Sie erreicht.«
»Ja, in der Tat. Eine sehr unglückliche und tragische Entwicklung. Sie beide haben eng zusammengearbeitet, wenn ich mich nicht irre.«
»So ist es.«
»Eobal Security hat sich der Sache bestimmt angenommen.«
»Man will alles zur Ergreifung der Täter tun.«
Beide wussten, was davon zu halten war.
»Wie komme ich jetzt ins Spiel?«, stellte der Meraner die zentrale Frage.
»Ich denke mal, dass die Polizei Sie auch danach fragen wird. Es ist wohl so, dass Sie der turulianischen Botschaft kurz vor dem … Vorfall einen Besuch abgestattet haben.«
Daxxel vermied den Begriff »Mord« und damit jede Verdächtigung seines
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