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Eobal (German Edition)

Eobal (German Edition)

Titel: Eobal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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ein dichtes rituelles Netz um diese natürlichen Waffen gewoben. An Zeremonialsäbeln oder dergleichen bestand daher kein Bedarf.
    Daxxel betrat das Gebäude ebenso ungehindert wie zögerlich. Die Flügeltüren öffneten sich bei seiner Annäherung. Sie führten in eine große, kaum möblierte Halle. Marmorwände, Marmorboden, alles perfekt poliert, sauber bis hin zur Sterilität. Ein Tisch war zu sehen, auch er groß, aus ebenso poliertem dunklem Holz. Darauf nur ein kleines Computerdisplay. Hinter dem Tisch saß eine der wenigen Frauen, denen es erlaubt worden war, das Kalifat zu verlassen. Normalerweise lebten Meranerinnen ein abgeschirmtes Leben, isoliert von fast allen Bereichen der politischen Entscheidungsfindung. Sie übten im Kalifat eine erhebliche ökonomische Macht aus, überließen jedoch die Regierungsfragen den Männern. Außerhalb der Grenzen ihres Reiches bedienten sie sich zumeist vertrauenswürdiger Mitarbeiter aus Tributarstaaten, die in ihrem Namen verhandelten und Verträge abschlossen. Bisweilen entsandten sie auch Männer ihrer Heimatwelt als ihre Sprecher.
    Aber beim Diplomatischen Dienst verhielt sich dies etwas anders. Die Meraner wussten nur zu gut, dass viele andere Spezies Frauen zumindest in untergeordneten Positionen erwarteten, einige Gesellschaften ihnen gleichwertige Stellungen einräumten, manche dem weiblichen Geschlecht sogar den Vorzug gaben. Es war natürlich ausgeschlossen, dass es wie etwa bei den Terranern, weibliche Botschafter gab. Aber angeblich hatten Frauen es in großen Botschaften des Kalifats bis zur Ebene der Assistenten geschafft. RagaNahir war dafür bekannt, den althergebrachten Traditionen wenig Respekt entgegenzubringen. Er verfolgte politische Ziele, und wenn es dafür notwendig war, über den eigenen kulturellen Schatten zu springen, dann tat er das auch.
    Die hiesige Botschaft war, jedenfalls nach Maßstäben des Kalifats, eher klein. Vielleicht fünf oder sechs Angestellte im operativen Bereich und eine Infanterietruppe in Gruppenstärke, was bei den Meranern etwa 20 Soldaten entsprach. Selbst wenn sich Meran nur durch einen Konsul vertreten ließ, wie Daxxel einer war, gab es nie weniger als 20 Wachsoldaten. Jedes Mitglied seines Diplomatischen Corps verfügte ab einem gewissen Level über ein Offizierspatent. Meran hatte keinen Mangel an militärischem Personal, im Übrigen einer der Gründe für die wachsenden Spannungen mit der Erde. Also führte RagaNahir, Offizier des meranischen Militärs, das Kommando über 20 gut ausgerüstete und trainierte Männer. Daxxel, der sich nur verschwommen an das obligatorische Schusswaffentraining seiner Ausbildung erinnerte, verfügte über einen Marinesergeanten und war sich nicht einmal sicher, ob er diesen überhaupt »befehligte«. Niemand, so war sein Eindruck, »befehligte« einen Marinesergeanten richtig, manchmal nicht einmal ein höherrangiger Offizier.
    Daxxel unterdrückte einen Seufzer und lächelte die Rezeptionistin an. Die Reptilienfrau besaß nach menschlichen Maßstäben eine seltsame Attraktivität. Meraner suchten ihr Personal sorgfältig aus. Für sie war diese Frau vielleicht sogar hässlich. Für menschliche Besucher auf einer von Menschen dominierten Welt wie Eobal galt sie aber als exotische, fremdartige Schönheit. Und die Meraner achteten auf solche Details, das machte sie gefährlich; RagaNahir ganz besonders.
    »Botschafter Daxxel, wenn ich mich nicht irre«, sprach sie ihn mit einer erstaunlich melodiösen Stimme an, die sich vom üblichen Geknarze der Meraner deutlich unterschied.
    »Konsul«, übte er sich in falscher Bescheidenheit. Er wusste es mittlerweile besser. »Nur Konsul Daxxel, bitte.«
    Die Rezeptionistin blinzelte mit den Nickhäuten und versuchte zu lächeln, eine Mimik, für die sie allerdings nicht ausgestattet war.
    »Ich werde Sie Seiner Exzellenz melden. Sie können dort drüben Platz nehmen. Darf ich Ihnen eine Erfrischung anbieten?«
    Daxxel lehnte freundlich ab und ging zu einer kleinen Sesselgruppe, die er vorher nicht bemerkt hatte. Er setzte sich, legte die Beine übereinander und versuchte, sich zu entspannen. Es blieb bei dem Versuch. Glücklicherweise ließ RagaNahir ihn nicht lange warten. Nach wenigen Minuten machte die Rezeptionistin eine Geste in Daxxels Richtung. Er stand auf und trat näher.
    »Seine Exzellenz ist nun bereit, Sie zu empfangen.«
    »Vielen Dank.«
    Sie erhob sich anmutig. Meranische Frauen hatten im Gegensatz zu Terranerinnen keine Brüste,

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