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ePub: Ashes, Ashes

ePub: Ashes, Ashes

Titel: ePub: Ashes, Ashes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Treggiari
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als je zuvor, aber die Straßen waren immer noch voller Leute, die einkauften oder etwas verkauften oder einfach unterwegs waren. Und dann, als wenn dies alles nur eine Generalprobe für einen Katastrophenfilm gewesen wäre, war vier Jahre später die Epidemie ausgebrochen.
    Lucy hatte die Nachrichtenmeldungen noch im Ohr, wie Szenen aus einem alten, billigen Science-Fiction-Film: die Aufforderung, nicht aus dem Haus zu gehen, die aufkommende Panik, Videos von ausgemergelten Überlebenden mit entzündeten Augen und einer Haut, die wie verbrannt aussah. Dazu die Untergangspropheten mit ihren schwarzen Klamotten und ihrem wirren Gerede von Vögeln, die Krankheiten brachten, und vom Zorn Gottes. Es war beängstigend zu sehen, dass Nachrichtensprecher, die normalerweise wie frisch geföhnte Models aussahen, die Beherrschung verloren. Lucy hatte immer noch Albträume davon. Nach wie vor fuhr sie nachts mit der sicheren Überzeugung aus dem Schlaf, dass ihre Haut über und über verschorft sei und sie von innen heraus verblutete.
    Anstatt gefährlicher Aliens oder eines gigantischen Meteoriten war es das Wiederaufkeimen einer tödlichen Epidemie gewesen, die innerhalb von nur drei Monaten die Bevölkerung der Erde auf weniger als ein Prozent der ursprünglichen Population hatte sinken lassen. Gesund essen, Sport treiben, in einem tollen Haus wohnen, ein schickes Auto fahren – all das spielte plötzlich keine Rolle mehr. Die Epidemie machte vor beinahe niemandem halt, und wie es aussah, starben die Leute zwischen dreißig und sechzig Jahren schneller und elender als alle anderen.
    Wer hätte gedacht, dass Lucy mehr Glück haben sollte als die übrigen Mitglieder ihrer Familie? Lucy »Lucky« Holloway. Früher hatte sie ihren Spitznamen »Glückspilz« gehasst – aber jetzt war alles anders.
    Es war ein merkwürdiger Gedanke, dass Rob, ihr jüngerer Bruder, sie eigentlich nur aus Spaß so genannt hatte. Auch für ihren Hund Rex hatte er einen Spitznamen gefunden: »Tex-Mex« – nachdem sich herausgestellt hatte, dass der Golden Retriever ein Dutzend gefrorener Burritos herunterschlingen konnte, ohne zu kotzen. Und Susan, Lucys ältere Schwester, hatte er »Madie« genannt – als Verniedlichung von Made –, weil sie so gern in eine alte Decke gewickelt auf dem Sofa fläzte und Milchreis aß.
    Lucy war mit ihrem Spitznamen also noch ganz gut davongekommen. »Lucky« statt »Lucy« war ja nicht so übel. Die meisten hatten gar nicht mitbekommen, dass es ironisch gemeint war – wegen ihrer Begabung, über ihre eigenen Füße zu stolpern, Teller zu zerdeppern und Bücher vom Regal zu schmeißen, indem sie einfach nur daran vorbeilief. Als sie noch in die Grundschule ging, hatte sie es sogar geschafft, durch die gläserne Verandatür zu rennen, die von der Küche zum Pool hinausging. Und zwar nicht nur einmal, sondern zweimal, was ihr jedes Mal einen Besuch in der Notaufnahme beschert hatte – mit elf Stichen in der Wade beim ersten Mal und sechs Stichen unterhalb des Kinns beim zweiten Mal.
    Sie wusste, dass ihre Tollpatschigkeit ihren Eltern auf die Nerven gegangen war. In ihrem makellosen, wie aus einem Hochglanzmagazin wirkenden Zuhause war Lucy sich immer wie ein untergeschobenes Kuckuckskind vorgekommen. Hinzu kam, dass sie ihren Eltern kein bisschen ähnlich sah, sondern irgendein dominantes Gen eines uralten walisischen Vorfahren geerbt hatte. Sie war schmal, hatte graue Augen und nicht zu zähmende schwarze Locken – ein echter Kontrast zu den frischen, blonden und durchtrainierten Erscheinungsbildern der restlichen Familie. Sie war ungeschickt und sie war hässlich. Und was das Schlimmste war: Sie war weder begnadet im Sport wie ihr Bruder noch ein Superhirn wie ihre Schwester. Sie war etwas, das ihre als glückliche Hausfrau lebende Mutter und ihr Vater, ein erfolgreicher Rechtsanwalt, einfach nicht verstehen konnten: gut in rein gar nichts.
    In ihrem Tagebuch hatte sie lange, böse und tränenreiche Tiraden darüber verfasst, dass sie sich zu Hause am falschen Ort und einsam fühlte, genau wie in der Schule, wo Leute wie ihr Bruder und ihre Schwester in den Cliquen das Sagen hatten. Irgendwann hatte sie sich selbst eingeredet, dass ihr das egal war, und sie zwang sich, einfach nicht hinzuhören, wenn Rob wieder mal einen sportlichen Sieg errungen hatte oder Madies neues Stipendium Thema beim Mittagessen war. Wenigstens bezeichnete ihr Spitzname nichts, was in verdorbenem Essen herumkroch.
    Die arme Madie! Sie

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