Ephraim Kishon fur Manager
Sie was? Sie zahlen mir ein Wochenende in Tiberias mit voller Pension!«
Der Vorschlag sagte mir zu. Später erfuhr ich, daß es auch mit den Kontaktlinsen geklappt hätte. Es gibt in Tel Aviv bereits mehrere Optiker, die zusätzlich Bürobedarfsartikel verkaufen und für die Gesamtsumme eine Bestätigung ausstellen, die der Käufer als »Berufsspesen« von der Steuer absetzen kann.
Es gibt auch Antiquitätenhändler, die ihre gefälschten Tonkrüge mit Schreibmaschinen koppeln, und Schönheitssalons, in denen man statt der Massagerechnung eine Quittung für Übersetzungsarbeiten besommt. Die Anrainer des Mittelmeers sind äußerst flexibel und finden sich in den Winkelzügen des Daseins rasch zurecht. Das zeigte sich auch in Tiberias.
»Ein Wochenendzimmer für den Babysitter des Fahrlehrers wäre unter Umständen noch fiei«, sagte der Hotelbesitzer. »Aber nicht telefonisch.«
Ich setzte mich in den Wagen und fuhr nach Tiberias, um die Angelegenheit ins reine zu bringen.
»Lassen Sie mich sehen.« Der Hotelbesitzer blätterte in seinen geheimen Aufzeichnungen. »Der erste Stock ist bereits ausgebucht. Da wohnt der Musiklehrer meiner Tochter, der Besitzer unserer Wäscherei und in der großen Suite unser Steuerberater. Bei uns wird nur noch in Sach- und Tauschwerten bezahlt. Geld nehmen wir nicht, weil wir sonst 80 Prozent -«
»Ich weiß, ich weiß. Aber wie soll ich dann meine Rechnung für den Babysitter zahlen? Haben Sie ein Kleinkind zur Verfügung?« »Nein.«
»Kann ich bei Ihnen Teller waschen?« »Im Augenblick nichts frei. Aber da fallt mir etwas ein: Sie können meinen Zahnarzt bezahlen.«
Und so schloß sich der Kreis. Der Zahnarzt des Hotelbesitzers nahm kein Geld an, um nicht in eine höhere Steuerklasse zu kommen.
Er verlangte statt dessen ein Flugticket nach Uruguay für seine Schwiegermutter, das ich gegen Erlag von 3000 Eiern erstand, mit denen die Redaktion einer führenden Wochenzeitung mein Honorar abgegolten hatte. Der Zahn wurde mir von einem Pfuscher bar gezogen. Was immer man gegen unsere Regierung einwenden mag, und das ist eine ganze Menge - eines muß man ihr lassen: Sie ist auf dem besten Weg, uns durch ihre weise Steuerpolitik vom Fluch des Geldes zu erlösen.
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Der Wundergürtel
»Meine ganz spezielle Verehrung, Herr Ministerialrat. Womit kann ich dienen?« »Ich brauchte für meine Hose einen Gürtel, um sie enger zu schnallen.« »Wenn ich Sie richtig verstehe, dann haben Sie die Absicht, Ihren Lebensstandard zu senken.« »Ganz richtig. Dieser Tage hörte ich eine Rede des Finanzministers, worauf ich zu mir sagte: >0h, wie recht er doch hat! Wenn wir Staatsdiener nicht mit gutem Beispiel vorangehen und unseren Gürtel enger schnallen, wer sollte es dann tun? Nur so können wir unsere ökonomische Unabhängigkeit bewahren, beziehungsweise erreichen !< Und deshalb sehe ich mich jetzt nach einem passenden Gürtel um.« »Goldene Worte, Herr Ministerialrat, goldene Worte. Hier wäre zum Beispiel ein Gürtel, den ich Ihnen mit bestem Gewissen empfehlen kann. Es handelt sich um ein Modell aus handgenähtem Ziegenleder, welches original-mexikanische Ornamente aufweist.« »Sehr hübsch, aber haben Sie nichts Besseres?« »Selbstverständlich. Wie würde Ihnen dieses prachtvolle italienische Export-Modell aus waschechtem TapirLeder gefallen? Die Schnalle ist aus echtem Silber mit eingelegten Halbedelsteinen. Es handelt sich um einen hundertprozentigen Sicherheitsverschluß, absolut reißfest, besonders geeignet für Bankette und Tanzveranstaltungen aller Art.« »Nein, so was trägt heute schon jeder. Ich hätte gerne etwas Besonderes.«
»Ich glaube, dann hätte ich hier das Richtige für Sie, Herr Ministeriarat. Dieser beidseitig verzierte amerikanische Luxusgürtel aus Nashornleder kommt auch dem verwöhntesten Geschmack entgegen. Hier, an der Innenseite, finden Sie achtzehnkarätige Goldhaken zum Befestigen Ihrer Dienstwagenschlüssel. Dieser exklusive Knopf hingegen kontrolliert den eingebauten Mikrocomputer, und hier wäre noch eine Vorrichtung zur Fernsteuerung Ihres Farbfernsehgerätes.« »Gibt es dieses Modell auch mit eingebauter Weckvorrichtung?« »Ja natürlich, mit neun handgeschnitzten Transistoren. Aber zu meinem größten Bedauern hat sich die Lieferung aus der Schweiz verzögert. Ich erwarte sie erst gegen Anfang August.«
»Peinlich.« . . . »Ich bitte Sie, zur Kenntnis zu
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