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Ephraim Kishon fur Manager

Ephraim Kishon fur Manager

Titel: Ephraim Kishon fur Manager Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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jeder Vagabund hier hereinkommen? Ist das ein Kaffeehaus oder ein Asyl für Obdachlose?« Um Komplikationen zu vermeiden, drängte mich der Cafetier zur Tür hinaus. Meine Frau hatte es gleich gesagt.
    8. November. Heute kam mein Lieblingsvetter Aladar zu mir und bat mich, ihm zehn Shekel zu leihen. »Ich habe sie, aber ich borge sie dir nicht«, antwortete ich. Aladar ist mein Lieblingsvetter, und ich möchte unsere Freundschaft niclt zerstören. Ich habe ohnehin schon genug Schwierigkeiten. Das Innenministerium hat meinen Paß eingezogen. »Wir erwarten Nachricht aus Nordvietnam«, lautete die kryptische Antwort auf meine Frage, wann ich den Paß wiederbekäme. Soviel zu meinem Plan, ins Ausland zu fliehen.
    Meine Frau - deren Warnungen ich in den Wind geschlagen hatte, als es noch Zeit war - läßt mich nicht mehr allein ausgehen. In ihrer Begleitung suchte ich einen Psychiater auf. »Toscanini haßt Sie, weil Sie ihm Schuldgefühle verursachen, erklärte er mir. »Er leidet Ihnen gegenüber an einem verschobenen Vaterkomplex. Sie könnten ihm zum Abreagieren verhelfen, wenn Sie sich für einen Vatermord zur Verfügung stellen. Aber das ist wohl zuviel verlangt?« Ich bejahte. »Dann gäbe es, vielleicht, noch eine andere Möglichkeit. Toscaninis mörderischer Haß wird Sie so lange verfolgen, als er Ihnen das Geld nicht zurückzahlen kann. Vielleicht sollten Sie ihn durch eine anonyme Zuwendung dazu in die Lage setzen.«
    Ich dankte dem Seelenforscher überschwenglich, sauste zur Bank, hob fünfhundert Shekel ab und warf sie durch den Briefschlitz in Toscaninis Wohnung.
    13. November. Auf der Dizengoffstraße kam mir heute Toscanini entgegen, spuckte aus und ging weiter. Ich erstattete dem Psychiater Bericht. »Probieren geht über studieren«, sagte er. »Jetzt wissen wir wenigstens, daß es auf diese Weise nicht geht.« Eine verläßliche Quelle informierte mich, daß Manfred eine große Stoffpuppe gekauft hat, die mir ähnlich sieht. Jeden Abend vor dem Schlafengein, manchmal auch während des Tages, sticht er ihr feine Nadeln in die Herzgegend.
    20. November. Unangenehmes Gefühl im Rücken, wie von kleinen Nadelstichen. In der Nacht wachte ich schweißgebadet auf und begann zu beten. »Ich habe gefehlt, o Herr!« rief ich aus. »Ich habe einem Nächsten in Israel Geld geliehen! Werde ich die Folgen meines Aberwitzes bis ans Lebensende tragen müssen? Gibt es keinen Ausweg?« Von oben hörte ich eine tiefe, väterliche Stimme: »Nein!«
    13. Dezember. Nadelstiche in den Hüften und zwischen den Rippen, Vaterkomplexe überall. Auf einen Stock und auf meine Frau gestützt, suchte ich einen praktischen Arzt auf. Unterwegs sahen wir auf der gegenüberliegenden Straßenseite Obemik. »Ephraim«, flüsterte meine Frau, »schau ihn dir einmal ganz genau an! Das rundliche Gesicht ... die leuchtende Glatze ... eine ideale Vaterfigur!« Sollte es noch Hoffnung für mich geben?
    3. Dezember. Begegnete Toscanini vor dem Kaffeehaus und hielt ihn an. »Danke für das Geld«, sagte ich rasch, bevor er mich niederschlagen konnte. »Obemik hat deine Schuld auf Heller und Pfennig an mich zurückgezahlt. Er hat mich zwar gebeten, dir nichts davon zu sagen, aber du sollst wissen, was für einen guten Freund du an ihm hast. Von jetzt an schuldest du also die hundert Shekel nicht mir, sondern Obemik.« Manfreds Gesicht entspannte sich. »Endlich ein Mensch«, stammelte er und kämpfte tapfer seine Tränen nieder. »In spätestens zwei Wochen hat er das Geld zurück.«
    22. Januar. Als wir heute Arm in Arm durch die Dizengoffstraße gingen, sagte mir Manfred: »Obemik, diese erbärmliche Kreatur, sieht mich in der letzten Zeit so unverschämt an, daß ich ihm demnächst ein paar Ohrfeigen herunterhauen werde. Gut, ich schulde ihm Geld. Aber das gibt ihm nicht das Recht, mich wie einen Schnorrer zu behandeln. Er wird sich wundem, verlaß dich darauf!« Ich verlasse mich darauf.

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    Neulich war ich leichtfertig genug, in einem Literatencafe eine kleine Stäkung zu mir zu nehmen. Nicht etwa, weil ich ein kleines Stündchen in der erhebenden Atmosphäre der Literatur verweilen wollte, sondern eher deshalb, weil mir der Sinn nach einem Kaffee und einem Nußhörnchen stand.
    Am Nebentisch saßen zwei stadtbekannte Literaturagenten, deren lebhafte Konversation ich, ohne dies zu beabsichtigen, mit höchstem Interesse verfolgte.
    »Na«, sagte der eine, »was hast du anzubieten?« »Ich habe drei

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