Ephraim Kishon fur Manager
kostbaren Zeit bitten, Sir? Ich möchte Sie mit einer völlig neuen Art von Lebensversicherung bekannt machen.« Daraufhin gefriere ich in Sekundenschnelle. Erstens bin ich gegen Lebensversicherungen, weil ich sie für unmoralisch halte. Zweitens habe ich nicht die Absicht, jemals zu sterben. Drittens sollen die Mitglieder meiner Familie, wenn ich trotzdem einmal gestorben sein sollte, selbst für ihr Fortkommen sorgen. Und viertens bin ich längst im Besitz einer Lebensversicherung.
Ich lasse also Mr. Oxford wissen, daß er sein gutes Englisch an mich verschwendet und daß mein Leichnam bereits 170 000 Shekel wert ist. »Was sind heutzutage 170000 Shekel?« höre ich aus Oxford. »Die Allgemeine Südafrikanische hält für den beklagenswerten Fall Ihres Hinscheidens eine doppelt so hohe Summe bereit. Gewähren Sie mir zehn Minuten, Sir.«
»Im Prinzip recht gerne. Die Sache ist nur die, daß ich in einer Stunde nach Europa abfliege. Für längere Zeit. Vielleicht für zwölf Jahre.« »Ausgezeichnet. Ich erwarte Sie am Flughafen.« »Dazu wird die Zeit nicht ausreichen, weil ich noch nicht gefrühstückt habe.«
»Ich bringe ein paar Sandwiches mit.« »Außerdem möchte ich mich von meiner Familie verabschieden.« »Nicht nötig. Wir schicken sie Ihnen mit dem nächsten Flugzeug nach. Die Tickets gehen selbstverständlich zu unseren Lasten. Ich warte im Flughafen-Restaurant, Sir.« Auf diese Weise bin ich schon dreimal hintereinander nach Europa geflogen, aber der Andrang läßt nicht nach. Erst vor wenigen Tagen versuchte ich den Gentleman von der Neuseeland International Ltd. damit abzuschrecken, daß mein Leben auf eine Million Dollar versichert sei. »Was ist denn schon eine Million Dollar!« erwiderte er geringschätzig und wollte mir innerhalb von zehn Minuten einen einzigartigen Lebensversicherungsplan entwickeln, demzufolge der Versicherungsnehmer gar nicht zu sterben braucht, es genügt, wenn er in Ohnmacht fällt, absolut inflationssicher, mit Abwertungsklausel und Farbfernsehen.
Als er nicht lockerließ, gestand ich ihm, daß ich zahlungsunfähig war. Pleite. Vollkommen pleite.
»Macht nichts«, tröstete er mich. »Wir verschaffen Ihnen ein Darleien von der Regierung.« »Ich bin krank.«
»Wir schicken Ihnen einen Arzt.« »Aber ich will keine Lebensversicherung abschließen.« »Das glauben Sie nur, Sir. Sie wollen.« Gegen irgendeinen levantinischen Schwarzhändler wüßte ich mir zu helfen. Aber gegen Oxford Englisch bin ich machtlos. Heute vormittag war die Wechselseitige Australische am Telefon und bat um zehn Minuten. Geistesgegenwärtig schaltete ich auf schrillen Sopran:
»Hier Putzfrau von Herr Kishon sprechen. Armer Herr gestern gestoiben.«
»In diesem Fall, Madame«, sagte die Wechselseitige, »möchten w_r der Familie des Verstorbenen einen revolutionären Versicherungsvorschlag unterbreiten. Es dauert nur zehn Minuten.« Ich sterbe vor Neugier, ihn zu erfahren.
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Made in Japan
In jener primären Phase des an empfindliche Mikroprozessoren angekoppelten nationalen Erwachens trug dieses begabte Volk auf seiner Stirn noch das Kainsmal des Besiegten. Es überschlug sich förmlich, um mit den Amerikanern gemeinsame Unternehmen zu gründen, wobei die Japaner Talent und Mittel, die Amerikaner den Namen des Unternehmens beisteuerten. So entstanden Panasonic, Sony, Sharp, Canon, National und die restlichen Geheimcodes aus Texas. Manchmal ging es auch zu weit. Das Riesenunternehmen, das etwa 100000 schlitzäugige Arbeiter, Ingenieure und Direktoren beschäftigt und etwa ein Drittel der weltweiten Produktion an Büromaschinen liefert, heißt bis heute Brother. Ein Name, der sich beim besten Willen nicht auf Harakiri reimt.
Sie wollten schlicht und einfach von der Welt als Sieger, als Amerikaner betrachtet werden. Das ist letzten Endes nicht verboten. Eines Tages beschloß Japan, den Uhrenweltmarkt unter die Lupe zu nehmen, und es begann Schweizer Uhren herzustellen, die genauso aussahen, genauso exakt liefen und genauso glänzten, allerdings nur die Hälfte kosteten. Die Fabrik wurde natürlich Citizen genannt, um die gelblichen Elemente des Mechanismus zu vertuschen. Danach entdeckten die Japaner Taschenrechner und Videogeräte. Und die Welt wurde im Einheitsrhythmus eines selbstverständlich ebenfalls in Japan hergestellten Metronoms mit diesen elektronischen Wundem überflutet, die sich im Vergleich mit europäischen Erzeugnissen als ebenbürtig erwiesen.
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